Ausstellung im Kölner MAKKUnvermeidlicher Kitsch und Tinnef im Großformat

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Filzjacke von Karen Petermann

  • In der Ausstellung „Manufactum Staatspreis NRW 2019“ im Kölner MAKK sind die Kandidaten für den Staatspreis NRW zu sehen.
  • Zu sehen gibt es vieles – längst nicht alles ist gut, meint unser Kunstkritiker.

Oh, das ist ja nett, denkt man sich beim Domhammer von Stephan Wittkampf. Am längeren Ende des Holzstiels steckt ein zweiter Kopf, der mit dem ersten die Silhouette der Domspitzen imitiert. Einen Nagel würde man damit aber eher nicht in die Wand schlagen.

Auch Vanessa Dreßens Kapuzenschal aus Kupferdraht und Mohairseidengarn hat was, und dass es für die schmucken Erinnerungsstücke, die Andrea Schmidt aus alten Eheringen fertigt, einen Markt gibt, ist leicht einzusehen. Bei Dirk Krülls inszenierten Naturfotografien mit Plastikmüll denkt man sogar an Kunst – aber vielleicht auch nur, weil seine Arbeiten die bunte Land Art Andy Goldsworthys zu parodieren scheinen.

Seit 1963 verleiht das Land Nordrhein-Westfalen den Manufactum Staatspreis für Kunsthandwerk, der mit der gleichlautenden Warenhauskette lediglich den Namen teilt. In sechs Kategorien – Kleidung und Textil, Medien, Möbel, Schmuck, Skulpturen, Wohnen – wird jeweils ein Hauptpreis zu 10.000 Euro ausgelobt, um das gestaltende Handwerk im Land zu fördern. In die Endauswahl kamen dieses Jahr Unikate von 128 Bewerbern; sie sind bis Mitte Oktober im Kölner Museum für Angewandte Kunst (MAKK) zu sehen.

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Man kann durch diese Ausstellung schlendern und sich daran erfreuen, wie gut sich die Teilnehmer auf ihr oft ehrwürdiges Handwerk verstehen – und am unvermeidlichen Kitsch (der reicht von Skulpturen in Grabstein-Optik bis zur geschmäcklerischen Große-Frauen-der-Historie-Galerie) einfach vorübergehen. Oder man ärgert sich darüber, dass sich ein Museum wie das MAKK für sechs Wochen in eine Auslage für exquisiten Tinnef im Großformat verwandelt. Selbst bei den prämierten Arbeiten geht die Wahrscheinlichkeit, dass sich sie eines Tages in der Sammlung dieses Hauses finden werden, gegen Null.

Das MAKK hat nicht nur eine bedeutende Sammlung und eine lange Geschichte; es zeigte früher auch regelmäßig Ausstellungen von überregionaler Ausstrahlung. Heute gehört es zu den Kölner Museen, die unter den aktuellen Gegebenheiten – marode Bausubstanz, schmales Ausstellungsbudget, dünne Personaldecke – hervorragende Arbeit leisten. Wobei man einfach gerne wüsste, wozu das MAKK in der Lage wäre, wenn die Gegebenheiten besser und dem Haus angemessen wären.

Am Samstag vergibt NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen die sechs Staatspreise. Sie werden glückliche und verdiente Abnehmer finden, und möglicherweise muss sich das MAKK ebenfalls glücklich schätzen, weil es dem Land seine Räume überlassen durfte. Allerdings wird Pfeiffer-Poensgen wissen, dass darin nicht der Zweck eines solchen Hauses liegen kann. Vielleicht sollte das Land NRW überlegen, ob sie der Stadt Köln ihr Museum einfach abkauft. Diese hat lange genug bewiesen, dass sie nichts Rechtes mit ihm anzufangen weiß.

„Manufactum Staatspreis NRW 2019“, Museum für Angewandte Kunst, Köln, An der Rechtschule, Di.-So. 10-18 Uhr, bis 13. Oktober.

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