Deutsches FotoinstitutKölner Sammlungsleiterin kritisiert Planung

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SK Stiftung Kultur im Mediapark

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Köln – Seit bald zwei Jahren schwelt der Streit um Ausrichtung und Standort eines geplanten Deutschen Fotoinstituts – jetzt hat sich die Kölner Photographische Sammlung der SK Stiftung Kultur auf die Seite der Stadt Düsseldorf geschlagen. Voraussichtlich in dieser Woche werde man mit dem Verein zur Gründung und Förderung des Deutschen Fotoinstituts in Düsseldorf einen Kooperationsvertrag unterschreiben, bestätigte Gabriele Conrath-Scholl, Leiterin der Photographischen Sammlung, eine Anfrage dieser Zeitung. Beide Seiten passen inhaltlich „sehr gut zueinander“, so Conrath-Scholl, zudem wolle sie dem Düsseldorfer Projekt „eine Perspektive geben“.

Conrath-Scholl verband ihre Ankündigung mit Kritik am Konzept des von Kulturstaatsministerin Monika Grütters favorisierten Standorts Essen. Der Essener Entwurf für das Deutsche Fotoinstitut sei „sehr stark historisch und zu wenig auf die Zukunft des Mediums ausgerichtet“, sagte sie, zudem sei das Essener Konzept zu wenig kooperativ. „Wir müssen die Aufgaben auf viele Schultern verteilen und ein Netzwerk für alle fotografischen Institutionen schaffen. Es ist illusorisch zu glauben, durch ein Bundesinstitut wären alle gut versorgt.“

Monika Grütters favorisiert Essen als Standort

In der aktuellen Diskussion, so Conrath-Scholl, fühlten sich viele fotografische Sammlungen „aus dem Boot geschubst“. Es gehe ihr daher auch nicht darum, gegen Essen Stimmung zu machen. Vielmehr sehe sie in der Debatte über die Standorte Essen und Düsseldorf noch großen Klärungsbedarf – „und wir würde gerne dabei mithelfen, die offenen Fragen zu klären“.

Mit der Photographischen Sammlung erhält die Düsseldorfer Initiative eine starke Fürsprecherin. Das international renommierte Kölner Haus besitzt den Nachlass von August Sander und darüber hinaus zahlreiche Werke anderer bedeutender Fotografen der sachlichen und dokumentarischen Fotografie. Eine Kooperation mit Düsseldorf, Heimat der dokumentarischen Schule von Bernd und Hilla Becher, liegt also durchaus nahe, zumal der Becher-Schüler Andreas Gursky zu den treibenden Kräften des Düsseldorfer Fotoinstituts gehört. Freilich dürfte die Entscheidung über den Standort eines Bundesinstituts für Fotografie nicht an Rhein und Ruhr, sondern in Berlin getroffen werden.

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Der Standortstreit mutet ein wenig absurd an, da sich sämtliche Experten darüber einig sind, dass in Deutschland zu wenig dafür getan wird, das fotografische Erbe zu bewahren. In den Museen und Sammlungen fehlt es oft an Personal, Raum und technischer Ausstattung, ein nationales Institut, das nach dem Vorbild etwa des Marbacher Literaturarchivs die Fotogeschichte erforschen und wichtige Werke und Materialien konservieren würde, sucht man vergebens. Jetzt könnte das lange geforderte Projekt endlich verwirklicht werden, doch kamen Kulturstaatsministerin Grütters und das Land Nordrhein-Westfalen einander auf der Zielgeraden in die Quere.

Während eine von Grütters eingesetzte Expertenkommission noch über Details beriet, ließ NRW sein Konzept für ein in Düsseldorf ansässiges Deutsches Fotoinstitut an der Staatsministerin vorbei vom Bundestag beschließen und stellte dafür schon einen Millionenbetrag bereit. Statt die scheinbar vollendeten Tatsachen zu akzeptieren, zog Grütters dann allerdings die Notbremse und verkündete, sie wolle zu Standort und Konzept die Empfehlungen ihrer Kommission abwarten. Diese votierte dann für Essen und gegen Düsseldorf.

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