Doku bei Amazon Prime„Inside Borussia Dortmund“ hält nicht, was es verspricht

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inside bvb

Roman Weidenfeller (v.l.n.r.), Stadionsprecher Norbert Dickel, Mats Hummels, Sebastian Kehl, Patrick Owomoyela und Mario Götze bei der Präsentation der Doku-Serie „Inside Borussia Dortmund“

Ganz zu Beginn sieht man den Borsigplatz aus der Vogelperspektive, danach den Signal Iduna Park. Wie könnte es auch anders sein, wenn es um diesen Fußballverein geht? „Inside Borussia Dortmund“ heißt die vierteilige Doku, die Amazon Prime produziert hat. Und so wenig überraschend der Einstieg, so wenig überraschend geht es in der Serie von Aljoscha Pause weiter.

Spieler, die im Halbdunkel in der Kabine sitzen und danach im Tunnel stehen, um ins Licht zu gehen. Untermalt wird das alles von dramatischer Musik. Es ist nicht das erste Amazon-Projekt dieser Art mit einem europäischen Club. „All or nothing“ heißt die Serie über Manchester City. Die Ästhetik ist in beiden Formaten ähnlich.

Mit „Inside Borussia Dortmund“ am eigenen Mythos arbeiten

Fußball ist viel mehr als nur ein Spiel, und die Zeiten, in denen elf Freunde auf dem Platz standen, sind längst vorbei – wenn es sie denn jemals gab. Es geht um das ganz große Geld. Und wer das verdienen möchte, kommt ohne die Macht der Bilder nicht aus. Dabei geht es immer auch um Nähe. Soziale Medien suggerieren den Fans, ihren Stars im Alltag über die Schulter schauen zu können.

„Inside Borussia Dortmund“ bietet dem BVB die Chance, am eigenen Mythos zu schrauben, ohne die Kontrolle über das sorgsam gepflegte „Echte Liebe“-Image jemals abzugeben.

Nähe wird nur suggeriert

Man sieht die Stars zwar in der Kabine, im Bus, beim Physiotherapeuten oder im Trainingslager. Hinzu kommen Einzelinterviews mit Trainer und Vereinsführung und mit Stars wie Marco Reus und Axel Witzel. Da erfährt man dann nette Anekdoten, etwa dass Reus eigentlich Dennis heißen sollte, sein Vater aber so von Marco van Basten bei der EM 1988 begeistert war, dass der Sohn auch diesen Namen tragen sollte. Und zwischendrin gibt es immer wieder die schönsten Tore des BVB, Gegentore hingegen sieht man selten. Aber wirklich Neues, Überraschendes, gar Kontroverses erfährt man nicht.

„Inside Borussia Dortmund“ begleitet die Rückrunde der vergangenen Saison, und man mag sich gar nicht ausmalen, wie diese Serie geworden wäre, hätte der BVB nach seinen Höhenflügen die Meisterschaft nicht doch noch verspielt. So gibt es immerhin einen schimpfenden Julian Weigl nach der aus BVB-Sicht extrem frustrierenden 0:5 -Niederlage gegen Bayern München zu sehen.

„Inside Borussia Dortmund“ suggeriert Nähe, zeigt aber letztlich doch meist nur Hochglanzbilder. Für Fans ist das interessant, für alle anderen schwierig.

Die erste Folge von „Inside Borussia Dortmund“ gibt es bei Amazon Prime Video. Jeden Freitag wird eine neue Episode veröffentlicht.

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