Kölner Taschen VerlagMit Gut und Billig zum Welterfolg

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Wo alles begann: Benedikt Taschen 1980 in seiner Buchhandlung für Trivialliteratur

Wo alles begann: Benedikt Taschen 1980 in seiner Buchhandlung für Trivialliteratur

  • Mit günstigen Kunstbüchern wurde der Kölner Taschen Verlag zur Legende. Mittlerweile verkauft Benedikt Taschen auch Luxus-Bildbände zum Liebhaberpreis.
  • Jetzt feiert der Verlag sein 40-jähriges Bestehen mit zahlreichen Sonderausgaben.
  • Wir blicken auf eine verblüffende Erfolgsgeschichte zurück. Alles begann in Taschens „Internationaler Buchhandlung für Trivialliteratur“.

Köln – Benedikt Taschen wusste schon früh, wohin die Reise gehen sollte. In Köln gründete er im Jahre 1980, einen Tag vor seinem 19. Geburtstag, einen Verlag und eröffnete in der Lungengasse die „Internationale Buchhandlung für Trivialliteratur“. Dass die Zeit reif sei, um die Karriere zu starten, tat er damals unmissverständlich kund: „Onassis hat sich ja auch mit 19 den ersten Tanker gekauft.“ Mit diesem Selbstbewusstsein gelang es ihm, einen global operierenden Verlag zu etablieren, Buchhandlungen in mehreren Metropolen zu eröffnen und hochwertige Bildbände zu veröffentlichen, die kaum zu übersehen sind. Mit dieser Tanker-Flotte kreuzt Taschen 40 Jahre nach der Gründung als Weltmarktführer seines Fachgebiets auf allen Meeren.

Als 19-jähriger machte Taschen sein wichtigstes Geschäft

Wie der Jung-Unternehmer und Donald-Duck-Fan sein erstes Kunstbuch verlegte, ist immer noch eine schöne Geschichte von Findigkeit und Wagemut. Mit dem Geld seiner Eltern und einer Tante kaufte er 1984 in den USA einen Restposten von 40000 René-Magritte-Bänden zu je einem Dollar auf und bot diese in Deutschland zum Preis von 9,95 DM an. Der Plan ging auf. Innerhalb kurzer Zeit war die Auflage vergriffen.

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Kunst im Buch, so die Erkenntnis, muss nicht teuer sein. Noch heute setzt der Verlag immer wieder auf günstige Angebote. Die Hardcover-Ausgaben der „Kleine Reihe Kunst“, die seit 1985 erscheint, gibt es für jeweils 10 Euro. Dabei handelt es sich nach eigenen Angaben um die „meistverkaufte Kunstbuchreihe aller Zeiten“. Allerdings hat Taschen auch eine starke Neigung zu extrem teuren und sehr aufwendig dimensionierten Publikationen. Was einst die Folianten waren, läuft hier unter dem Label „Sumo“. Gerade die Luxus-Ausgaben sind bei Sammlern beliebt – der Sumo-Band zum Werk von Helmut Newton, der 17500 Euro kostet, ist „sold out“.

Selbstverständlich hat die Corona-Krise auch den Taschen Verlag erwischt. Aber Marlene Taschen, Tochter des Verlegers und seit 2017 Geschäftsführerin des Verlags, zeigt sich in einem Gespräch mit dem Fachmagazin „Buchreport“ optimistisch: „Das Interesse an Kunst besteht weiterhin, zumal auch Museumsbesuche längere Zeit nicht möglich waren. Am Anfang des Corona-Schocks hatten die Menschen natürlich andere Sorgen, aber in jüngster Zeit zieht die Nachfrage auch gerade bei den hochpreisigen Büchern wieder an. Es gibt eine gewisse Wiederbelebung.“

Zum Verlag

Seit 1980 verlegt Benedikt Taschen im nach ihm benannten Kölner Buchverlag Bildbände aus den Bereichen, Kunst, Fotografie, Film, Architektur, Design und was sich sonst noch an Kultur zwischen Buchdeckel bringen lässt. Taschen bietet seine Bücher auch in eigenen Geschäften an, der Umsatz des mittlerweile weltweit operierenden Unternehmens beträgt jährlich rund 40 Millionen Euro. Seit 2017 führt Marlene Taschen die Geschäfte.

Die Sonderausgaben anlässlich des Verlagsjubiläums kosten jeweils 20 Euro. Insgesamt sind 19 Bände geplant, sieben liegen bereits vor.

Aktuell blickt der Verlag, der seinen offiziellen Sitz in Köln hat, auf die ersten 40 Jahre zurück. Zur Feier des Jubiläums gibt es zahlreiche Bände, die in der jüngeren Vergangenheit erschienen sind und in kompakten Sonderausgaben zum Preis von jeweils 20 Euro neu aufgelegt werden. Die Auswahl spiegelt das Spektrum des Verlags von der Kunst über den Körperkult bis zur Kulturgeschichte. In der ersten Geburtstags-Lieferung finden sich Bildbände über die Architektur von Antoni Gaudí und die Malerei von Jean-Michel Basquiat, schwarz-weiße Mode-Fotografien von Peter Lindbergh und kraftvoll-kämpferische Comics von Jamie Hewlett, 750 ausgewählte Cover von Rock-Alben und spektakuläre Wohnräume in „Homes for Our Time“, aus dem 19. Jahrhundert zudem die dekorativen Blumenbilder von Pierre-Joseph Redouté und die verwunschenen Tierzeichnungen von Ernst Haeckel.

Sicherlich ist die starke Identifikation mit den Büchern eine wichtige Basis für den Erfolg des Taschen Verlags. Denn was hier verhandelt wird, interessiert die Verantwortlichen zumeist auch persönlich. „Vieles in diesem Programm ist autobiografisch“, sagte Benedikt Taschen einmal im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „und weil das Leben sich ändert, ändert sich auch das Programm.“ Im Grunde sei Taschen ein „Fachverlag für Anthropologie“. Da lernt man nie aus.

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