Kommentar zur Absage der lit.CologneStadt muss ein Zeichen für die Zukunft setzen

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Fahnen der lit.Cologne im Jahr 2019

  • Die lit.Cologne ist wegen der Coronavirus-Epidemie abgesagt.
  • Das ist nicht nur für dieses Jahr ein Katastrophe.
  • Es stellt auch den Fortbestand des beliebten Festivals insgesamt in Frage. Deshalb ist jetzt Hilfe nötig. Von vielen Seiten. Ein Kommentar.

Die Einschätzung von Geschäftsführer Rainer Osnowski ist so nüchtern wie eindeutig: Ohne Unterstützung wird es 2021 keine lit.Cologne geben. Dieses Schreckensszenario vor Augen, haben sich die Verantwortlichen lange gegen eine Absage des Festivals gewehrt.

Doch am Dienstag, dem Tag, an dem das Festival eigentlich abends mit der Verleihung der Deutschen Hörbuchpreise starten sollte, zogen sie die Notbremse. Der Druck war einfach zu groß.

Absagen machten Festivalprogramm zu Flickenteppich

Es war die richtige Entscheidung. Die Gefahr, das Coronavirus zu verbreiten, ist bei einem Festival mit insgesamt mehr als 110.000 Besuchern schlicht unkalkulierbar. Zudem zeichnete sich bereits in den vergangenen Tagen ab, dass durch die vielen Absagen einzelner Lesungen höchstens noch ein Flickenteppich, aber kein Festival übrig geblieben wäre.

Für Fans und Künstlerinnen und Künstler ist die Absage eine traurige Nachricht. Viele Kreative kommen besonders gerne zur lit.Cologne, weil die Atmosphäre so besonders ist.

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Die Macher der lit.Cologne Edmund Labonté, Werner Köhler und Rainer Osnowski (v.l.)

Für Rainer Osnowski, der seit November 2019 alleiniger Geschäftsführer der lit.Cologne ist, ist die Absage eine Katastrophe. Die Macher des Festivals legten seit der ersten Ausgabe im Jahr 2001 immer Wert darauf, ohne Subventionen auszukommen, weil sie neue Wege gehen wollten.

Oft kopierte Marke seit 2001

Und die Idee ein Literaturfestival zu gründen, das anders ist als andere Kulturveranstaltungen war damals eine echte Innovation. Das Prinzip lit.Cologne wurde zum Erfolgsmodell, das viele andere kopierten. Seit 2001 ist die lit.Cologne zu einer echten, sehr positiv besetzten Marke geworden.

Nun sind die Macher des Festivals unverschuldet in eine Situation geraten, die existenzbedrohend ist. Sollten alle Zuschauer, die Tickets gekauft hatten, diese zurückgeben können und von diesem Recht auch Gebrauch machen, sieht es sehr düster aus.

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Da muss sich jeder einzelne Fan des Festivals fragen, was ihm oder ihr der Fortbestand Wert ist. Und auch Künstlerinnen und Künstler können sicher einen Beitrag leisten, etwa durch die Organisation einer Spendengala oder den Verzicht auf die Gage bei der hoffentlich doch stattfindenden Ausgabe im Jahr 2021.

Aber auch die Stadt Köln und das Land NRW sind nun gefragt: Sie müssen dem Festival durch finanzielle Unterstützung helfen, diese schwierige Zeit zu überstehen. Auch, um ein Zeichen zu setzen.

Die lit.Cologne macht weit über die Grenzen der Stadt hinaus Werbung für Köln und setzt wichtige Impulse. Das gelingt nicht sehr vielen Kulturveranstaltungen.

All das darf nicht verloren gehen. Kultur ist in Zeiten der Krise vielleicht nicht das Wichtigste. Aber wenn die Corona-Epidemie irgendwann überstanden ist, brauchen wir sie mehr denn je.  

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