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Kritik zum aktuellen Tatort„Querschläger“ war mehr Drama als Krimi

Lesezeit 2 Minuten
Tatort Querschläger

Steffen Thewes (Milan Peschel) braucht unbedingt Geld, damit seine schwer kranke Tochter operiert werden kann.

Bei einer Routinekontrolle auf einem Autobahnrastplatz wurde ein LKW beschossen, ein Querschläger tötete einen Fahrer. Torsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und seine Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz) mussten herausfinden, wer dem Spediteur Jimmy Aksoy (Eray Egimez) schaden wollte. Ihr erster Verdacht fiel auf Aksoys Schwiegervater, der ebenfalls als Spediteur arbeitete. Die beiden hatten kein gutes Verhältnis, weil Aksoy ihm die Kunden abgeworben hatte.

Die Auflösung: Der Täter ist früh bekannt

Die Zuschauer waren den Kommissaren zu Beginn voraus, sie wussten schon früh, dass der bisher unbescholtene Zollfahnder Steffen Thewes (Milan Peschel) geschossen hatte. Dessen Tochter war schwer krank, eine OP in den USA wäre vielleicht die Rettung. Doch die Krankenkasse wollte nicht zahlen. Ein Spendenaufruf im Internet brachte kaum etwas ein.

Und deshalb entschloss sich der Familienvater, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Er wollte Aksoy erpressen, weil er von dessen illegalen Geschäften wusste. Sein Komplize war Aksoys jüngerer Bruder, der aufgrund von Spielschulden dringend Geld brauchte.

Das Thema des Tatorts

Wie weit würde man gehen, um einen geliebten Menschen vor dem Tod zu retten? Diese Frage hat sich wohl jeder schon mal gestellt. Steffen Thewes musste sie im neuen „Tatort“ für sich beantworten. Autor Oke Stielow zeigte in „Querschläger“ (Regie: Stephan Rick) zwar auch die klassische Ermittlungsarbeit, doch sein Fokus lag auf der Figur des verzweifelten Familienvaters.

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Die Rolle mit Milan Peschel zu besetzen, erwies sich dabei als Glücksfall. Er gab dem zerrissenen Familienvater, der seine Tochter retten wollte und vom deutschen Gesundheitssystem im Stich gelassen wurde, die nötige Vielschichtigkeit und Tiefe. Dieser Thewes hatte sich bisher immer an Recht und Gesetz gehalten, doch nun sah er keinen anderen Ausweg mehr, als zum Erpresser zu werden. Auch den fortschreitenden Kontrollverlust konnte man dank Peschels Darstellung nachvollziehen.

Das Fazit zum Tatort „Querschläger“

Vielleicht war die Sozialkritik in „Querschläger“ an manchen Stellen etwas plakativ geraten – hier der gesetzestreue Vater mit durchschnittlichem Gehalt und durchschnittlicher Etagenwohnung, da der Spediteur, der durch krumme Geschäfte zu einigem Reichtum gekommen war und nun mit Frau und zwei Kindern in einem schicken Haus mit großem Grundstück lebte. Doch als Zuschauer fühlte man mit dem Täter, deshalb funktionierte dieser „Tatort“. Daher war „Querschläger“ auch in erster Linie ein Drama und erst dann ein Krimi.

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