Kritik zu „Polizeiruf 110“Ungerechte Welt bringt Ermittlern viele Sympathien

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Verena Altenberg

Die Schauspielerin Verena Altenberger, als Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff, im „Polizeiruf 110". 

Köln – Am Sonntagabend lief wieder ein neue Episode von „Polizeiruf 110“. Das Team von Polizeioberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff ermittelte dubiose Börsengeschäfte und musste auch die Kollegen überprüfen.

Der Fall

Das Team von Polizeioberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff (Verena Altenberger) musste ein Unternehmen überwachen, das im Verdacht stand, illegalen Insiderhandel an der Börse zu betreiben. Doch die Versuchung, aus dem Abgehörten selbst Profit zu schlagen, war zu groß für Eyckhoffs Kollegen.

Ein paar Aktien gekauft und im richtigen Moment wieder abgestoßen – und schon sind alle Sorgen vergessen. Wolfgang Maurer (überzeugend: Andreas Bittl) war die treibende Kraft und die Kollegen konnten der Versuchung nicht widerstehen. Nur leider funktionierte das Spiel natürlich nicht. Die Börsenaufsicht schöpfte Verdacht, im Rahmen einer internen Ermittlung musste ausgerechnet Eyckhoff gegen die Kollegen ermitteln.

Auflösung

Den üblichen Krimi-Mord gab es zu Beginn nicht. Erst als sich die Dinge zuspitzten, gibt es einen Toten. Wolfgang Maurer überlebt die Geschichte nicht, seine Frau wird mit Säure schwer verletzt. Für den Insiderhandel hat der smarte Mann von der Börsenaufsicht die Lösung.

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Wenn es gar keinen gab, können die Polizisten ja auch keine illegalen Geschäfte betrieben haben. Aus Altruismus handelt Posse – man achte auf den Namen – allerdings nicht. Er hat sich von der überwachten Firma dafür bezahlen lassen, keinen Insiderhandel erkennen zu können.

Die Kreativen

Verantwortlich für diesen Film zeichneten Drehbuchautor Günter Schütter und Regisseur Dominik Graf. Die beiden Grimme-Preisträger haben schon häufiger zusammengearbeitet. Etwa in den 90er Jahren beim Thriller „Die Sieger“ und bei den vielbeachteten Fernsehkrimis „Tatort – Frau Bu lacht“ und „Polizeiruf 110 – Der scharlachrote Engel“. Auch ihre neue Zusammenarbeit war kein klassischer Krimi. Tatort-Begehung und klassische Ermittlungsarbeit suchte man vergeblich.

Fazit

Die Welt ist ungerecht, besonders für Polizisten, die für andere den Kopf hinhalten, selbst aber auf der Strecke bleiben. Da hatte man durchaus Sympathien für diese Truppe aus mehr oder weniger Gescheiterten. Und um deren Beziehungsgeflecht ging es Regisseur Graf und Drehbuchautor Schütter auch in erster Linie. Deshalb flochten sie immer wieder sehr ausdrucksstarke Bilder einer feucht-fröhlichen Kostümparty der Kollegen ein, an deren Ende alle „Der gute Kamerad“ sangen. Schon da konnte man wissen, dass das alles kein gutes Ende nimmt, immerhin wird dieses Lied bei militärischen Trauerfeiern gespielt.

Zeitsprünge, hektische Bildfolgen, starke Dialoge. Die illegalen Börsengeschäfte waren nur der Rahmen für wilde 90 Minuten über Gier und Kapitalismus, Liebe und Eifersucht, Freundschaft und Verrat. Zurücklehnen durfte man sich nicht, sonst verpasste man schnell etwas Wichtiges. Das alles war laut, hektisch, oft auch anstrengend – aber nie langweilig. Man darf gespannt sein, wie es mit Ermittlerin Eyckhoff weitergeht. 

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