Die Liebe zum Tango

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Harte Rhythmik, flinke Finger, versonnene Blicke von Musikern und Publikum: Tango hört man viel zu selten auf der Harfe. Das dachten sich vermutlich auch Laura Oetzel und Daniel Mattelé – und haben gleich ein ganzes Programm dazu erstellt. So verschafft „Das Harfenduo“ dem oft unterschätzten Instrument neues Gehör; das kennt der normale Zuhörer ja oft nur als Beiwerk fürs Orchester oder gruselige Begleitung von Film-Bösewichtern.

Mit der sympathisch-anrüchigen Tanzmusik, die Ende des 19. Jahrhunderts in argentinischen Elendsvierteln und Bordells entstanden ist, bringt man es nicht überein. Genau das macht aber das Spannende an Oetzels und Mattelés Darbietung aus, die dadurch genauso stimmungsvoll wie ungewohnt für die Ohren klingt.

Tatsächlich liegt die Mischung gar nicht so fern, wie man auf Anhieb denken mag. In der frühen Tangomusik spielte die Harfe eine große Rolle, wurde jedoch später aus dieser fast völlig verdrängt. Oetzel und Mattelé mussten daher alle dargebotenen Stücke in Kleinstarbeit selber arrangieren; immerhin gibt es wenige bis gar keine Tango-Stücke für Harfe mehr.

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Umso besser, dass die beiden hier zum Wohlgefallen der Zuhörer Vergangenes wieder aufleben lassen und mit Interpretationen alter Meister wie Gerardo Matos Rodríguez und moderner Komponisten wie Astor Piazolla erfreuen. Von diesem stammt auch die Zugabe an diesem ungewöhnlichen Abend in der Kölner Kartäuserkirche. Die hypnotische Melodie von „Libertango“ sollte einigen Zuhörern bekannt vorkommen, wenn auch nur aus Grace Jones’ Pop-Bearbeitung aus den frühen 80ern.

Zusätzlich zur virtuosen musikalischen Darbietung kommen auch die Komponisten der aufgeführten Werke selbst zu Wort. Einige Stücke leitet das deutschlandweit tourende Duo Oetzel und Mattelé – die beiden traten am Wochenende auch in St. Augustin und Bergisch Gladbach auf – in „Ángel y Diablo“ mit Zitaten und Textzeilen von Liedern der jeweiligen Schöpfer ein. Diese kommen teilweise schon etwas altmodisch und geschwollen daher, aber sie stellen auch poetisch das dar, was die beiden mit ihrem Programm umtreibt – und das ist unbedingt die Liebe zum Tango.

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