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Berlinale-Bär für Meltem KaptanWer ist dieses Kölner Multitalent?

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Meltem Kaptan mit ihrem silbernen Bären

Köln/Berlin – Wer die Kölner Comedy-Szene gut kennt, oder leidenschaftlich backt, der kennt wahrscheinlich auch Meltem Kaptan. Dem größeren Kino-Publikum sagte der Name bislang allerdings nichts – doch das ist jetzt vorbei: Die Kölner Comedienne, Schauspielerin und Moderatorin wurde gerade auf der Berlinale mit einem Silbernen Bären für beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle ausgezeichnet. 

Eine Comedienne, die zufällig ins Schauspielfach gerutscht ist, ist die 41-Jährige aber nicht. Schließlich stand am Anfang ihrer Karriere eine Schauspiel- und Gesangsausbildung in Istanbul und Washington - sie spielte in Musicals und Kurzfilmen. Erst 2013 ging sie mit ihrem eigenen Comedy-Programm auf Tour, seit drei Jahren moderiert sie zusammen mit  Kolleginnen die Kölner Kabarett-Sendung „Ladies Night“.

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Und backen kann sie auch noch: Zum ersten Mal als Fernseh-Moderatorin war sie bei der Sat1-Show „Das große Backen“ zu sehen, seit vergangenem Jahr präsentiert sie bei Vox die tägliche Sendung „Allererste Sahne – Wer backt am besten?“.

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Dass sie nun aber  mit ihrer ersten große Hauptrolle in einem deutschen Film gleich die internationale Jury begeisterte, ist eine der großen Überraschungen der Berlinale. In Andreas Dresens Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ spielt sie eine deutsch-türkische Mutter.

Kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wird ihr Sohn Murat verdächtigt, Terrorist zu sein. Und er wird als einer der ersten in dem berüchtigten Gefangenenlager Guantanamo inhaftiert und dort später auch gefoltert.

Der Film zeigt, wie sie zusammen mit einem Menschenrechtsanwalt für die Freilassung ihres Sohnes kämpft.  „Meltem Kaptan (…) passt wie die Faust aufs Auge zu Andreas Dresens besonderer Begabung, brisante Themen (in diesem Fall basierend auf tatsächlichen Ereignissen) und alltägliche Sorgen der kleinen Leute zu verbinden“, heißt es in der Ankündigung des Films.

Dramatisch und humorvoll

Dass ihre Darstellung von Rabiye Kurnaz bei aller Dramatik sehr humorvoll ist, habe nichts mit ihrem Comedy-Background zu tun, betonte die Schauspielerin in der ARD-Sendung „titel thesen temperamente“:  „Das ist tatsächlich nicht etwas, wo ich gesagt habe: Ich muss das jetzt künstlich einfügen, damit das hier lustig wird. Sondern das ist tatsächlich ein ganz wichtiger Bestandteil von ihr. Wie sie lebt und wie sie ihren Alltag meistert.“

Die Jury zeichnete sie für ihr „zutiefst menschliche Darstellung“ aus und bei der Verleihung zeigte sich Meltem Kaplan begeistert davon, dass in dieser Berlinale-Jury so viele verschiedene Kulturen zusammen gefunden haben, die die Leidenschaft für Filme verbindet.

Sie sprach auf Deutsch und Türkisch und dankte neben ihrem Film-Team auch ihren Eltern, die ursprünglich aus der Türkei kommen, für ihre „bedingungslose Liebe“: „Mama und Papa, ihr seid hier vor so vielen Jahren hergekommen aus einer kleinen Stadt und  ihr habt nichts von euren Töchtern verlangt.“ So hätten sie sie nie dazu gedrängt, Medizin oder Jura zu studieren und sie immer ihren Weg gehen lassen. Ihren Preis widmet die Schauspielerin „Rabiye Kurnaz und allen Müttern, deren Liebe stärker ist als Grenzen.“

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