„Live at the Bon Soir“Auf diese Album-Sensation haben die Fans von Barbra Streisand 60 Jahre gewartet

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Die junge Barbra Streisand mit weißer Schleife im Haar.

Barbra Streisand in den 1960er Jahren. (Archivbild) 

Entertainment-Legende Barbra Streisand (80) veröffentlicht am 4. November mit „Live at the Bon Soir“ ein neues Live-Album. Mit 60 Jahren Verspätung, denn hierbei handelt es sich um Archiv-Aufnahmen, die ursprünglich die Grundlage für ihr Debütalbum 1962 bilden sollten.

Das Erscheinungsdatum am 4. November ist kein Zufall, denn auf den Tag genau wurden auch jene Aufnahmen im Jahre 1962 festgehalten. Streisands Auftritte im Bon Soir Club im New Yorker Greenwich Village wurden vom 4. bis 6. November 1962 an drei Abenden aufgezeichnet; knapp einen Monat, nachdem die 20-jährige Theatersensation ihren Vertrag mit Columbia Records unterzeichnet hatte.

Barbra Streisand: Grammy für Debüt-Album

Letztendlich wurde die Idee, ein Live-Album als ihr Debüt zu veröffentlichen, zugunsten der Studioaufnahmen auf „The Barbra Streisand Album“ verworfen. Keine schlechte Entscheidung, denn die 1963 veröffentlichte LP wurde ein Jahr später mit dem Grammy für das Album des Jahres ausgezeichnet. Die elf Lieder auf diesem Studio-Album waren bereits ausnahmslos bei den besagten Live-Auftritten zu hören. Einige jener Aufnahmen wurden vor 30 Jahren erstmals im 3-CD-Box-Set „Just for the Record“ veröffentlicht.

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Für die Streisand war das Engagement im Bon Soir keineswegs Neuland, denn sie trat hier bereits seit 1960 zum vierten Mal an mehreren Abenden auf. Eine Zeitzeugin beschrieb das Bon Soir später als „sehr dunkel und klein, sanft beleuchtet mit Kerzen auf jedem Tisch. Und hinten gab es eine winzige Bar. Diese Bar war komplett schwul ... Der Nachtclub war überwiegend heterosexuell, aber in der Bar hinten gab es drei oder vier schwule Männer.“ Schon damals fand die Streisand ihr hingebungsvollstes Publikum und umgekehrt.

Barbra Streisand neues Album: Modernste Technologie für uralte Masterbänder

Insgesamt werden auf „Live at the Bon Soir“ 24 Songs zu hören sein, also deutlich mehr, als Columbia Records seinerzeit für das Debütalbum angedacht hatte. Die Abmischung der Aufnahmen soll sich ebenfalls stark von jenen unterscheiden, die vor sechs Jahrzehnten herausgekommen wären. In der Ankündigung des Albums wird auf Probleme mit den ursprünglichen Masterbändern hingewiesen, die die Produzenten und Studio-Tüftler mit moderner Technologie beheben konnten.

Alles wurde komplett neu abgemischt – inklusive der bereits 1991 veröffentlichten Live-Aufnahmen. Die neuen Abmischungen wurden von Streisand höchstpersönlich sowie dem Produzenten und Grammy-Preisträger Jochem van der Saag kuratiert. Die Beiden arbeiteten bereits auf Streisands letztem Album „Release Me 2“ zusammen, das 2021 erschien und ebenfalls historische Aufnahmen enthält.

Barbra Streisand Song „Cry Me a River“ bereits veröffentlicht

Um die Fans einzustimmen, wurde mit „Cry Me a River“ Ende September bereits die erste Aufnahme aus dem Live-Album auf allen Download- und Streaming-Plattformen veröffentlicht. „Cry Me a River“ war auf dem 1963er-Debüt von Streisand das Eröffnungslied.

Das Original stammt von Julie London und war im Jahre 1955 ein großer Erfolg in den US-Single-Charts. Es begründete Londons Karriere als Nachtclub- und Torch-Song-Sängerin. London war ein großer Einfluss für Sängerinnen wie Diana Krall, die wiederum 2009 mit Barbra Streisand das Album „Love Is the Answer“ aufnahm. Hier schließt sich also mehr als nur ein Kreis.

Barbra Streisand: Weltstar seit sechs Jahrzehnten und glühende Demokratin

Streisand hat in ihrer Karriere allein in den USA rund 70 Millionen Album verkauft – nur Mariah Carey und Madonna können da mithalten. Darüber hinaus hat die Streisand in sechs aufeinanderfolgenden Jahrzehnten Platz-eins-Platzierungen erreicht. Sie ist die einzige Künstlerin, die mit dem Oscar, dem Tony, dem Emmy, dem Grammy, der Directors Guild of America, dem Golden Globe, der National Medal of Arts und dem Peabody Award sowie mit der französischen Ehrenlegion und dem American Film Institute's Lifetime Achievement Award ausgezeichnet wurde. Sie ist außerdem die erste Filmregisseurin, die die Kennedy Center Honors erhielt.

Im Jahr 2015 überreichte ihr der damalige US-Präsident Barack Obama die Presidential Medal of Freedom. Er schwärmte von ihrer Stimme: „wie flüssige Diamanten“. Streisand dürfte das als glühende Demokratin besonders gefreut haben. Noch heute lässt sie keine Gelegenheit aus, um gegen die Republikaner und ganz besonders gegen Donald Trump zu schießen.

Die CD „Live at the Bon Soir“ wird von Columbia Legacy als Hardcover-Book-Package mit einem 32-seitigen Booklet, das zahlreiche historische Notizen und Fotos enthält, erscheinen. Für das kommende Jahr ist darüber hinaus ein Doppel-LP-Set mit Gatefold-Cover geplant, mit einem ähnlichen 12-seitigen Booklet und 180-Gramm-Vinyl. Als Stream ist das Album unter anderem bei Spotify abrufbar.

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