Abo

Kölner AuktionenBlütenlese im Rheinland – Die Höhepunkte bei Lempertz und Van Ham

Lesezeit 4 Minuten
Kunstauktionen1

Kommt bei Van Ham unter den Hammer: Die Mohnblüte von Fritz von Wille.

Köln – Raritäten sowie bedeutende Werke aus der Sammlung eines bekannten Kölner Unternehmers und aus dem Nachlass eines Kölner Kardinals wecken in den Frühjahrsversteigerungen der beiden Kölner Auktionshäuser Lempertz und Van Ham das Interesse.

Kunsthaus Lempertz

Bevor Lempertz 28 Kunstwerke aus dem Nachlass von Joachim Kardinal Meisner aufruft (dazu erfolgt ein separater Bericht), startet die Schmuckabteilung (14.5.) mit einem glänzenden Angebot; darunter ein um 1840/50 in Belgien gefertigtes Korsagen-Ornament aus Gold und Silber in Form eines hängenden Heckenrosenzweigs. Die mit Diamantrosen und 23 großen Diamanten versehene Kostbarkeit wird bis 20.000 Euro bewertet.

Ein Augsburger Prunkkabinett mit Uhr (Schildpatt-, Palisander- und Ebenholzfurnier auf Eiche, vergoldete Bronze, Messing, Elfenbein) steht im Mittelpunkt der Kunstgewerbeauktion (15.5.). Der Schätzpreis für eines der wenigen prachtvollen Uhrkästen, die sich heute in privatem Besitz befinden und die kaum einmal in Auktionen auftauchen, beträgt bis 180.000 Euro. Äußerst selten ist auch eine frühe Meißener Teekanne (rotes Böttger-Steinzeug, Lackdekor in Gold, Mattgold und Rottönen). Das um 1710/15 entstandene Gefäß (bis 150.000 Euro) befindet sich seit 1884 in europäischem Familienbesitz.

In der Kunst des 19. Jahrhunderts (16.5.) fällt unter anderem Eva Gonzalès’ Ölbild „La Soubrette“ auf. Die in Paris geborene Malerin hinterließ nur 126 Bilder. Sie starb mit 36 Jahren, sechs Tage nach dem Tode ihres Lehrers Edouard Manet. Das zu ihren frühesten Werken zählende Bild soll bis 14.000 Euro kosten. Bis 25.000 Euro geschätzt wird Carl Rottmanns „Morgensonne über dem Meer“.

Johannes Bosschaert, einer von drei Söhnen des bedeutendsten frühen Blumenmalers der Niederlande, führt die Abteilung „Alte Meister“ (16.5.) an mit dem „Blumenstillleben mit Eidechse“ (1624, bis 300.000 Euro). Jahrzehntelang schlummerte Pierre Patels „Landschaft mit der Flucht nach Ägypten“ (1657, bis 15.000 Euro) in einer Münchener Privatsammlung. „Die letzten 118 Jahre war der Verbleib des Gemäldes unbekannt“, teilt Lempertz dazu mit.

Die Moderne und die Zeitgenössische Kunst (1./2.6.) ist mit zwei Gemälden von Alexej von Jawlensky vertreten: „Heilandsgesicht“ (um 1919, bis 500.000 Euro) sowie „Mystischer Kopf: Erde“ (1919, bis 250.000 Euro). Unter den Hammer kommen zudem Wilhelm Lehmbrucks „Büste der Knienden (geneigter Frauenkopf)“ von 1912-14 (Unikat, Terrakotta, bis 300.000 Euro) sowie Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoffs „Afrika IV“ (1962, Messing und Zinn, bis 400.000 Euro).

Van Ham Kunstauktionen

Wie ein roter Faden ziehen sich rund 130 Werke aus der Sammlung des Kölner Unternehmers und Saturn-Gründers Friedrich Wilhelm Waffenschmidt (1925-2017) durch die Van Ham-Auktionen. Beim Kunstgewerbe (16.5.) ist dies eine museale Deckelhumpen- und Pokal-Sammlung mit 28 Arbeiten der Frührenaissance und des Barocks (bis 500.000 Euro). In der Schmuck- und Uhrenauktion (17.5.) verdient ein Solitärring aus der Zeit um 1880 Aufmerksamkeit. Der Verlobungsring einer Fürstentochter aus deutschem Hochadel wird bis 25.000 Euro geschätzt.

Die Abteilung Alte Kunst (17.5.) präsentiert viele südländische Motive. Beispielsweise das Ölbild „Ansicht von Monaco“ von Pieter Francis Peter (1818-1903, bis 50.000 Euro). Eine Privatsammlung mit etwa 40 Arbeiten des Eifelmalers Fritz von Wille (1860-1941) erfreut die Kenner der Düsseldorfer Malerschule. „Die Mohnblüte“, eines seiner Hauptwerke, soll bis 20 000 Euro kosten. Bis 160.000 Euro lautet die Taxe für Salomon van Ruysdaels „Große Flusslandschaft“.

Bemerkenswert sind drei bislang unbekannte Pflanzenscherenschnitte Philipp Otto Runges (bis je 20.000 Euro). Die Darstellungen eines Veilchens, einer Hyazinthe und eines Eichenzweigs befanden sich seit Generationen im Besitz einer Familie, die enge Beziehungen zum Künstler unterhielt.

Auch in den Auktionen „Modern, Post War, Contemporary“ (30.5.) werden Arbeiten aus der Waffenschmidt-Sammlung aufgerufen. Emil Noldes Stillleben „Holzplastik und Blumen“ (bis 800.000 Euro) überrascht durch eine ungewöhnliche Motivwahl: Neben zwei Blumensträußen lehnt eine afrikanische Yoruba-Reliefplastik.

Eine sommerliche Szenerie zeigt Max Liebermanns „Gartenlokal an der Havel unter Bäumen“ (1920/22, bis 500.000 Euro). Aus einer norddeutschen Privatsammlung stammt ein frühes Nagelbild von Günther Uecker (bis 300.000 Euro), das einst direkt beim Künstler erworben wurde. Andy Warhol schuf 1980 die Farbserigrafie mit Diamantstaub „Shoes“ (bis 80.000 Euro), Paul Gauguin malte 1884 die Leinwand „Les falaises de la Bouille“ (bis 600.000 Euro).

Die Sammlung des Juristen Roland Sonderhoff kommt in der Asien-Auktion (14.6.) unter den Hammer. Bis 80.000 Euro kostet ein chinesischer Chrysantheme-Teller aus der Qing-Dynastie (1722-35). Ebenfalls in dieser Versteigerung wird ein sehr seltenes, auffallend lebensechtes Sandstein-Krokodil (Khmer, 12. Jahrhundert, bis 30.000 Euro) angeboten.

Kunsthaus Lempertz, Köln, Neumarkt 3. Die Vorbesichtigungen beginnen am 9. Mai.

Van Ham Kunstauktionen, Köln, Hitzelerstr. 2. Die Vorbesichtigungen beginnen am 11. Mai.

KStA abonnieren