Konzertveranstalter kämpfen„Bei 2G können wieder volle Kapazitäten gespielt werden“

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Die Ärzte

Die Ärzte mussten ihre Tour vor kurzem aufgrund der schwierigen Lage absagen.

Köln – Dank der 2G- oder 3G-Regelungen kann man wieder auf Konzerte gehen, wie man das früher einmal tat, maskenlos in der Menge badend, tanzend, lauthals mitsingend. Im Prinzip. Tatsächlich weist der Konzertbetrieb noch erhebliche Lücken auf, es geht viel weniger, als gehen könnte.

Erst vor kurzem mussten Die Ärzte ihre geplante Deutschlandtournee absagen. Monatelang, hieß es in einem Statement der Band, hätten ihr Tourveranstalter und ihr Management, „gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Veranstalterbranche hinter den Kulissen versucht, eine bundesweit einheitliche Regelung für Konzerte zu verhandeln“.

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Das hat vor den Wahlen nicht funktioniert. „Und wenn schon die zuständigen Behörden und Politiker uneinig sind, was für alle sicher und gesund ist, woher sollen wir es dann wissen? Wollen wir wirklich das Risiko eingehen, auf Kosten Eurer Gesundheit herauszufinden, dass wir uns (oder die zuständigen Behörden sich) geirrt haben?“, heißt es weiter in dem Statement.

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Klare Linie gefordert

Was die Politik liefern muss, formuliert Andreas Möller, Headpromoter beim Konzertbüro Schoneberg, ganz ähnlich: „Wir brauchen auch eine klare, bundeseinheitliche Linie für Veranstaltungen. Die könnte zum Beispiel sein: Bei 2G können wieder volle Kapazitäten gespielt werden.“

Momentan aber herrscht in Deutschland noch ein Verordnungs-Flickenteppich, der die Planung großer Touren mit vielen Beteiligten und viel Material nahezu unmöglich macht.

„Wenn man Konzerte in bestimmten Städten in bestimmten Bundesländern nicht realisieren kann“, so Möller, „dann fliegt die Tournee auch finanziell auseinander, dann stimmt die Kalkulation nicht mehr. Für internationale Touren potenzieren sich diese Probleme noch einmal.“

Viele große Konzertveranstalter hoffen nun auf die kommende Bundesregierung — und wollen sich deshalb vorerst noch nicht öffentlich äußern. Das trifft auf den Branchenriesen Live Nation ebenso zu, wie auf Dirk Becker Entertainment aus Köln. Große Arena- und Stadionkonzerte sind erst für das nächste Jahr angesetzt.

Im Club-Bereich ist schon mehr möglich

Im Club-Bereich dagegen ist schon einiges möglich: Im Kölner Gebäude 9 fanden in den vergangenen Tagen einige Konzerte statt, angefangen mit Die Sterne am 7. Oktober — und mit sehr guten Besucherzahlen, berichtet Mitbetreiber Jan van Weegen: „In unserer Größenordnung kann man flexibler agieren. Die Sterne hatten etwa erst vor zwei Wochen entschieden, nicht länger mit dem Touren zu warten.“

Normalbetrieb erwartet aber auch van Weegen nicht vor dem kommenden Frühjahr. „Internationale Bands fehlen noch fast komplett.“ Am ehesten seien noch die Briten heiß darauf, wieder auf dem Kontinent zu spielen, der Brexit-Bürokratie zum Trotz. „Man merkt, dass die einen Zeitvorsprung haben.“

Das große Tourgeschäft mit Bands und Künstlern aus Übersee liege aber noch brach. „Die brauchen die Aussicht, ganz ohne Europa ohne größere Restriktionen bereisen zu können.“ Vor allem die zeitlich kurzen Befristungen der jeweiligen Maßnahmen stellen ein Problem dar, sagt Andreas Möller.

„Das anzustrebende Ziel ist die Rückkehr zu einer generellen Planungssicherheit. Wir brauchen eine Roadmap, an deren Ende dann ein „Freedom Day“ oder Ähnliches steht, wie in Dänemark oder in England. Also ein Stichtag, ab dem man zu alten Regelungen zurückkehrt, so wie in England. Wann der sein kann, können nicht wir, sondern Virologen und Politiker beurteilen.“

Sehr hohe Impfquote

Und natürlich müssten die Menschen auch verstehen, „dass es bei Corona weiterhin passieren kann, dass man sich ansteckt, wie bei der Grippe. Nur jetzt gibt es ja funktionierende Impfungen, die schwere Verläufe zumeist verhindern. Corona wird zum Leben in Zukunft dazugehören und trotzdem kann ich rausgehen.“

Dieses Verständnis scheint sich indes bereits durchgesetzt zu haben. An den Türen wird streng kontrolliert, dementsprechend sicher können sich die Besucher fühlen.

Andreas Möller schätzt, dass die Impfquote unter regelmäßigen Konzertgängern sowieso viel höher sei, als im Bevölkerungsdurchschnitt. Jan van Weegen kann das bestätigen. Im Gebäude gilt zwar die 3G-Regel, gefragt ist aber ein PCR-Test. Von den 1200 Besuchern der letzten Veranstaltungen seien 1199 geimpft gewesen, ein einziger wies stattdessen einen PCR-Test vor. 

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