AntisemitismusDeutsch-Israelische Gesellschaft fordert Rücktritt der documenta-Chefin

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documenta People_s Justice

Erst verhüllt, dann abgehängt: Kunstwerk mit antisemitischen Motiven auf der documenta 15

Köln/Berlin – In der Kontroverse über Antisemitismus auf der „documenta 15“ in Kassel fordert die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) personelle und finanzielle Konsequenzen. „Die Leitung der documenta wie deren Aufsichtsgremien haben hier vollständig versagt“, schreibt der neue DIG-Präsident Volker Beck an Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Die Generaldirektorin der documenta, Sabine Schormann, müsse unverzüglich zurücktreten oder vom Aufsichtsrat abberufen werden, sagte Beck dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Aber auch die Mitglieder des vom Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) geleiteten documenta-Kontrollgremiums selbst sollten ihre Posten zur Verfügung stellen. „Nach den Antisemitismus-Vorwürfen schon im Vorfeld hätte der Aufsichtsrat tätig werden und sicherstellen müssen, dass Antisemitismus auf der documenta keinen Platz hat. Stattdessen hat gerade Geselle immer alles gesundgebetet“, sagte Beck.  

Volker Beck_dpa

Volker Beck

Im Zentrum der Kritik stehen offen antisemitische Darstellungen in einem großformatigen Kunstwerk der indonesischen Gruppe Taring Padi, das zunächst verhüllt und nach anhaltenden Protesten entfernt wurde.

In einer E-Mail an Roth, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, spricht Beck nun von der Fortsetzung eines „antisemitischen Feuerwerks“ auf der größten Kunstschau der Welt. Er verweist dabei auf das Werk „Guernica Gaza“ der Künstlergruppe Eltiqa aus dem Gazastreifen, das auf der documenta nach wie vor gezeigt werde, ebenso wie eine „terrorismusaffine, antiisraelische Filmserie“ des Kollektivs „Subversive Films“ aus Brüssel und Ramallah.

Sabine Schormann documenta

Sabine Schormann, Generaldirektorin der documenta 15

„Die Förderung der documenta muss jetzt sofort gestoppt werden“, fordert der DIG-Präsident. Sie widerspreche der Beschlusslage des Bundestags. Die documenta erhält Fördermittel über die Bundeskulturstiftung, die in der Zuständigkeit der Staatsministerin für Kultur und Medien liegt.

Wie Beck erläuterte, bezieht er sich auf die Resolution des Parlaments von 2019 gegen die sogenannte BDS-Bewegung, die unter anderem den Boykott israelischer Waren fordert. BDS steht für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen. Die Ziele der BDS-Bewegung werden von etlichen documenta-Kuratoren unterstützt. Der Bundestag wandte sich in seiner Resolution dagegen, Organisationen finanziell zu fördern, die das Existenzrecht Israels infrage stellen. Auch Projekte, die zum Boykott aufrufen oder die BDS-Bewegung unterstützen, dürften nicht finanziell gefördert werden.

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Die Deutsch-Israelische Gesellschaft ist ein überparteilicher Zusammenschluss zur Förderung der Solidarität mit dem Staat Israel und seiner Bevölkerung. Die DIG hat nach eigenen Angaben 6000 Mitglieder und ist mit 53 regionalen Arbeitsgemeinschaften in ganz Deutschland präsent.

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