Kölner Buchhändler Klaus Bittner„Wir sind vor allem lebendig“

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Klaus Bittner Uwe Weiser

Klaus Bittner in seiner Kölner Buchhandlung.

Herr Bittner, als einer der Hauptpreisträger des Deutschen Buchhandlungspreises, der in dieser Woche verliehen wurde, müssen Sie es wissen: Wie steht es um den Buchhandel in Köln?

Klaus Bittner: Mein Team und ich haben uns über die Ehrung wirklich sehr gefreut. Und dass wieder eine Kölner Buchhandlung – nach der Lengfeld’schen Buchhandlung im letzten Jahr – ausgezeichnet worden ist, ist doch einfach großartig. Das beweist, wie gut der unabhängige Buchhandel in Köln immer noch aufgestellt ist. Auch die zahlreichen Kollegen, die in diesem Jahr und in den Jahren davor ausgezeichnet worden sind, haben alle diese Förderung durch ihre tägliche Zusammenarbeit mit Kindergärten, Schulen und Institutionen und durch die einzigartige Loyalität ihrer Kunden verdient.

Wie könnte denn Ihrer Ansicht nach die Literaturstadt Köln noch stärker strahlen?

Köln als Buchhandelsstadt strahlt ganz gut, und darum beneiden uns viele auswärtige Kollegen. Dazu kommt ein lebendiges Literaturhaus, eine junge Szene von Literaten und Verlagen – neben den etablierten – mit zahlreichen Veranstaltungen, eine CrimeCologne, die sich immer mehr etabliert, das „Buch für die Stadt“ und natürlich als fantastisches Zugpferd die lit.Cologne und auch die phil.Cologne. Nötig wäre aber vielleicht – wie schon in anderen Bundesländern praktiziert – eine finanzielle Unterstützung durch das Land. Auch die Stadt Köln könnte sicherlich ihren Etat für die Literatur weiter aufstocken.

Was vor allem kann eine unabhängige Buchhandlung besser als der Online-Buchhandel?

Wir sind vor allem lebendig! So einfach ist das. Wir reden, beraten, empfehlen, verführen mit Argumenten, in der Regel mit Freude, lassen teilhaben an unserer Leseerfahrung, an unserer Begeisterung. Wie hat einmal ein niederländischer Schriftsteller zu mir gesagt: „Ihr seid die Hebammen der Bücher.“ Ganz schönes Bild.

Wie nehmen Sie als Buchhändler die Krise des Buchhandels wahr, von der mittlerweile so oft die Rede ist? Gibt es diese Krise?

Scheint so. Wir merken dies nicht wirklich. Aber es schließen immer noch zu viele Buchhandlungen, zum Teil verdrängt von Konzernfilialen, zum Teil aus Altersgründen, da die Kollegen keine Nachfolger mehr finden, aber auch weil Umsatzrückgänge ein vernünftiges wirtschaftliches Auskommen verhindern. Das sind für viele nicht zu leugnende Probleme.

Es ist auch von einer Krise des Lesens die Rede. Bemerken Sie ein schwindendes Interesse an der Literatur?

Wir merken auch von der Krise des Lesens nichts. Ich weiß nicht, wie die kolportierten Daten zustande kommen. Habe da meine Zweifel. Unsere Kundenzahl wächst, der Umsatz bleibt stabil mit gutem Wachstum.

Was sind für Sie die schönsten Seiten Ihres Berufs als Buchhändler?

Immer noch das Entdecken und das Lesen selbst und die Weitergabe meiner Begeisterung an unsere Kunden und natürlich deren Feedback.

Welches Buch empfehlen Sie aktuell, wenn es um Neuerscheinung gehen soll?

Mir fällt so viel ein! Erri de Lucas „Den Himmel finden“, Annie Ernaux mit „Erinnerungen eines Mädchens“, Erling Kagges „Gehen, weiter gehen. Eine Anleitung“, Szczepan Twardochs „Der Boxer“, Fredrik Sjöbergs „Vom Aufhören. Über die Flüchtigkeit des Ruhms“, Nora Krugs „Heimat. Ein deutsches Familienalbum“ und Nikolaus Heidelbachs „Lest doch“. So, das sollte reichen.

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