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Guido Cantz im Interview„Ich werde ohne Schutzmaske moderieren“

Lesezeit 6 Minuten
Guido Cantz (1)

Guido Cantz freut sich auf das Jubiläum von „Verstehen Sie Spaß“.

  • Guido Cantz hat in seiner Karriere als Fernsehmoderator schon vieles erlebt. Doch die Jubiläumssendung von „Verstehen Sie Spaß“ wird auch für ihn zur absoluten Herausforderung.
  • Erstmals muss Cantz ohne Stargäste, Publikum und damit auch ohne Beifall auskommen. Dafür erhält er besondere Unterstützung auf seiner Couch - natürlich mit dem gebotenen Abstand.
  • Und so viel verrät er im Interview: Im Gegensatz zu seinem Team wird er keine Schutzmaske tragen.

Herr Cantz, am Samstagabend feiert die TV-Show „Verstehen Sie Spaß“ ihren 40. Geburtstag. Sie sind seit zehn Jahren und nunmehr 50 Folgen als Moderator dabei. Doch erstmals ohne Publikum im Saal und ohne Stargäste auf dem Sofa. Wie fühlt sich das an?

Das ist schon komisch, aber ganz alleine bin ich dann doch nicht. Comedian Bülent Ceylan ist in München mit im Studio und Dr. Eckart von Hirschhausen – beide mit dem gebotenen Abstand. Hirschhausen war ja einst der erste Kollege, den ich reinlegen durfte. Die anderen Gäste werden dann per Video zugeschaltet. So die früheren Moderatoren Paola Felix, deren Mann Kurt Felix den Show-Klassiker ja vor 40 Jahren erfunden hatte, Dieter Hallervorden, Cherno Jobatey und Frank Elstner. Dazu auch Bergsteigerlegende Reinhold Messner sowie Axel Prahl und Jan Josef Liefers, die Kommissare aus dem Münster-Tatort, bei denen ich ja mal als Leiche gelegen habe. Beide Schauspieler hätten eigentlich mit der SWR-Big-Band, auf die wir auch verzichten müssen, etwas singen sollen. Vielleicht machen sie das nun von zu Hause aus, aber das weiß ich derzeit noch nicht.

Werden Sie mit Schutzmaske moderieren? Und wird wie in einigen Shows der Privatsender der Beifall vom Band eingespielt?

Nein. Beifall von Leuten, die nicht da sind, gibt es nicht. Ich werde auch ohne Schutzmaske moderieren, während die Kameraleute und Techniker alle eine tragen werden. Bei der ersten Probe war das schon eine gespenstische Atmosphäre. Ich war mit dem Auto nach München gefahren und musste dann erst einmal die Hände desinfizieren, ehe ich ins Gebäude durfte. Das Team war verkleinert und ich habe auch eine Schutzmaske getragen.

Was bieten Sie denn den Fernsehzuschauern zum Jubiläum?

Viele Highlights aus den vergangenen 40 Jahren – dabei können die Zuschauer gleich für ihren Favoriten abstimmen und so den besten Film aller Zeiten wählen – und einige neue Streiche. So haben wir eine Aktion von Kurt Felix aus der 80er Jahren in einem Supermarkt neu inszeniert. Und es hat immer noch funktioniert.

Und was waren für Sie die Höhepunkte in Ihrer Zeit?

Ich erinnere mich noch gut, dass ich mir vor meiner ersten Show noch die Hände gewaschen habe und dann einen großen Wasserfleck auf der Hose hatte. Der leuchtete aber auf der türkisfarbenen Hose dunkelblau. Und so hat der Produktionsleiter mit einem Fön vor mir gekniet und den Fleck getrocknet. Damit war bei mir auch gleich ein Teil der Nervosität verflogen. Ich werde auch nie vergessen, dass ich Joe Cocker kennengelernt habe, von dem ich schon lange ein Fan war. Obwohl wir uns vorher nur kurz bei der Probe gesehen hatten, behandelte er mich in der Sendung, als wären wir alte Kumpels. Weitere Höhepunkte für mich waren die Auftritte in Vollmaske. Es ist schon extrem aufwendig, wenn man vier Stunden oder länger in der Maske sitzt. Aber das lohnt sich. So als Tatort-Leiche oder Skilehrer, als Domschweizer oder auch in Frauenrollen. Mark Forster hatte bis zum Schluss nicht einmal gemerkt, dass ich keine Frau bin.

Hat die Aktion mit der versteckten Kamera auch schon mal nicht geklappt?

In einer Straßenszene macht das nicht viel aus, die kann man neu drehen, aber wenn man Promis reinlegen will, hat man nur einen Versuch. Und der ist bei Joachim Llambi und Rea Garvey gescheitert. Die hatten gleich etwas gemerkt und das haben wir dann auch im TV gezeigt. Aber nur zwei, die uns enttarnt haben, ist doch für zehn Jahre ein ganz guter Schnitt.

Sind Sie auch selbst schon reingelegt worden?

Ja zweimal – bisher. Beim ersten Mal von Mario Barth und Steffen Henssler. Das hatte ich tatsächlich überhaupt nicht gepeilt. Beim zweiten Mal sollte ich von meinem Team und Yvonne Catterfeld in meiner eigenen Sendung vorgeführt werden. Aber das hatte ich doch ziemlich schnell durchschaut.

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Wen haben Sie denn für die Zukunft noch so auf der Liste?

Ich würde gerne mal einen im Karneval hochnehmen. Da kenne ich mich ja aus und das steht auch noch an. Oder einen Spitzenpolitiker. Bei Claudia Roth hatte es ja gut geklappt. Angela Merkel wäre schon ein tolles Ziel, solange sie noch Kanzlerin ist. Allerdings braucht man für so ein Vorhaben auch immer gute Lockvögel und Komplizen.

Wieso funktioniert eine Show wie „Verstehen Sie Spaß“ auch noch nach 40 Jahren? Hat die kein Verfallsdatum?

Ich glaube nicht. Es ist eine Sendung für die ganze Familie und das Thema Schadenfreude funktioniert sicher auch noch in 20 Jahren. Der Zuschauer hat einen Wissensvorsprung. Und das macht ihm Spaß. Inzwischen ist die Marke seit 2010 auch im Netz super erfolgreich. Da haben wir insgesamt fast 900 Millionen Aufrufe bei Youtube. Kinder und Jugendliche finden das gut, dass mit der versteckten Kamera auch Erwachsene reingelegt werden und eben auch mal schlecht aussehen.

Eine Fernsehshow ohne Publikum mag ja noch angehen, aber wie sieht es mit einem Solo-Programm ohne Zuschauer aus. Sie wollten eigentlich ab Mai mit „Das volle Programm – ich sehe was, was du nicht siehst“ auf Tour gehen.

Die Tournee der neuen Show, die amüsant und komisch durch 70 Jahre deutsche Fernsehgeschichte führt – vom ersten Testbild bis zum letzten Dschungelkönig – haben wir erst einmal in den Spätsommer verschoben. Als Komiker auf der Bühne zu stehen ohne Lacher und ganz ohne Publikumsreaktionen, das ist schon sehr schwierig.

Wie erleben sie den die aktuelle Situation mit „zu Hause bleiben“ und wie schätzen Sie die Lage ein?

Eigentlich gehe ich da sehr kreativ mit um. Wie viele andere Leute auch habe ich schon mein Büro aufgeräumt. Als nächstes kommen noch Keller und Speicher dran. Zudem bin ich Hobbylehrer für meinen Sohn Paul, der die vierte Klasse der Grundschule besucht. Deutsch, Mathe, Sachkunde – einiges lerne auch ich da gegenwärtig wieder neu. Ich bin zwar ein optimistischer Mensch, aber ich glaube, dass uns die aktuelle Situation noch einige Monate begleiten wird. Deswegen kommt der Unterhaltung im Fernsehen auch eine wichtige Aufgabe zu.

Herr Cantz, Sie sind ja nicht nur Fernsehmoderator, sondern auch Komiker und Büttenredner. Darf man über Corona Witze machen?

Ganz sicher nicht über Leute, die krank sind. Aber durchaus über die Begleiterscheinungen. Über die Jagd nach Klopapier, über Väter, die mit ihren jugendlichen Söhnen wieder basteln oder Familien, die sich das Scrabble-Spiel beibringen – ohne Google zu benutzen.

Wird Corona ein Thema in der kommenden Karnevalssession?

Ich glaube schon. Wir haben viel daraus gelernt. Und ich hoffe, dass wir dann auch befreit darüber lachen können.

Das Gespräch führte Norbert Ramme

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