MedienpolitikChance auf einen Neuanfang

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Im Jahr 1991 wurde in Düsseldorf die Filmstiftung NRW gegründet. Mittlerweile hat sie ihren Namen und damit ihre Programmatik erweitert und nennt sich Film- und Medienstiftung NRW. Zu den Protagonisten der Gründung zählten genauso Vertreter des Produzentenverbandes wie der Politik und der Sender. Die Gründung der Filmstiftung markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Film- und Medienpolitik in NRW, ja in Deutschland, denn es folgten weitere Landesförderungen.

Hintergrund war das übergeordnete Ziel, an Rhein und Ruhr einen Strukturwandel zu initialisieren. NRW sollte weg von der alten Schwerindustrie, von Kohle und Stahl, und hin zu zukunftsorientierten ökonomischen Strukturen, die man unter anderem im Feld der Medien vermutete. Von Anbeginn an vereinte die Filmstiftung NRW dabei Wirtschafts- und Kulturförderung, mittlerweile gehören auch das Standortmarketing sowie die Förderung von Games, Apps und Webvideos zu ihrem Aufgabengebiet. Heute ist sie eine der wichtigsten Förderinstitutionen Europas, lange war sie auf Bundesebene die größte Landesförderung. 2014 betrug ihr Etat noch 36,1 Millionen Euro. Nach Mittelkürzungen zwischen 3,1 und 4,1 Millionen Euro in den vergangenen Jahren ist sie in der Förderhierarchie auf den dritten Platz abgerutscht. München und selbst das notorisch klamme Berlin haben NRW nun überholt. Wo also ist er geblieben, der einstige Gründerstolz des selbsternannten Medienlandes?

Verantwortlich für den Abstieg sind der Westdeutsche Rundfunk und die mittlerweile abgewählte Landesregierung aus SPD und Grünen. Nachdem zuerst der Sender seine Zuwendungen an die Stiftung zusammenstrich, folgte das Land - und zumindest dieses könnte nun, auch im Sinn eines Neuanfangs unter der aktuellen Regierung aus CDU und FDP, seine Position korrigieren. Es besteht die Chance, im Wettbewerb der Förderer wieder aufzuholen.

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Das ist keine sportive Frage, oder bloß eine des Ansehens - Filmförderung ist ganz handfest eine ökonomische Größe. Wer von Nordrhein-Westfalen gefördert werden will, muss auch - zumindest teilweise - seinen Film hier drehen oder nachbearbeiten, was nichts anderes bedeutet, als dass die von NRW aus geförderte Produktion wieder Geld im Land selbst ausgibt, das Filmfirmen, Beleuchtern oder auch auf Kino- und Fernsehproduktion spezialisierten Caterern zugutekommt. Seit 1991, seit also die Filmstiftung ihre Arbeit aufgenommen hat, konnte sich diese Szene stetig vergrößern, und das in einem Land, das die Herstellung von Kino- und Fernsehfilmen im Unterschied etwa zu München nicht als einen traditionell etablierten Faktor kannte. Vieles wie das hochmögende Technologie-Projekt High Definition Oberhausen lief schief beim Bau des Medienlandes - die Filmstiftung hingegen kann auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken, und die Politik ist mit dafür verantwortlich, dass man an diese wieder anknüpft.

Man kann gewiss darüber streiten, was alles zum Aufgabenbereich der heutigen Film- und Medienstiftung gehören soll, zu dem neben den beiden Kölner Filmhochschulen seit einigen Jahren unter anderem auch die Förderung von Computergames zählt - unbestreitbar aber ist, dass die Filmförderung nach wie vor und auch zukünftig den Kern der Stiftung darstellt, kulturell und wirtschaftlich. Am heutigen Dienstag veranstaltet die Film- und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen in Köln ihren jährlichen Kongress zu Fragen, die aktuell Kino und Film betreffen. Es wäre für den Standort Nordrhein-Westfalen angebracht, wenn sich die Politik und womöglich auch der WDR als Profiteur der Stiftung zu einem Signal durchringen, das die Kongressteilnehmer hoffnungsfroh stimmt.

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