Kölner PhilharmonieRomantischer Liederabend mit prominentem Ersatz

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Julian Pregardien

  • Die Kölner Philharmonie hatte für den ersten Liederabend der Saison schnell umswitchen müssen – Sänger Matthias Goerne war erkrankt.
  • Wie verlief der Abend mit dem prominenten Ersatz Julian Prégardien? Unsere Kritik.

Nicht Mahler und Schostakowitsch, dafür Schubert und Schumann. Und anstelle des erkrankten Matthias Goerne der Tenor Julian Prégardien (der Begleiter war hier wie dort Martin Helmchen).

Die Kölner Philharmonie hatte für den ersten Liederabend der Saison schnell umswitchen müssen – und das Publikum auch. Dennoch schaute man am Ende in durchweg zufriedene Gesichter, und tatsächlich brauchte sich über die Alternativlösung niemand zu beklagen – nicht nur, weil Julian Prégardien wie sein Vater Christoph eh seit vielen Jahren ein gerngesehener Gast in Köln ist.

Schubert und Schumann – mainstreamiger geht’s nicht, möchte man meinen. Aber gerade die Schubert-Sektion zeitigte etliche kaum bekannte Lieder nach (recht ungenießbaren) Texten von Johann Mayrhofer, wirkte überhaupt in der Werkauswahl ein wenig „strange“. Da dominierten depressionsanfällig die Themen Tod und Grab; und da herrschte der Typus des langsam-verhaltenen Legato-Liedes vor, das Prégardiens Stimme entgegenkommt, in seiner Häufung aber eintönig wirkt.

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Klarheit und Ehrlichkeit

Phrasenführung und Intervallspannung des Sängers – auch die expressiven Wechsel in dem kantatenlangen „Liedler“ – waren indes allemal eindrucksvoll, und dies war auch die Klarheit und „Ehrlichkeit“ der Interpretation. Prégardien gestattet sich keine Süßlichkeiten und Vibrato-Weichzeichnungen – mit der Folge, dass jeder Ton „ohne Fallnetz“ erklingt und deshalb auch „sitzen“ muss. Und wenn er mal nicht sitzt, hört man es sofort.

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Auch kann die Stimme dynamisch und im Ambitus nicht unbegrenzt expandieren – in der Baritonlage ist sie leicht fahl, und sobald Prégardien nach oben forciert wie in „Stille Tränen“ aus Schumanns Kerner-Liedern, wird es punktuell unschön. Dabei zeigte gerade dieser Zyklus, dass er auch den enthusiastischen Aufbruch suggestiv hinlegen kann. Wenn dann aber, etwa im Mittelteil des „Wanderlieds“, der romantische Augenblick kommt, ist er exzellent abtönend zur Stelle. Helmchen agierte mit diskret-markanten Kontrapunkten als einfühlsamer Begleiter ohne Hang zur Selbstverleugnung. (MaS)

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