Impulse-TheaterfestivalIm „Sex Drive” durch den Angstraum Köln

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Impulse-Festivalleiter Haiko Pfost

Köln. – Zwei große Trends beobachtet Haiko Pfost im Freien Theater. Zum einen, sagt der Leiter des Theaterfestivals Impulse, sei da die zunehmende Internationalisierung der Gruppen und der Produktionen. Zum anderen gebe es immer häufiger ganz aufs Lokale ausgerichtete Arbeiten, die auch wirklich nur an einem bestimmten Ort stattfinden können.

Seit fast 30 Jahren zeigt Impulse die wichtigsten Arbeiten aus dem deutschsprachigen Raum, die abseits des Stadttheatersystems entstehen. Die 29. Ausgabe findet vom 13. bis zum 23. Juni statt. Dem ersten Trend kann man bei den „Showcases“ genannten Gastspielen beobachten, die dieses Jahr in Düsseldorf stattfinden. Für die vermehrte Hinwendung zum Ortsspezifischen hat Pfost selbst in Köln recherchiert, bei der Polizei, bei der Drogenhilfe, bei Sexberatern und Sexarbeitern. „Es gab sogar einen Initialmoment, als mich die 17-jährige Tochter eines Kollegen fragte, ob sie noch alleine nach Köln fahren könne, oder ob sie Pfefferspray mitnehmen müsse?“

Realität hinter Skandalmeldungen 

Daraufhin hat Pfost unter dem durchaus provokant gemeinten Titel „Angstraum Köln“ Künstler dazu eingeladen, die Ängste, die sich spätestens seit der Silvesternacht 2015/16 mit der Stadt verbinden, zu beleuchten, mithin zu entdramatisieren, jedenfalls einen Blick auf „die komplexe Realität hinter den Skandalmeldungen zu werfen“, wie es im Programmheft heißt.

In „Sex Drive“ etwa laden Natalie Ananda Assmann und Rana Farahaniden die Besucher zu einer Autofahrt ein, die sie zu historischen Orten des Kölner Straßenstrichs führt. Antje Schupp knüpft in „Blind Date Islam“ ein erhellendes Band zwischen jeweils einem (nicht-muslimischen) Zuschauer und einem Menschen muslimischen Glaubens. Und Alexandra Berlinger und Martin Wagner haben unter dem an eine Kölsch-Werbung erinnernden Titel „Sie spritzt, er spritzt“ am Neumarkt eine als „Konsumfreiraum“ deklarierte Holzbox aufgestellt, die innerhalb der Festivalwoche mehrmals verschoben werden soll.

Alles Aktionen und Performances, die, so Haiko Pfost, in den hierarchischen Strukturen des Stadttheaters nicht hätten entstehen können. Der immer noch verbreiteten Ansicht, dass die Freie Szene Nachwuchsarbeit für die Stadttheater leiste, tritt der Festivalleiter vehement entgegen. „Denn Stadttheater und freies Produzieren sind ganz verschiedene und eigenständige Welten.“

www.impulsefestival.de

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