Jazz-Highlights im NovemberDie Welt zu Gast in Köln

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Die iranisch-kanadische Sängerin Golnar Shahyar studierte in Wien.

Köln – Köln dürfte die Großstadt mit den meisten ortsansässigen Jazz-Musikerinnen und Musikern sein. Dass sich die äußerst vitale Musik-Enklave mehr und mehr der Welt öffnet, ist auch fürs Publikum ausgesprochen spannend. Der improvisierende Jazz als kommunikative Spielform zieht in die Welt und lädt zugleich illustre Gäste zu sich ein. Das November-Angebot ist voll von Beispielen für diesen inspirierenden Austausch.

Eine Stadt voller internationaler Stars

Aus New York kommen die Mitglieder des Quintetts „Future Memories“ der mittlerweile in Köln ansässigen Schlagzeugerin Mareike Wiening (Stadtgarten, 1.11.). Es spielt am selben Tag wie Denis Gäbel’s Good Spirits Quartet, zu dem neben Sebastian Sternal die New Yorker Reuben Rogers und Clarence Penn) gehören (King Georg). So hat man die Qual der Konzertwahl, zumal beide Bands aktuell herausragende Alben vorlegten.

Ebenfalls aus New York kommen Liz Kosack, die mit Christian Wallumrød und Philip Zoubek ein fulminantes Tasten-Trio bildet (Loft, 1.11.), sowie Saxofon-Star Jonathan Beshay, der zweimal zu erleben ist: im Quartett mit Dominik Raab, Clemens Orth und Johan Hörlén im Salon de Jazz (7.11.) sowie mit Raab, Billy Test und Martin Gjakonovski im King Georg (10.11.). Altsaxofonist Hörlén und Dominik Raab sind zudem mit John Goldsby bei Real Live Jazz im Filmhaus zu genießen (6.11.).

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Konzerte auch mit europäischen Größen des Jazz

Weitere US-Gäste sind die Saxofonisten Ned Ferm bei „Pablo Held meets...“ im Rahmen eines spannenden Ensembles (Loft, 7.11.) und Harry Allen bei Martin Sasses brillantem Straight-Ahead-Quartett (King Georg, 15.11.). Gitarren-Star Brandon Seabrook spielt mit Janning Trumann 4 (Loft, 24.11.), Kahil El„Zabar kommt mit einem Don-Cherry-Tribut ins King Georg (26.11.), mit dabei auch Don Cherrys Sohn David Ornette Cherry.

Europäische Gäste sind die österreichische Pianistin und Komponistin Ursula Reicher beim Subway Jazz Orchestra (Subway, 2.11.) und Cellist Stephan Braun beim Cologne Contemporary Jazz Orchestra im Stadtgarten (20.11.). Dorthin kommt auch die junge, dänische Saxofonistin Mette Rasmussen mit ihrem Trio North (7.11.), während der slowenische Saxofonist Jure Pukl im Loft auf Bassist Oliver Lutz und Schlagzeuger Jonas Burgwinkel trifft (9.11.) und der schwedische Saxofonist Magnus Lindberg seine Band „Stockholm Underground“ mit Henrik Janson, Lars Danielsson und Per Lindvall in die Philharmonie (25.11.) bringt.

Klaeng-Festival

Quasi „die ganze Welt“ zu Gast hat das Klaeng-Festival (Stadtgarten, 12.-14.11), das in diesem Jahr mit einem vorzüglich kuratierten Programm aufwartet und grundverschiedene Musikwelten ins Verhältnis setzt. Gleichsam als Gesamtkunstwerk reiht das Festival nicht einfach nur verheißungsvolle Konzerte aneinander, knüpft vielmehr ein weltumspannendes Klangnetz aus mal solistischen, mal Ensemble-Darbietungen, das von der Tuareg-Musik aus einem Sahara-Dorf in Niger (Les Filles de Illighadad) bis zum eleganten „Welt-Gitarristen“ Bill Frisell reicht.

Will man aus diesem inspirierenden Angebot überhaupt ein Ereignis herausheben, dann die stimmliche Naturgewalt der in Teheran geborenen Sängerin, Komponistin und Dichterin Golnar Shahyar, die im Quartett mit Protagonisten der österreichischen Jazz- und Improvisationsszene spielt.

Reza Askari

Schon lange zählt der 1986 in Fulda geborene Bassist Reza Askari zu den wichtigen Künstlerpersönlichkeiten in Köln. Vor zehn Jahren gründete er seine bis heute brillierende Formation Roar (mit Saxofonist Stefan Karl Schmidt und Schlagzeuger Fabian Arends), erst im Oktober spielte er im Loft ein aufsehenerregendes Solokonzert. Nun ist er in drei Konzerten zu hören: im Quartett Stax des Schlagzeugers Max Stadtfeld (Real Live Jazz im Filmhaus, 20.11.), im Nils Tegen Trio mit Norbert Scholly (Loft, 22.11.) sowie als Mitglied des Ensembles Soulcrane von Trompeter Matthias Schwengler (Jaki, 26.11.).

Urania, Artheater, Salon de Jazz

Auch im Urania in Ehrenfeld hat der Jazz nun eine Heimstadt. Unbedingt hörenswert sind der französische Kontrabass-Virtuose Renaud Garcia-Fonds im Trio mit Sitar und Schlagzeug (3.11.), das „isländische“ Duo Lars Duppler und Stefan Karl Schmid (12.11.) sowie das Quartett des griechischen Lyra-Spielers Sokratis Sinopoulos.

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Auch der Salon de Jazz bereichert wieder die Konzertpalette, u.a. mit dem Felix Hauptmann Trio (1.11.), dem Sitaristen Hindol Deb (15.11.) sowie dem Gipfeltreffen der Gitarristen Jonathan Kreisberg und Nelson Veras (20.11.). Exzellente Akzente setzen auch das Artheater (u.a. mit einer energiegeladenen Session-Band um Saxofonistin Angelika Niescier und den dänischen Gitarristen Teis Semey, 15.11.) und der Heimathirsch (u.a. mit dem temperamentvollen, alle Schubladen sprengenden Musikerinnen-Sextett um Iris Eckert und Lucie Graehl, 21.11.)

Noch mehr Highlights

Damit nicht genug, gibt es weitere, sehr besondere Konzert-Leuchttürme: Pianist Simon Nabatov, der mit vorzüglichen Musikern an zwei Abenden neue Kompositionen nach Werken des russischen Schriftstellers Mikhail Bulgaov (Loft, 5./16.11.) spielt; das Geburtstagskonzert von Posaunist Nils Wogram (Loft, 5.11.), das Foursight Quartet der 85-jährigen Bass-Legende Ron Carter mit einem „Tribute to Miles Davis“ (Philharmonie, 16.11., mit dabei Ramón Valle Trio), das Quartett des neuen Sax-Stars Stephanie Lottermoser (King Georg, 21.11.), schlussendlich das Fuchsthone Orchestra mit der nächsten Etappe seiner faszinierenden Musikreise (Stadtgarten, 27.11.).

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