Kulturschock der WocheDonald Trump, Filmkritiker

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Parasite

Der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho

  • Der Mann im Weißen Haus findet, dass er schon genug Ärger mit Südkorea hat
  • Den Film "Parasite" hat der Präsident offenbar gar nicht gesehen

Köln – Kollege Trump, so müssen wir als Filmkritiker jetzt wohl sagen. Bislang kannten wir ihn als DJ, der von Springsteens „Born in the U.S.A.“ bis hin zu Puccinis „Verschwinde oh Nacht“ selbst auswählte, was seine Auftritte musikalisch untermalt – was zu Protesten der betroffenen Künstler führte, so sie sich noch wehren können. Nun aber legte der Mann im Weißen Haus Zeugnis seiner cineastischen Leidenschaft ab. Beim Wahlkampf in Colorado ließ er einen Verriss des diesjährigen Oscar-Gewinners „Parasite“ einfließen: „Wir haben genug Probleme mit Südkorea beim Handel. Und jetzt kommt auch noch dazu, dass man ihnen den besten Film des Jahres gibt?“ Auch Film ist in letzter Instanz nur eine Ware, da argumentiert der Präsident durchaus im Sinn des Historischen Materialismus.

Einem Werk aus Südkorea würde Trump schon aus diesen, eher außerästhetischen Gründen Filme aus der Goldenen Ära Hollywoods vorziehen. Gebt uns „Vom Winde verweht“ zurück, rief er vor seinen Anhängen aus; auch „Boulevard der Dämmerung“ steht auf seiner Hitliste ganz oben. Was Billy Wilder zu diesem Lob wohl gesagt hätte, malen wir uns gerne aus. Als Filmkritiker jedenfalls wollen wir Donald Trump nicht durchgehen lassen, und wenn, wäre er ein schlechter. Seine Einschätzung von „Parasite“ würde natürlich ins Twitter-Format passen, vor allem aber scheint sie nahezulegen, dass er den Film gar nicht gesehen hat: „War er gut? Ich weiß es nicht.“

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