Abo

Hilferuf des SohnsNachlass des Kölner Malers Hans Rolf Maria Koller bedroht

Lesezeit 3 Minuten
Motiv aus Hans Rolf Maria Kollers Zyklus „Die Nacht des Menschen“

Motiv aus Hans Rolf Maria Kollers Zyklus „Die Nacht des Menschen“

Köln – „Es ist ein Hilferuf“, sagt Philipp Koller, ein letzter Versuch, das Werk seines verstorbenen Vaters vor der Obdachlosigkeit zu retten. Koller ist der Sohn des Kölner Malers Hans Rolf Maria Koller, der zwischen 1963 und 1971 an den Kölner Werkschulen lehrte und für die Rathausgalerie ein offizielles Bürgermeister-Porträt beisteuerte. Am bekanntesten ist er in Köln jedoch für seine großformatigen Bilderzyklen.

In „Endstation Ubierring“ reihte er Porträts der Kölner Stadtgesellschaft auf über einhundert Metern auf, die „Nacht des Menschen“ besteht aus 42 überlebensgroßen Werken. Mit ihnen wollte sich Koller ein gegenständliches Bild von den Schrecken des 20. Jahrhunderts machen. Es gibt darin bedrückende Ansichten von Knochenbergen, aber vor allem von Menschen in einer kargen, mythisch überhöhten Welt, deren nackte, klagende Leiber vor Schmerz gekrümmt sind; Koller nannte die „Nacht des Menschen“ einmal seinen „Leidensfries“.

Vor bald sechs Jahren verstarb der gebürtige Kölner im Alter von 82 Jahren. Seitdem liegt der gemalte „Leidensfries“ gemeinsam mit etlichen anderen großen Leinwänden weitgehend vergessen in einem Industriebau in Köln-Ehrenfeld. Hier durfte Koller einen langgestreckten Raum über Jahrzehnte kostenlos als Lagerhalle nutzen, etwa 200 in den Jahren 1970 bis 2008 entstandene Ölbilder werden hier immer noch aufbewahrt. Allerdings müssen sie jetzt raus. Das gesamte Industrieareal steht zum Verkauf, der mäzenatische Mietvertrag wurde letztes Jahr gekündigt. Seitdem sucht Philipp Koller eine neue Bleibe für den „wiederaufgetauchten Schatz“. Bislang vergeblich. Die Zeit drängt mittlerweile, bis Mitte Februar soll geräumt sein.

Offenbar hat der Umfang des Bilderschatzes, so Philipp Koller, stets die Möglichkeiten derer überstiegen, die er kontaktierte, darunter Archive und ein auf Künstlernachlässe spezialisiertes Haus. Am liebsten würde er die Arbeiten in einer städtischen Museumssammlung sehen, sagt Koller, es habe auch entsprechende Gespräche, aber leider keine Einigung gegeben. So bliebe nur noch der Umzug in die Hallen eines professionellen Lageristen. Doch allein der Transport würde mehrere Tausend Euro kosten, hinzu käme eine monatliche Miete im dreistelligen Bereich. Beides, so Koller, könne er sich derzeit nicht leisten; und die Mutter, Hans Rolf Maria Kollers Witwe, lebe von einer schmalen Rente.

Das könnte Sie auch interessieren:

Man sieht sofort, dass die Ehrenfelder Industriehalle keine idealen Bedingungen für die in ihr aufbewahrte Kunst bietet. Immerhin stehen die Werke trocken und lichtgeschützt, viele sind luftdicht verpackt. Andere lehnen offen an der Wand oder stehen auf Staffeleien, als würde der Maler lediglich pausieren, einmal kurz Atem holen. Sie machen durchweg einen gut erhaltenen Eindruck, und in jedem Fall möchte man sie nicht in eine Garage gezwängt sehen – sofern sie dieses teilweise monumentale Stück Kölner Kunstgeschichte überhaupt aufnehmen könnte.

„Meine größte Sorge ist“, sagt Koller, „dass das alles kaputt gehen könnte.“ Sie scheint nicht unbegründet zu sein. Der Hilferuf kommt spät, aber hoffentlich nicht vergeblich.

KStA abonnieren