Abo

Die heimliche Heldin der Nasa

Lesezeit 2 Minuten

Das Wort „Computer“ bezeichnet ursprünglich keine programmierbare Datenverarbeitungsmaschine, sondern menschliche Hilfskräfte, die wiederkehrende Berechnungen ausführen. Diese Computer waren oft weiblich, auch deswegen, weil man Frauen weniger zahlte.

Katherine Coleman Goble Johnson arbeitete 33 Jahre lang als Computer in der „Flight Research Division“ der Nasa, ohne dass jemand außerhalb der amerikanischen Weltraumbehörde ihren Namen kannte. Unter den weißen, männlichen Nasa-Mitarbeitern in ihren gestärkten Hemden und schmalen, schwarzen Krawatten war sie als afro-amerikanische Frau gleich doppelt marginalisiert. Ihrer Arbeit musste Johnson zusammen mit anderen schwarzen Rechenkräften in einem abgetrennten Raum nachgehen, mit segregierten Ess- und Waschräumen. „Colored Computers“ stand an der Tür des Großraumbüros. Und doch war es Johnson, die nur mit Hilfe von Bleistift und Rechenschieber die Flugbahnen für die ersten Astronauten errechnete, angefangen mit Alan Shepards Pionierflug in der „Freedom 7“.

Als dessen Kollege John Glenn als erster Amerikaner in einem Raumschiff die Erde umkreisen sollte, hatte die Nasa zum ersten Mal einen Computer im modernen Wortsinn eingesetzt. Glenn weigerte sich zu fliegen, bevor nicht Katherine Johnson – er hatte speziell nach ihr gefragt – die Berechnungen der Maschine bestätigt hatte.

Alles zum Thema Film und Fernsehen

Der strahlende weiße Held erscheint hier als passive Nutzlast in einer Metallkapsel, die ihre Bahn nach den Vorgaben einer schwarzen Frau zieht. Später arbeitete Johnson auch am Apollo- und am Space-Shuttle-Programm. Während der Beinahe-Tragödie von Apollo 13 entwickelte sie ein System, mit dem die Astronauten an Bord des havarierten Raumschiffes ihre Position bestimmen konnten.

Die Glenn-Anekdote bildete 2016 den Höhepunkt des oscarnominierten Films „Hidden Figures“, in dem Katherine Johnson von Taraji P. Henson verkörpert wird. Johnson, damals 98 Jahre alt, präsentierte sich als einzig Überlebende der im Film dargestellten Frauen mit den Stars des Filmes und erhielt Ovationen im Stehen: Jetzt war sie doch noch berühmt geworden.

Im Jahr zuvor hatte ihr US-Präsident Obama die Freiheitsmedaille verliehen: „Katherine Johnson hat sich nicht von den Erwartungen einschränken lassen, die die Gesellschaft an ihr Geschlecht und ihre Ethnie richtete – und hat dabei die Grenzen der Menschheit erweitert.“ Bald darauf taufte die Nasa die Computational Research Facility in Virginia auf ihren Namen.

Vergangenen Montag ist Katherine Johnson im Alter von 101 Jahren gestorben.

KStA abonnieren