Arena, Dom, PhilharmonieZwangspause für die Kölner Kultur wegen Coronavirus

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Collage Veranstaltungsorte

Lanxess-Arena, Kölner Dom und Philharmonie

Köln – Der Erlass der Landesregierung lässt keine Zweifel offen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat angeordnet, dass die örtlichen Behörden alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern „grundsätzlich absagen müssen“. Der Krisenstab der Stadt Köln hat bestimmt, dass „zunächst“ bis 10. April sämtliche Veranstaltungen dieser Größenordnung verboten sind. „Das Ordnungsamt wird die Einhaltung überprüfen“, sagte eine Stadtsprecherin auf Anfrage.

Für Köln bedeutet das, dass in den kommenden Wochen dutzende Veranstaltungen nicht stattfinden werden, zu denen insgesamt mehrere Hunderttausend Menschen gekommen wären. Der finanzielle Schaden ist immens – für Veranstalter wie für Besucher.

Szenario vorbereitet

In der Lanxess-Arena, Kölns größter Veranstaltungshalle mit einer Kapazität von 18 000 Besuchern, hatte man sich seit einigen Tagen auf ein solches Szenario vorbereitet. Alle Konzerte, die in den nächsten viereinhalb Wochen bis Karfreitag hätten stattfinden sollen, wurden nun abgesagt. Bei allen Konzerten werde aber versucht, einen Nachholtermin zu finden, sagte Arena-Chef Stefan Löcher. Für die Arena bedeutet der wochenlange Stillstand aber in jedem Fall eine Millioneneinbuße, so Löcher: „Für uns ist der wirtschaftliche Schaden natürlich immens, da enorm hohe Fixkosten für den Betrieb unserer hundertprozentig privatwirtschaftlich betriebenen Arena anfallen und wir bis auf weiteres ohne Einnahmen dastehen.“

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In der Arena hätten bis Anfang April unter anderem die Kölner Band AnnenMayKantereit, der britische Sänger James Blunt und der US-Gitarrist Carlos Santana auftreten sollen. Letzterer hat aber ohnehin seine komplette Europa-Tournee wegen des Coronavirus auf das kommende Jahr verlegt.

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Die Philharmonie hat nur eine Stunde nach dem Ministererlass reagiert: Am Dienstag spielte das Gürzenich-Orchester in einem völlig leeren Konzertsaal. Die Zuschauer wurden ausgeladen, stattdessen der Auftritt über einen Livestream auf der Homepage des Orchesters übertragen. „Die Kammerkonzerte des Gürzenich-Orchesters werden voraussichtlich stattfinden“, hieß es weiter. „Ob, und unter welchen Umständen“ die Abonnementkonzerte Ende März durchführbar sind, werde „zeitnah“ mitgeteilt.

Keine Auswirkungen für Dom

Auf den Kölner Dom hat die 1000-Teilnehmer-Regel momentan keine Auswirkungen. „Wir haben aktuell an Gottesdiensten und auch an anderen Tagen weniger als 1000 Besucher“, sagt Markus Frädrich, Sprecher des Domkapitels. Deshalb sei eine Schließung der Kathedrale derzeit kein Thema. Das wird es aber. In einem Monat ist Ostern, dann werden zu einigen Messen mehr als 1000 Zuschauer erwartet. Unter anderem zelebriert Kardinal Rainer Woelki am 5. April das Pontifikalamt an Palmsonntag, was also innerhalb der Verbotsfrist bis zum 10. April liegt.

Der Krisenstab

Seit sich die Lage zum Coronavirus verschärft hat, tagt in regelmäßigen Abständen der Krisenstab der Stadtverwaltung. In ihm kommen Vertreter verschiedener Behörden und Institutionen zusammen, darunter von verschiedenen Dezernaten und Ämtern, von der Landespolizei und der Feuerwehr, städtischen Gesellschaften wie die Kölner Verkehrs-Betriebe oder der Köln-Messe. Der Krisenstab kommt nicht täglich, sondern „anlassbezogen“ zusammen, derzeit jedoch fast täglich. Er traf sich Montag und Dienstag und das nächste Mal am Donnerstag. (og)

Wie der Dom mit solchen Großgottesdiensten umgeht, ist noch unklar. Sollten mehr als 1000 Menschen in die Kathedrale kommen, sei kaum vorstellbar, für den Dom eine Ausnahme zu machen und eine Messe mit sehr vielen Menschen trotzdem zuzulassen, sagte eine Stadtsprecherin.

Sollten sich Organisatoren großer Veranstaltungen nicht an das Verbot halten, schreitet das Ordnungsamt ein, kündigt die Stadtverwaltung an. In welcher Form das geschehen soll und welche Strafen Veranstaltern drohen, wenn sie die Verfügung missachten, steht noch nicht fest. Der Erlass des Ministers sei erst am Dienstagnachmittag erfolgt, „deshalb müssen wir das genaue Vorgehen noch besprechen“, war aus der Verwaltung zu erfahren.

Verwaltungs-Checkliste

Indes sind auch Veranstaltungen mit weniger als 1000 Besuchern gefährdet, wenn etwa die Besucher zu einer Risikogruppe gehören, also zum Beispiel ältere Menschen. Hier liegt die Verantwortung beim jeweiligen Veranstalter, ob das Ereignis stattfindet.

Die Stadtverwaltung hat eine Checkliste erstellt, die Veranstaltern helfen soll, das Risiko ihres Events einzuschätzen. Die Liste fragt unter anderem die Altersstruktur der zu erwartenden Besucher ab, wie eng Teilnehmer zusammen stehen, oder ob Gäste aus bekannten Corona-Risikogebieten kommen. Die Stadt hat für ihre eigenen kleineren Publikumsveranstaltungen die Checkliste offenbar bereits mehrfach angewandt.

Mehrere Bürgerversammlungen wurden abgesagt oder verschoben.

Die Stadtspitze wollte sich am Dienstag nicht zum Erlass der nordrhein-westfälischen Landesregierung äußern. Dies werde am Mittwoch geschehen, hieß es von der Stadtverwaltung.

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