Deutsche Oper am RheinDüsseldorf könnte ein neues Opernhaus bekommen

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Blick in den Innenraum des Düsseldorfer Opernhauses von der Bühne aus: Weil das sanierungsbedürftige Gebäude immer neue Millionen verschlingt, gewinnt jetzt die Diskussion über einen Neubau an Fahrt. 

Köln – Neubau oder Sanierung? Man erinnert sich: In Köln wurde einst zugunsten eines Schauspiel-Neubaus entschieden, den man dann aber doch kippte. Die Sanierung von Opern- und Schauspielhaus am Offenbachplatz aber hat sich zur unendlichen Geschichte ausgewachsen. Sanieren im Bestand erweist sich eben immer wieder als riskanter denn neu zu bauen.

Bereits 40 Millionen Euro für Sanierungen ausgegeben

Die öffentlichen Bauten, die in den 50er- bis 70er Jahren hochgezogen wurden, sind nicht nur in Köln marode. Auch in der Landeshauptstadt haben Instandhaltung, Erneuerungen, Anbauten der Theaterbauten bereits etliche Millionen verschlungen. Im Opernhaus liegt der Beginn der jüngsten Sanierungsphase zwölf Jahre zurück. Sie schlug mit 40 Millionen Euro zu Buche.

Und als im vergangenen Herbst öffentlich wurde, dass nun mindestens ein neues Dach fällig wird und sich weitere unaufschiebbare Maßnahmen auf 18 Millionen (konservativ geschätzt) summieren dürften, wurden erste Stimmen laut, die einen Neubau ins Gespräch brachten.

Nun ist ein Expertenbüro vorgeprescht, hat alle Optionen durchgespielt und präsentiert als favorisierte Lösung den Abriss des alten Hauses mit dem spröden Charme der historisierenden 1950er Jahre und einen kühnen, das bestehende Haus überbietenden Neubau. Die anderen Optionen – Sanierung oder Neubau im Medienhafen nach Veräußerung des Grundstücks in der Düsseldorfer Filet-Lage – halten die Experten für kleinmütig und wenig zukunftsfähig.

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Düsseldorfs Opernhaus wurde in den Jahren 1954 bis 1956 errichtet. 

Vor allem geht es den Gründern der „Projektschmiede“, dem Architekten Jan Hinnerk Meyer und Hagen Lippe-Weißenfeld, dem früheren kaufmännischen Direktor der Kunstsammlung NRW, darum, eine „sachliche und emotionsfreie“ Diskussion anzustoßen.

Ruf nach mehr Platz für Orchester und Bühne

Für die kühne Lösung eines Neubaus spricht unter anderem, dass das alte Haus nicht genügend Platz für dringende Erweiterungen bietet, wie etwa einen größeren Orchestergraben. Auch die Bühnenmaße sind unter dem Aspekt internationaler Koproduktionen zu klein dimensioniert. Zudem fehlt im bestehenden Haus an der Heinrich-Heine-Allee eine Probebühne, die Seitenbühnen sind zu schmal, und Teile von Dramaturgie und Verwaltung mussten bereits ausgelagert werden.

Der Neubau an alter Stelle bietet aus der Sicht der Projektschmiede außerdem die Perspektive, mit dem Ehrgeiz eines „Signature-Buildings“ den großzügigen architektonischen Gestus der Neubauten am Kö-Bogen aufzunehmen. Außerdem denkt der Plan auch die Ideen des bereits in der Stadt angestoßenen „Blaugrünen Rings“ weiter, die darauf zielen, den Rhein mit den großen Parks und den wie an einer Perlenschnur aufgereihten Kulturorten – darunter dem Opernhaus – sichtbarer als bisher zu verbinden und als Flaniermeile erlebbar zu machen.

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Der Arbeitstitel der Projektschmiede für den Neubau lautet also einprägsam „Kö-Bogen Oper“, und tatsächlich sieht der Plan vor, dass das neue Opernhaus sich zu beiden Seiten hin öffnet: wie bisher zur Heinrich-Heine-Allee und zugleich zum Hofgarten und Kö-Bogen hin. Der Haupteingang wäre dann über die Hofgartenseite zu erreichen und böte eine Rampe, mit der Besucher bis aufs Dach gelangen könnten.

Das Opernhaus in Oslo und die Hamburger Elbphilharmonie standen Pate zu dieser Idee, in beiden Fällen ist das Konzept bekanntlich aufgegangen. Lippe-Weißenfeld und Meyer träumen von erweiterten Nutzungen des neuen Hauses, die von einer „Kulturlounge“ über Musikschulräume bis hin zu großzügiger Gastronomie und einem Hotel reichen.

Die Visualisierungen der Projektschmiede liefern detaillierte Ansichten der Pläne und geben der Debatte recht konkretes „Futter“. Nun ist die Politik gefragt, Lippe-Weißenfeld und Meyer, auch die CDU plädieren für ein international besetztes Symposium. Und selbstverständlich müssen eine öffentliche Ausschreibung und ein Wettbewerb folgen.

So oder so bleiben heikle Fragen: Was ist mit dem Denkmalschutz? Wohin zieht die Oper während der etwa fünfjährigen Bauzeit? Und was wird aus der Theaterehe mit Duisburg, die unter anderem deshalb funktioniert, weil die bisherigen Bühnenmaße beider Häuser einigermaßen harmonierten?  

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