Kommentar zur Joe-Rogan-KontroverseWarnhinweise sind nur ein Feigenblatt, Spotify!

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Neil Young (l.) und Joe Rogan 

Stockholm – Nun hat Spotify also endlich reagiert: Nach den Protesten von Medizinern gegen Corona-Fehlinformationen, die im Podcast „The Joe Rogan Experience“ verbreitet werden, und nachdem Neil Young, Joni Mitchell und zuletzt E-Street-Band-Gitarrist Nils Lofgren aus ebendiesem Grund ihre Musik aus dem Angebot des Streamingdiensts entfernten, will man wohl nicht länger abwarten, wer sich dem Boykott als nächstes anschließen wird.

„Wir haben zugehört“, verkündet Spotify-Chef Daniel Ek. Ab sofort werde man jeder Podcast-Episode, die eine Diskussion über Covid-19 enthält, einen inhaltlichen Hinweis hinzuzufügen. Der soll Hörer zu wissenschaftlich fundierten Informationen aus verlässlichen Quellen führen.

Joe Rogan gelobt Besserung

Auch der Podcaster Joe Rogan gelobte Besserung: „Ich mache es nicht immer richtig.“ In Zukunft wolle er sich besser auf seine Sendungen vorbereiten und nach den kontroversen Gästen auch solche mit abweichenden Meinungen einladen.

Ob das ausreicht? Joe Rogans Show ist das Flaggschiff unter Spotifys Podcast-Angeboten. Das schwedische Unternehmen hat 100 Millionen Dollar für die Exklusiv-Rechte gezahlt. Hätte es dem US-Comedian und Kampfsport-Kommentator gekündigt, hätte Rogan zur Konkurrenz wechseln oder selbst Konkurrenz werden können. Also begnügt man sich mit einem Warnhinweis. Ähnlich der Tafeln, die den Zuschauern vor Filmen oder Serien Sex- und Gewaltdarstellungen versprechen.

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Denn Rogans Geschäftsmodell basiert ja gerade auf seiner zur Schau gestellten Unabhängigkeit von den angeblich engen Meinungskorridoren liberaler Mainstream-Medien. Er ist ein muskelbepackter Kerl mit dem Mut zum eigenen Standpunkt. Daher auch die Bauernschläue, mit der Rogan gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse „abweichende Meinungen“ nennt.

Spotify hat als Reaktion auf die Kontroverse zudem sein internes Regelwerk öffentlich gemacht. Darin werden auch Grenzen bezüglich Corona gezogen: Nicht erlaubt sind auf der Plattform demnach Inhalte, „die gefährliche falsche oder gefährliche irreführende medizinische Informationen verbreiten“, darunter die Behauptungen, dass Corona nicht existiere, oder zugelassene Impfstoffe dazu bestimmt seien, den Tod zu verursachen.

Joe Rogans Podcast, hieß es, hätte jedoch gegen keine dieser Regeln verstoßen. Na dann ist ja wieder alles in bester Ordnung. Anscheinend muss man noch sehr viel deutlicher werden, damit Spotify wirklich zuhört.

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