Burkhard Driest gestorbenEin Leben im Schatten der Gewalt

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Burkhard Driest

Burkhard Driest

Köln – Burkhard Driest steckte gerade in den Vorbereitungen seines mündlichen Examens im Rahmen des Jurastudiums, als er in Burgdorf bei Hannover eine Bank überfiel. Schon zuvor war er als notorischer Schläger bei der Polizei aktenkundig geworden – nach seiner Verurteilung 1966 durch das Landgericht Göttingen zu fünf Jahren Zuchthaus saß er seine Strafe in Celle ab, ein Querulant, der seine juristische Bildung nutzte, um die Anstaltsleitung mit Anträgen und Beschwerden zugunsten seiner Mitgefangenen zu überziehen. Dennoch, oder vielleicht deswegen, wurde er nach drei Jahren aufgrund guter Führung entlassen. Driest wurde Schauspieler.

Und nicht allein das. Auch als Autor machte er sich einen Namen, und als Talkshow-Berühmtheit. Den Ruhm in letzterer Eigenschaft verdankte er vor allem Dietmar Schönherr und dessen Sendung „Je später der Abend“, beziehungsweise Romy Schneider, die ebenfalls als Gast geladen war und Driest mit den Worten an der Lederjacke zupfte: „Sie gefallen mir, Sie gefallen mir sehr.“ Klang das nicht wie Sissi, die ähnlich lieblich vor ihrer Hochzeit mit Franz Joseph flötete: „Ich liebe ihn, ich liebe ihn sogar sehr“?

Ein auffälliger Schüler

Diese Szene verschaffte Driest schlagartig eine Bekanntheit, von der er zeitlebens zehrte. Er, der 1945 mit seiner Familie aus der sowjetisch besetzten Zone nach Niedersachsen floh und als Kind schwer unter der Scheidung seiner Eltern litt, galt seinen Lehrern als „auffälliger Schüler“ – auch als Autor und Schauspieler war er unbequem. Ihm haftete das Image des harten Kerls an, das er selbst gern kultivierte, als er später erzählte – wieder in einer Talkshow, diesmal in der von Markus Lanz – weitere Banken überfallen zu haben. Aber nicht nur seine Biografie, auch sein Erscheinungsbild, die tiefen Gesichtsfalten, das kantige Kinn, verströmte die Aura einer gewissen Brutalität.

Dabei war Driest ein genauer Chronist der bundesrepublikanischen sozialen Realität der 70er Jahre: In „Die Verrohung des Franz Blum“ mit Jürgen Prochnow in der Hauptrolle, der ihm selbst ähnlich sah, verarbeitete er als Autor seine Jahre im Knast. In einer Fernsehserie für den NDR wandte er sich den zum Teil prekären Arbeitsbedingungen von Lehrlingen zu. Sein Leben blieb überschattet von Gewalt: 1980 zeigte ihn seine Schauspielkollegin Monika Lundi wegen Vergewaltigung an. Im Alter von 80 Jahren ist Burkhard Driest am Donnerstag nach langer Krankheit in Berlin gestorben. Das teilte seine Frau am Freitag mit. (mit dpa)

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