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Kölner c/o pop nimmt teilWas das „Festival für Festivals“ an diesem Wochenende bietet

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Festivals gehen zurzeit nur noch im eigenen Garten.

Festivals gehen zurzeit nur noch im eigenen Garten.

Köln – Wenn an diesem Wochenende Menschen in Deutschland massenhaft ihre Zelte in den eigenen Wohnungen aufschlagen, dann kann das natürlich verschiedene Gründe haben: Entweder tropft es bei ihnen von der Decke, den vor Monaten geplanten und jetzt verfallenen Camping-Urlaub holen sie aus Trotz zu Hause nach, oder sie bereiten sich in Hinblick auf die Kommunalwahl geistig auf eine steigende Wohnungsnot vor. Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie sich alle auf ein ganz besonderes Musik-Ereignis einstellen.

Wem dieser Zusammenhang nicht sofort transparent erscheint, der braucht nicht verwundert zu sein, schließlich stellt das „Festival für Festivals“ in der aktuellen Ausnahmesituation eine Ausnahme dar. Denn in Zeiten einer Pandemie erscheint es doch wenig ratsam, ein paar Tausend Feierwütige unter unhygienischen Zuständen in einen eingezäunten Bereich zu quetschen, nur um die so entstandenen Kater- und potenziell Virengeschädigten am Ende wieder auf die Menschheit loszulassen.

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So haben sich mehr als 150 deutsche Festivals – darunter die Kölner c/o pop und das Magazin „Höme – Für Festivals“– entschlossen, eine elegante Alternative anzubieten: Ein gemeinsames Online-Event für alle, die sich nicht unterkriegen lassen und die auch daheim mit Freunden ein warmes Gefühl von Freiheit, dreckiger Romantik und Nachmittagssuff zu schätzen wissen. Für Unterhaltung dürfte dabei gesorgt sein: Nicht nur stammt die in diesem Fall per (Live-)Stream übertragene Musik unter anderem von Künstlern wie Joris, Bosse und den Mighty Oaks; die Detailversessenen unter den Teilnehmern des Festivals hatten auch frühzeitig die Möglichkeit, sich Boxen mit dem Nötigsten für die Gelegenheit bestellen. Snacks, Mehrweg-Trinkbecher, Shirts und Festival-Beschilderungen für die eigene Wohnung sollen für das optimale Feeling sorgen, das der geneigte Party-Freak für seine Lieblingsbeschäftigung benötigt.

Selbst die Erwachsenenbildung kommt beim „Festival für Festivals“ nicht zu kurz, immerhin sind „auf“ allen drei virtuellen Bühnen neben Aktionen wie Bier-Yoga und einer Quizshow auch einige Dokumentationen zu sehen, die sich unter anderem mit den Künstlern Thees Uhlman, Audio88 & Yassin und Judith Holofernes beschäftigen.

Aber auch schon der Vortrag von Musikerin Antje Schomaker und Grünen-Politiker Erhard Grundl zur Lage der deutschen Festivallandschaft am Freitag klingt vielversprechend; zumindest Grundl erregte nämlich schon bei seiner ersten Bundestagsrede gegen einen AfD-Antrag zum Schutz der deutschen Sprache Aufmerksamkeit, in der er sich offen zur Kraft der Veränderung von Sprache durch Jugend und Kultur bekannte.

Bei einer solchen Vielfalt im Programm des „Festivals für Festivals“ darf man nicht nur auf die anschließenden Reaktionen im Netz gespannt sein, sondern auch darauf, ob nicht vielleicht genau diese Form des gemeinsamen Feierns in der momentanen Krise weiter Schule machen und noch mehr prominente Unterstützer finden wird. Einen Vorteil für alle Drinnenbleiber kann man jedenfalls schon jetzt ausmachen: Das Wetter spielt mit – egal, wie es ist.

Das „Festival für Festivals“ findet vom 21. bis 23. August 2020 statt. Weitere Infos unter www.festivalfuerfestivals.de 

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