Konzert im PfandhausSängerin Fay Claassen im intimen Duett mit Pianist Martin Sasse

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Fay Claassen

  • Die Niederländerin Fay Claassen kann mit ihrem Gesang jeder Big Band Paroli bieten.
  • Im Alten Pfandhaus lässt sie sich jetzt aber auf einen besonderen Duo-Abend ein.
  • Eine Empfehlung.

Köln – Auch die niederländische Pop-Musik kennt ihre ultimativen Stadion-Hymnen, eine davon ist „Is dit alles?“ der Kult-Band Doe Maar. Erstmals veröffentlicht 1982, trat die Band 30 Jahre später mit einer grandiosen symphonischen Neuauflage auf, wirklich geadelt aber wurde der Song durch Fay Claassen und die WDR Big Band: Der lässige Ska-Rhythmus erhielt einen knackigen Blues-Anstrich, virtuos legte Mattis Cederberg auf der Bassposaune das Fundament, während Fay Claassen dem Song jene selbstbewusste, lebensbejahende Renitenz einhauchte, die die Sängerin in nahezu all ihren Zugriffen auf fremdes Song-Material auszeichnet. Ob Blues, Pop oder Jazz: Das allein ist längst nicht alles, immer kommt es darauf an, was man daraus macht.

Auf den ersten Blick erscheint Fay Claassen die perfekte Protagonistin für orchestrale Großformationen. Souverän bietet sie mit ihrer ausdrucksstarken, mitunter wunderbar angerauten Stimme jeder Big Band Paroli, wobei es bei weitem nicht nur das traditionelle American-Songbook-Material ist, das sie so elegant wie äußerlich unangestrengt zum Leuchten bringt. „Is dit alles?“ beispielsweise ist eines der Highlights ihrer CD „Dutch Songbook“, die sie mit der WDR Big Band live aufnahm und die zur stimmungsvollen Klangreise durch ihr Heimatland wurde. Nicht weniger stilsicher meistert sie die Herausforderung, bereits oft gecoverten Pop-Klassikern mit satter Streicheruntermalung ihren persönlichen Charme einzuschreiben: Auf ihrer aktuellen CD „Close To You“ nimmt es Fay Claassen im Titelsong erfolgreich mit den Carpenters auf, in weiteren Songs mit den Beatles („The Fool on the Hill“), Chicago („If You Leave Me Now“), Roberta Flack („Killing Me Softly“) und Randy Crawford („One Day I‘ll Fly Away“).

Fay Claassen studierte Jazz-Gesang am Königlichen Konservatorium Den Haag. Während ihrer beeindruckenden Karriere komponierten Arrangeure und Big-Band-Leiter wie Michael Abene für sie, sie arbeitete mit Toots Thielemans, Vince Mendoza, Mike Stern, Tom Harrell und James Carter, sie sang mit dem Metropole Orchestra, dem Jazzorchestra of the Concertgebouw, der HR-Big-Band und immer wieder mit der WDR Big Band. Doch auch das ist längst nicht alles: Wer sie im letztjährigen „King Georg“-Eröffnungskonzert „My Funny Valentine“ singen hörte (und nicht ihre Cole-Porter-Hommage kannte), der wusste spätestens jetzt, dass Fay Claassen auch die Intimität kleinerer Besetzungen meisterhaft zu nutzen weiß. Wohl dem, der da nun einen besonderen Duo-Abend miterlebt: Im Alten Pfandhaus trifft die Sängerin auf den Pianisten Martin Sasse.

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Es ist das zweite von drei Konzerten, die Sasse als „Summer-Special“ kuratiert, unter strengen Hygienebedingungen für eine limitierte Zuhörerzahl, immerhin aber endlich wieder „indoor live“. Eröffnet wurde die Reihe im Juni von der Federation of the Groove, Anfang August folgt ein Konzert mit Saxofon-Legende Tony Lakatos. Das Duo-Programm hat Fay Claasen persönlich zusammengestellt. Sie singt Pop-Songs aus ihren Alben „Luck Child“ und „Close To You“, Stücke aus ihrem Chet-Baker-Repertoire, Kompositionen von ihr selbst und Paul Heller, schließlich einen Tribut an Rita Reys (1924-2013), die elegant swingende Grande Dame des niederländischen Jazz-Gesangs, die Fay Claassen einst als ihre einzige würdige Nachfolgerin bestimmt hatte. Vieles wird an dem Abend im Raum schweben, das intime Destillat aus Stimme und Klavier gerinnt zur Essenz der Stimmungen und Passionen von Fay Claassen.

Fay Claassen & Martin Sasse. Altes Pfandhaus, 2.7., 20 Uhr.

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