Kölner FilmszeneEin Happy End ist nicht in Sicht

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Kino Symbolbild

Streit im Kölner Filmclub 813 (Symbolbild)

Köln – Im kommenden Januar will der Kölner Filmclub 813 sein 30-jähriges Bestehen feiern, in den kommenden Tagen soll es noch einmal eine Versammlung der Mitglieder geben – doch unter diesen gärt es gewaltig, wobei der Vorsitzende, Bernhard Marsch, im Zentrum der Vorwürfe steht.

Joachim Geffers ist für die Verwaltung der Finanzen des Clubs zuständig, für den er auch lange als Vorführer tätig war. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hält er fest: „Ich bin Kassenwart, von Bernhard Marsch bekomme ich aber schon seit längerem keine Unterlagen mehr. Mir fehlen Belege und auch eine gültige Mitgliederliste – die Buchhaltung macht Marsch offenbar selbst. Die Gemeinnützigkeit hat der Verein seit 2015 laut Auskunft des Finanzamts verloren.“ Zudem sei der Vorstand des Filmclubs laut Geffers seit zehn Jahren nicht mehr entlastet worden.

Offener Brief

In einem Offenen Brief appellieren zahlreiche Filmschaffende, darunter Christian Petzold, May Spils, Dominik Graf, Ed Lachman, Volker Schlöndorff und Doris Dörrie, an den Kunstverein, die Kündigung zurückzunehmen.

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Kunstverein und Filmclub teilen sich dasselbe Gebäude, den Riphahn-Bau in der Hahnenstraße 6, in dem das British Council einst auch ein Kino betrieb – dieses wird von dem 1990 gegründeten Filmclub 813 seit 1995 genutzt. Für seine Arbeit erhielt er 2017 den Lotte-Eisner-Preis des Kinemathekverbunds, der damit die kontinuierliche Präsentation relevanter Werke aus der Geschichte des Kinos in analoger Form würdigte. (F.O.)

Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ liegt ein Schriftwechsel zwischen Marsch und einem Vereinsmitglied vor, der die anstehende Mitgliederversammlung in dieser Woche zum Gegenstand hat. Darin geht es um die Frage von „ruhenden Mitgliedschaften“ und ein juristisches einwandfreies Einladungsverfahren. Es entspinnt sich eine langwierig verästelte Kommunikation, die sich in dem Satz des Mitglieds entlädt, dass er, Bernhard Marsch, alles unternehme, um das Zustandekommen der Mitgliederversammlung zu verhindern. Sie scheint nun aber für den 10. Dezember geplant zu sein.

Marsch selbst weist alle Vorwürfe zurück; der Verlust der Gemeinnützigkeit sei eine „Kleinigkeit“, dieses Problem werde man rasch beheben, im Grundsatz laufe beim Filmclub alles korrekt ab. Joachim Geffers beschreibt die Atmosphäre, die dort mittlerweile herrscht, so: „Bernhard Marsch versammelt einen harten Kern von, ich sage mal, ’Helden des Filmclubs’ um sich. Das sind diejenigen, die aufgrund seiner Aufforderung den in dem Protokoll von 2003 aufgeführten Mitgliedsbeitrag von quartalsmäßig 8,13 Euro auf monatlich 8,13 Euro erhöht haben. Die werden natürlich bevorzugt behandelt.“

Die 813, nach der sich der Filmclub benannt hat, war die Lieblingszahl des Regisseurs François Truffaut, er hat sie in seinen Filmen etwa auf Autokennzeichen untergebracht.

Dagmar Pütz war von 2011 bis 2018 Mitglied des Filmclubs und hat dort die analoge Vorführtechnik erlernt. Sie ergänzt Geffers’ Schilderung: „Dazu muss man sagen, dass es dazu nicht durch die demokratische Abstimmung einer Mitgliederversammlung gekommen ist, sondern Bernhard Marsch hat das auf einer seiner »Struktursitzungen« vorgeschlagen und andere moralisch unter Druck gesetzt.“

Unterdessen hat der Filmclub auch Streit mit dem Kölnischen Kunstverein, dem Hauptmieter in der Hahnenstraße 6, wo der Club sein Kino betreibt. Man habe das Untermieter-Verhältnis des Filmclubs „verhaltensbedingt gekündigt“, sagt Thomas Waldschmidt, Vorstandsvorsitzender des Kunstvereins. Konkreter Auslöser war eine Drittvermietung an das Filmfestival „Soundtrack Cologne“, der der Kunstverein nicht zustimmen wollte.

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Dies stehe allerdings in einer langen Reihe von Unregelmäßigkeiten, so Waldschmidt. Auch er weist auf den Verlust der Gemeinnützigkeit hin. „Darauf haben wir die Stadt Köln mehrfach hingewiesen, doch die Stadt hat das scheinbar nicht interessiert.“ Bei Waldschmidt stößt das Verhalten der Stadt Köln, in diesem Fall des zuständigen Kulturamts, auf Unverständnis. „Was mich ärgert, ist die Position der Stadt, die sich grundsätzlich auf die Moderatorenrolle zurückzieht“, sagt er. Diese Rolle nimmt sie anscheinend weiterhin ein: „Die Stadt Köln – Kulturamt und Liegenschaftsamt – haben bereits mit den beiden Vereinen KKV und Filmclub 813 Kontakt aufgenommen, um im Konflikt zu vermitteln“, heißt es auf Anfrage. Das Kulturamt zieht dem Vernehmen nach in Erwägung, eine Art Geschäftsführer für den Filmclub zu installieren.

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