Moderatoren und Experten im CheckKuranyis WM-Auftritte lassen einen ratlos zurück

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ARD-WM-Experte Kevin Kuranyi (hier bei einem Spiel in Stuttgart 2016).

Köln – Am Sonntag endet die Fußball-Weltmeisterschaft mit dem Finale zwischen Frankreich und Kroatien. Und auch wenn sich Deutschland frühzeitig verabschiedet hat, blieb das Interesse der Fernsehzuschauer hoch. Wir ziehen Bilanz nach vier Wochen Berichterstattung im Free TV.

Experten

Oliver Kahn kann man ja mittlerweile schon als Urgestein der TV-Experten bezeichnen. Im Zusammenspiel mit Oliver Welke konnte er überzeugen. Außerdem brachte Kahn mit seinen Nachfragen Oliver Bierhoff in Bedrängnis, was ihm auch im Netz hoch angerechnet wurde. Einen etwas schwereren Stand hatte da Holger Stanislawski. Der wirkte bei seinen Analysen zwar motiviert, aber ihm fehlte die Zeit, um in die Tiefe zu gehen, der Erkenntnisgewinn war daher eher gering.

Das Erste setzte auf Thomas Hitzelsperger und Hannes Wolf als Experten. Die beiden lösten die Aufgabe sehr unaufgeregt und sachlich, da vermisste man Mehmet Scholl nicht. Auch Christoph Kramer machte zu Beginn der WM einen sehr ordentlichen Job an der Seite von Jochen Breyer. Etwas ratlos lassen einen hingegen die Auftritte von Kevin Kuranyi zurück. Der spricht zwar viele Sprachen, aber inhaltlich waren seine Gespräche mit Spielern dann doch eher zum Fremdschämen.

Interessant ist übrigens auch, dass das Analyse-Werkzeug Packing, bei der EM vor zwei Jahren noch das große Thema, bei der Weltmeisterschaft überhaupt keine Rolle mehr spielt.

Moderatoren

Bei den Moderatoren im Studio setzten beide öffentlich-rechtlichen Sender auf Bewährtes. Welke gefiel im Zusammenspiel mit Kahn. Auch Opdenhövel und Bommes kennt der Zuschauer. Allerdings erschloss sich im Ersten nicht so richtig, warum die beiden häufig zusammen an unterschiedlichen Pulten im Studio standen. Da hätte auch einer gereicht.

Kommentatoren

Es gibt Jobs, die bringen einem nicht gerade viel Liebe ein. Gerichtsvollzieher oder Fahrkartenkontrolleur etwa. Eindeutig ganz oben auf die Liste gehört allerdings der Fußball-Kommentator. Egal ob Bela Rethy, Tom Bartels, Gerd Gottlob oder Steffen Simon, jeder kleine Fehler wird im Netz auseinandergenommen.

Doch was die Herren so wegstecken müssen, ist nichts im Vergleich zu dem, was Claudia Neumann in Russland erlebte. Übelste Beleidigungen und auch Bedrohungen musste sie ertragen. Das ging so weit, dass das ZDF Strafantrag gegen zwei Nutzer stellte. Und das alles nur, weil Neumann als einzige Frau Spiele der WM im Fernsehen kommentierte. Und das übrigens kompetent. Sie selbst sagte in einem „Zeit“-Interview, die Beschimpfungen seien grauenvoll. Die Hetze gerade in sozialen Netzwerken sei aber „kein Claudia-Neumann-Problem“, sondern ein gesellschaftliches Phänomen. „Vielleicht brauchen Männer ihre kleine Oase des Rückzugs, in der man sie Kind sein lässt“, vermutete sie. Das ZDF stellte sich vor seine Mitarbeiterin, noch besser wäre es allerdings gewesen, sie auch zum Ende der K.O.-Runde Spiele kommentieren zu lassen. Die ARD erklärte unterdessen, dass sie auch eine Kommentatorin für Fußball-Länderspiele suche.

Sendeorte

Kennen Sie Rußland? Nein, das ist kein Schreibfehler. Rußland gehört zur Gemeinde Friedeburg in Ostfriesland. Mit der WM hat der Ort zwar rein gar nichts zu tun, aber der ARD reichte der lustige Name, um im Morgenmagazin aus Rußland über das Fußballturnier zu berichten. Da sah man dann etwa den Schauspieler und Kabarettisten Yared Dibaba in einer Dorfhalle plattdeutsche Lieder singen und die Bewohner von Rußland und Amerika (ein anderer Ortsteil) bekämpften sich mit Pömpeln. Was das mit Fußball zu tun hat? Rein gar nichts. Und diese ostfriesische Schnapsidee liefert einmal mehr den Beweis, dass alberne Namenswitze für einen kurzen Lacher sicherlich gut sind, aber selten etwas von Dauer hervorbringen.

Wobei ungewöhnliche Orte von denen gesendet wurde, bei dieser Fußball-WM eher Regel als Ausnahme sind. Das WM-Studio von ARD und ZDF steht nämlich nicht in Russland sondern in Baden-Württemberg. Die Öffentlich-Rechtlichen wollten so Geld sparen, waren aber natürlich mit großen Teams vor Ort.

Quoten

Die WM hielt die Fan-Gemeinde auch ohne deutsche Beteiligung in ihrem Bann. Mehr als 18 Millionen sahen in der ARD Frankreichs Finaleinzug, mehr als 19 Millionen im ZDF den der Kroaten. Das war ein Marktanteil von 58,5 Prozent. 19 der bislang 62 Begegnungen verfolgten mehr als zehn Millionen Zuschauer, 43 Spiele kamen auf mehr als 40 Prozent Marktanteil. Fußball ist eben immer noch eine Bank.

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