Kulturrat fordert Grundsicherung

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Die Sorge um die wirtschaftlichen Nöte insbesondere freiberuflicher Kulturschaffender treibt die Szene selbst ebenso weiterhin um wie Verbände und Politik. So begrüßt der Kulturrat NRW, der Dachverband der Kulturschaffenden im Lande, dass das Kulturministerium ein Sofortprogramm erarbeitet hat, das als einen Schwerpunkt Maßnahmen zugunsten freischaffender Künstler*innen und Einrichtungen der freien Szene in Aussicht stellt. Dieses wird nun mit dem Finanzministerium abgestimmt.

„Nicht minder bedeutsam ist das Verhalten der Kommunen, die große Teile der Kulturförderung verantworten“, heißt es in einer Mitteilung des Kulturrats NRW, die dessen Vorsitzender Gerhart Baum unterzeichnet hat. „Wir erwarten ein zwischen dem Land und den Kommunen sowie den Landschaftsverbänden abgestimmtes Existenzsicherungskonzept.“

Von besonderer Bedeutung sei der beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelte Nothilfefonds. Zu geeigneten Hilfsmaßnahmen für Künstlerinnen und Künstler gehöre eine Grundsicherung von monatlich mindestens 1000 Euro, ausgezahlt nach einer nur niederschwelligen Bedürftigkeitsprüfung. Zinslose Kredite, wie sie derzeit geprüft würden, seien als Hilfe ungeeignet.

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Mit Blick auf zahlreiche Absagen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus sähen sich Bühnenverlage, Medienagenturen sowie ihre Autorinnen und Autoren existenziell bedroht, heißt es unterdessen in einer Stellungnahme des Verbandes Deutscher Bühnen- und Medienverlage in Berlin. Mit dem Stillstand des kulturellen Lebens mit geschlossenen Theatern und Opernhäusern, abgesagten Aufführungen, verschobenen Produktionen oder Film- und Fernsehprojekten drohten Verdiensteinbrüche in Millionenhöhe.

In einem offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters, Wirtschaftsminister Peter Altmaier (beide CDU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) fordern die Kulturschaffenden deswegen Zuschüsse und finanzielle Soforthilfen für Künstler sowie Bühnen- und Medienverlage, um Existenzen und Arbeitsplätze zu erhalten. Steuern, Beiträge und Abgaben sollten geschoben und Liquidität über vergünstigte Kredite sichergestellt werden. Zudem seien Bürgschaften für neue und bestehende Kredite gefordert. Selbstständige sollten zeitlich befristet in die Arbeitslosenversicherung aufgenommen, Krankenkassenbeiträge zur Entlastung von Nebenkosten anteilig übernommen werden.

Auch nordrhein-westfälische Filmfestivals betrifft die Corona-Krise. Das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund-Köln plant nur noch Online-Aktionen, die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen können ihre 66. Ausgabe im Mai nicht wie geplant durchführen. Das Festival, eine der weltweit renommiertesten Veranstaltungen für Kurzfilm, sah bislang 112 Programme und Veranstaltungen mit über 500 Filmen aus knapp 70 Ländern vor und erwartete rund 1000 akkreditierte Besucher. Die Festivalkinos der Kurzfilmtage in Oberhausen haben bereits den Spielbetrieb eingestellt. Eine Verschiebung des Festivals sei aus organisatorischen und finanziellen Gründen nicht möglich, zumal nicht klar sei, ab wann überhaupt wieder in der Stadt Veranstaltungen durchgeführt werden können, erklärten die Veranstalter.

Daher arbeite man nun an einer alternativen Ausgabe, die online stattfinden soll. „Wir sind der Auffassung, dass die Vermittlung von Kultur auch in einer gesellschaftlichen Krise aufrechterhalten werden kann und muss, und dass wir gefordert sind, kreative Lösungen dafür zu finden“, so Festivalleiter Lars Henrik Gass. „Wir prüfen gerade, welche unserer geplanten Programme online angeboten und welche auf das kommende Jahr verschoben werden können, aber auch, welche entfallen müssen. Es stellen sich technische, rechtliche und logistische Fragen.“

Der Beigeordnete für Kultur und Kämmerer der Stadt Oberhausen, Apostolos Tsalastras, habe bereits signalisiert, dass die Kurzfilmtage mit voller Unterstützung der Stadt rechnen könnten und dass die Stadt darüber hinaus auch für mögliche Verluste der Gesellschaft bürgen wolle.

Die Kinos werden vom heutigen Tag an bundesweit geschlossen. Filmemacher wie die Dokumentaristen Silke Schranz und Christian Wüstenberg, die sich mit ihrem Film „Spitzbergen“ gerade auf Kinotour befinden sollten, sehen sich in ihrer Existenz als unabhängige Produzenten bedroht. „Ob wir als unabhängige Filmemacher überleben werden, steht in den Sternen.“

Stellungnahme des Kulturrats Nordrhein-Westfalen

Lars Henrik Gass,

Kurzfilmtage Oberhausen

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