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Nachhaltig in Ehrenfeld

Lesezeit 3 Minuten

Ob für das größte Wohnungsunternehmen Kölns oder ein Start-up für fair gehandelten Kaffee und Kakao: Die Designerinnen Leonie Beike und Daniela Steinhoff haben schon einige Projekte aus der freien Wirtschaft an Land gezogen. Dabei sind sie nicht nur gerade mal 23 Jahre alt, sie studieren auch noch. Aber hier liegt der Grund für ihre frühen Berufserfahrungen; denn Praxisnähe und Anbindung an die Branche sind fester Teil ihres Bachelor-Studienganges an der ecosign – Akademie für Gestaltung.

In dem recht kleinen Gebäude, etwas versteckt zwischen einer Autowerkstatt und einer Pizzeria im ruhigen Teil von Köln-Ehrenfeld gelegen, haben sich Leonie und Daniela im ersten Semester kennengelernt. Dabei haben sie gleich festgestellt, dass an der ecosign ein anderer Wind als in der Schule weht: Frontalunterricht ist hier eher die Ausnahme, von Zeit zu Zeit steht auch mal Yoga auf dem Stundenplan – und das gesamte Gebäude ist zudem von innen vollständig mit nachhaltigen Materialien eingerichtet.

Letzteres hat einen ganz bestimmten Grund, geht es Lehrkräften und Studierenden doch hier vor allem um genau dieses Wort: Nachhaltigkeit. Damit ist die ecosign in ihrer Funktion als Design-Akademie tatsächlich bis heute deutschlandweit einzigartig – was durchaus verwundert. Mal ganz abgesehen davon, dass man als Kölner immer davon ausgeht, dass es alles rund ums Thema „öko“ schon in Berlin gibt, wurde sie bereits 1994 gegründet. Zu einer Zeit, als die Idee von Nachhaltigkeit in der Gesellschaft noch einen sehr viel geringeren Stellenwert hatte. „Früher war für die Studierenden eher der Designaspekt wichtig und die Nachhaltigkeit ein Nebeneffekt“, sagt Leonie über die ecosign. „Heute steht sie im Vordergrund.“ In Zeiten von Fridays for Future wollen auch angehende Designer ihren Teil dazu beitragen, Deutschland ökologischer, ökonomischer und sozialer zu gestalten.

Alles zum Thema Fridays for Future

Damit Studierende wie Leonie und Daniela bei der Entwicklung neuer Ansätze größtmögliche Freiheit haben, können sie bei der ecosign unter den Schwerpunkten Kommunikationsdesign, Produktdesign, Illustration und Fotografie in jedem Semester neu wählen und diese auch miteinander kombinieren. Entscheidend ist nur, dass die Studierenden zu den Vorgaben der entsprechenden Partnerunternehmen der Akademie eigene Ideen entwickeln. Denn am Ende jeden Semesters küren diese Partner aus jedem Kurs ein Projekt zum Sieger, das anschließend in die Praxis umgesetzt wird. Dadurch ermöglicht das Studium nicht nur das Mitmischen der Studierenden im Arbeitsleben – es verlangt ihnen durch den frühen Wirtschaftsdruck auch einiges ab. „Das Studium ist wegen der vielen Projekte schon ziemlich zeitaufwendig, aber dafür auch sehr vielseitig und spannend“, erklärt Leonie.

Dabei steht das wirklich Spannende für Leonie Beike und Daniela Steinhoff erst noch an: Nach dem letzten gemeinsamen Projekt in Form ihrer praktischen Bachelorarbeit werden die beiden – die schon jetzt als selbstständige Designerinnen eingetragen sind – auf den freien Markt entlassen. Und in Anbetracht der wachsenden Aufmerksamkeit für das Jahrhundert-Thema Nachhaltigkeit bestimmt auch in eine erfolgreiche Zukunft.

ZUR REIHE UND INSTITUTION

Jede Kulturszene ist auf Nachwuchs angewiesen, damit neue Impulse entstehen. Welche Ausbildungsmöglichkeiten und Perspektiven findet dieser in Köln vor, was sind Anreize, hier zu bleiben und nicht abzuwandern?

Die ecosign/Akademie für Gestaltung wurde 1994 gegründet und ist deutschlandweit die einzige Bildungseinrichtung, die einen Bachelorstudiengang in „Nachhaltigem Design“ anbietet. Interessierte können hier zwischen den Schwerpunkten Kommunikationsdesign, Produktdesign, Illustration und Fotografie wählen.

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