Corboud zum Wallraf Richartz Museum„Fühle mich an der Nase herumgeführt“

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Marisol Corboud und OB Henriette Reker im Wallraf

Marisol Corboud und OB Henriette Reker im Wallraf

Köln – „Ich fühle mich an der Nase herumgeführt“, sagt Marisol Corboud. Zwar habe Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker ihr immer wieder versichert, dass der Erweiterungsbau zum Wallraf Richartz Museum & Fondation Corboud nicht vergessen sei, sagte die Stifterin am Mittwoch im Gespräch mit dieser Zeitung. „Doch Taten sind diesen Zusicherungen nicht gefolgt.“ Die Präsidentin der Fondation Corboud glaubt mittlerweile nicht mehr, „dass da noch irgendetwas passiert“. Vielmehr hege sie den Verdacht, dass die Entscheidung über die Erweiterung ins Unendliche verzögert werden solle.

Noch im Mai hatte Marisol Corboud der Stadt ein Ultimatum gestellt, das verstrichen ist. Zuletzt im Juli 2018 hatte sie sich verärgert geäußert: „Ich finde es langsam unmoralisch, dass der Erweiterungsbau immer noch nicht garantiert ist.“

Bilder „nach und nach“ aus Köln abziehen

Nun will Marisol Corboud die Bilder der Fondation Surpierre, die derzeit im Depot des Museums untergebracht sind, „nach und nach“ aus Köln abziehen. Ein entsprechendes Schreiben ist in dieser Woche an das Büro der Oberbürgermeisterin geschickt worden. Die Präsidentin der Fondation Gérard Corboud tut dies aus Verärgerung und Enttäuschung über den Stillstand beim Erweiterungsbau.

Die Impressionismus-Sammlung des Schweizers, der diese gestiftet hatte, war der Grund gewesen, dem Kölner Kunstmuseum den Zusatz „Fondation Corboud“ zu verleihen. Die Bilder der Fondation Surpierre, die nach der Heimat von Gérard Corboud im Schweizer Kanton Freiburg benannt ist, gehören offiziell nicht zu dieser Stiftung. Daher könne über diese „unabhängig verfügt werden“, wie Marisol Corboud betont. Die Werke seien allerdings in kunsthistorischer Sicht ein wichtiger Teil der Impressionismus-Sammlung: „Sie werden fehlen.“

Nach Angaben von Museumsdirektor Marcus Dekiert befinden sich aktuell noch 19 der insgesamt 33 Werke der Fondation Surpierre in Köln. Zu diesem Konvolut gehören Werke von Manet, Macke und Degas. Ausgestellt wurden sie nicht mehr, seit das „Damoklesschwert“ eines Abzugs über ihnen schwebte. Unter diesen sind nach seinen Angaben einige, „bei denen es schön wäre, hätten sie im Hause bleiben können.“ Immerhin sei nun Klarheit geschaffen.

Mehr als 170 Werke 

Die Sammlung Corboud gelangte 2001 nach Köln und umfasst mehr als 170 Werke des Impressionismus und des Nachimpressionismus. Marisol Corboud hatte im Juli 2016 die Präsidentschaft der Fondation Corboud von ihrem Schweizer Ehemann Gérard Corboud übernommen, der am 5. März 2017 gestorben ist. Der Erweiterungsbau auf dem benachbarten Gelände des ehemaligen Kaufhaus Kutz wird seit bald 18 Jahren von der Stadt angekündigt. Auf 1000 Quadratmetern sollen Werke des Museums präsentiert werden. Hinzu kommen Wohn-, Büro- und Geschäftsräume.

Peter Jungen, der Vorsitzende des Stifterrates, meint, dass man in den fünf Jahren, die seit dem Architektenwettbewerb vergangen sind, „ein Museum dieser Größenordnung leicht hätte bauen können“. Er äußert Verständnis dafür, „dass die Fondation Corboud nach 18 oder 19 Jahren des Wartens das Vertrauen in die Stadt Köln verloren hat.“ Der Erweiterungsbau sei auch deshalb notwendig, weil ein Drittel der Sammlung Corboud permanent ausgestellt werden müsse. Die Regelung gehe zulasten der weiteren Werke des Museums: „Das platzt aus allen Nähten“, so Jungen. Direktor Dekiert bestätigt die Raumnot: „Der Erweiterungsbau wäre sehr in unserem Sinne.“

Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die den Abzug in einem Statement am Mittwoch bedauerte, hatte in der Vergangenheit mehrfach erläutert, dass in Gesprächen mit der Stifterin und dem Stifterrat des Museums der Zeitplan besprochen worden sei. Der sehe einen Baubeschluss durch den Rat im Juli 2020 vor, so dass im Falle einer Zustimmung 2021 mit dem Bau begonnen werden könne und eine Eröffnung 2023 möglich sei. Allerdings bedarf es für den formellen Baubeschluss des Stadtrates eine abgeschlossene Entwurfsplanung. Wann die zu erwarten ist, ist ungewiss, da die Vertragsverhandlungen mit den Architekten haken. Peter Jungen sagt: „Nach meiner Einschätzung ist der Ratsbeschluss, der für die Sitzung im Juli 2020 vorgesehen ist, jetzt nicht mehr zu machen.“

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