AfD-Mann und linke AktivistinNDR verteidigt Auswahl der Fragesteller der „Wahlarena“

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Armin Laschet bekam in der „Wahlarena“ eine Frage von einer Fridays-for-Future-Aktivistin gestellt.

Rund um die ARD-Sendung „Wahlarena“ ist eine Diskussion um mangelnde Transparenz aufgekommen. In dem Format können Wählerinnen und Wähler den Kanzlerkandidaten Fragen stellen. Ein Teil des Publikums wird dazu vom Meinungsforschungsinstitut infratest dimap ausgewählt, um einen Querschnitt der Bevölkerung abzubilden. Ein anderer bewirbt sich mit konkreten Fragen selbst. In den Sendungen mit Annalena Baerbock und Armin Laschet wurde dabei der politische Hintergrund einiger Fragesteller nicht öffentlich gemacht.

Baerbock sprach mit Energiekonzern-Mitarbeiter und AfD-Mitglied

In der von NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz und WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni moderierten Sendung war am 6. September Annalena Baerbock zu Gast. Mit einem Zuschauer sprach sie dabei über die Energiewende.

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Sprach in der Sendung mit einem Vattenfall-Mitarbeiter und einem AfD-Funktionär: Annalena Baerbock.

Joachim Werlich, der sich als Lausitzer vorstellte, fragte Baerbock ob sie bereit sei, die Verantwortung für flächendeckend entstehende Versorgungsengpässe zu übernehmen. Was die Zuschauenden nicht erfuhren: Werlich arbeitet einen Energiekonzern. Und engagiert sich im Vorstand der CDU in der sächsischen Stadt Weißwasser.

Alles zum Thema Annalena Baerbock

Werlich war jedoch nicht der einzige Fragesteller, dessen Parteizugehörigkeit in der „Wahlarena“ nicht genannt wurde. Auch Werner Vieler befragte Annalena Baerbock zur Sicherstellung der Energieversorgung. Er stellte sich als „Chirurg im Ruhestand aus Lübeck“ vor. Über seine Mitgliedschaft in der AfD-Fraktion in der Lübecker Bürgerschaft verloren hingegen weder er noch die ARD ein Wort.

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„Fridays for Future“-Aktivistin bekam ein Talkshowcoaching

Am Mittwoch, den 15. September, folgte dann der Auftritt von Armin Laschet in der „Wahlarena“. Eine 15-Jährige stellte sich im Laufe des Panels als „Schülerin und Klima-Aktivistin bei Fridays for Future“ vor. Nachdem sie die Klimapolitik Laschets und seiner NRW-CDU kritisierte („Sie haben sich und NRW hoch gelobt, aber Ihre Klimapolitik ist in den letzten Jahren eigentlich eine Katastrophe. Sie war von krassen Fehlentscheidungen und Skandalen geprägt“), fragte sie den CDU-Kandidaten nach seinen Sofortmaßnahmen in den ersten 100 Tagen im Amt. 

Für ihre harschen Worte an Laschet bekam die 15-Jährige im Internet viel Zustimmung – aber auch Kritik. So wurde bekannt, dass die Schülerin von der linken Kommunikationsagentur „hartaberlinks“ gecoacht wurde. Einige Twitter-User beklagten, dass die Verbindung zur Agenturchefin Emily Laquer nicht offengelegt wurde. Laquer ist Mitglied der interventionistischen Linken, die vom Verfassungsschutz als linksradikal eingestuft und beobachtet wird. 

Die Schülerin selbst widersprach auf Twitter der Behauptung einiger Medien, sie sei gezielt für eine Konfrontation mit Laschet „geschickt“ worden. Die „Fridays for Future“-Aktivistin Luisa Neubauer verteidigte die Schülerin auf Twitter mit dem Slogan: „Talkshowtraining für alle!“.

Auch Ricarda Lang, stellvertretende Bundesvorsitzende der Grünen, argumentierte, auch politisch engagierte Bürgerinnen und Bürger müssten in der „Wahlarena“ vertreten sein dürfen.

NDR sieht kein Problem in der Auswahl der Gäste

Auf Anfrage dieser Zeitung sagte NDR-Chefredakteur und Moderator Andreas Cichowicz: „In der ‚ARD-Wahlarena‘ sollen Kandidatinnen und Kandidaten direkt auf konträre Positionen und persönliche Stimmen treffen. Dabei behandeln wir alle gleich. In der Vorwoche traf Annalena Baerbock auf einen Mitarbeiter aus der ostdeutschen Kohleindustrie, Olaf Scholz wurde zu Cum-Ex und dem Wirecard-Skandal befragt und Armin Laschet stellte sich gestern der Frage einer jungen Klimaschutz-Aktivistin aus der Hamburger Fridays-for-Future-Gruppe. Die Entscheidung, diese Menschen jeweils einzuladen, traf allein die Redaktion. Niemand kann uns jemanden in die Sendung schicken.“

Laut NDR seien alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien zuvor dem Bundeskriminalamt gemeldet worden, das in keinem Fall Einwände hatte. Zudem seien „persönliches politisches Engagement und Parteimitgliedschaften der Teilnehmenden keine generellen Ausschlusskriterien, so lang ein politisches Mandat die Ebene eines Kreisvorsitzes nicht überschreitet.“

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