Nachlass von Alfred Neven DuMontEin Stück Stadt- und Mediengeschichte

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Henriette Reker, Isabella Neven DuMont, Hedwig Neven DuMont und Bettina Schmidt-Czaia (von links)

Henriette Reker, Isabella Neven DuMont, Hedwig Neven DuMont und Bettina Schmidt-Czaia (von links)

Köln – Vergangenes und Gegenwärtiges „für die Ewigkeit sichern“ – das ist die erklärte Aufgabe des Historischen Archivs der Stadt Köln. Am Freitag präsentierte Direktorin Bettina Schmidt-Czaia als jüngsten Neuzugang den Nachlass des Kölner Ehrenbürgers Alfred Neven DuMont. Die Übergabe von Korrespondenzen, Roman-Manuskripten, Fotografien sowie Urkunden und persönlichen Erinnerungsstücken durch Neven DuMonts Witwe Hedwig und ihre Tochter Isabella fand zu einem symbolträchtigen Termin statt: Vor genau fünf Jahren, am 30. Mai 2015, war der Verleger und Herausgeber von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Express“ verstorben. „Für mich ist er immer noch da“, sagte Hedwig Neven DuMont gerührt, „und das wird auch so bleiben, solange ich da bin“.

Zu Neven DuMonts Ehren und mit persönlichen Erinnerungen an einen „großartigen Verleger und eine auch international bekannte Medienpersönlichkeit“, kam auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker an den Interimsstandort des Stadtarchivs in der Brabanter Straße. Sie zeigte sich erfreut, dass das in den Akten „eingefangene offizielle Leben“ Neven DuMonts nun auch zu Studienzwecken verfügbar sei. Besonders interessiert blätterte sie in einem Fotoalbum aus dem Jahr 1955/56, das Neven DuMonts Regentschaft als Prinz Karneval dokumentiert. Reker erinnerte daran, dass die erste Begegnung mit Neven DuMont in ihrer Zeit als Sozialdezernentin auf den Tag der Prinzenproklamation gefallen sei, weshalb der Verleger damals seine Prinzenmütze getragen habe. „Meine beruflichen Pläne wären vielleicht anders verlaufen, wenn er mich nicht in meinem Selbstbewusstsein gestärkt und mit seinem Zutrauen bestärkt hätte“, sagte Reker.

Man könne die Stadtgeschichte der vergangenen 50 Jahre ohne den Nachlass Neven DuMonts nicht schreiben, betonte Bettina Schmidt-Czaia. Die unter der Nummer 1904 archivierten Bestände mit 475 sogenannten Verzeichnungseinheiten nehmen etwa zwölf Regalmeter ein. Sie repräsentierten nicht nur einen wesentlichen Teil städtischer Historie, sondern zeugten auch von der Arbeit eines Medienunternehmers von nationalem Rang. Deshalb sei der Nachlass auch „wichtig für die Mediengeschichte der Bundesrepublik“, so Schmidt-Czaia.

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Der 1927 geborene Alfred Neven DuMont war 1953 in den seit 1802 im Familienbesitz befindlichen Verlag M. DuMont Schauberg eingestiegen. Als Herausgeber machte er den „Kölner Stadt-Anzeiger“ zur führenden Zeitung in Köln und der Region. 1964 gründete er den „Express“.

Seine Briefwechsel mit allen wichtigen Politikern im Bund und im Land Nordrhein-Westfalen wiesen ihn als einen „aufs Breiteste interessierten Zeitgenossen“ und hoch engagierten Staatsbürger aus, sagte Peter Pauls. Der frühere Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und langjährige Beauftragte des Herausgebers hatte den gesamten Aktenbestand vor der Übergabe an das Stadtarchiv „in akribischer Arbeit und mit besonderer Sorgfalt durchforstet“, wie Isabella Neven DuMont hervorhob. Die letzten Materialien waren erst vor zwei Wochen ins Archiv gekommen. Der Bestand sei aber weiter „offen“ und könne jederzeit noch ergänzt werden. Ein elektronisches Findbuch erschließt die derzeit vorhandenen Quellen, die in Gänze aufgrund einer Vereinbarung mit der Familie und dem Nachlassverwalter sowie aufgrund des Datenschutzes für 20 Jahre nur mit einer Ausnahmegenehmigung zugänglich sind.

Zu den besonderen Schätzen der Sammlung zählen handgeschriebene Bleistift-Manuskripte von Neven DuMonts 2009 erschienenem Roman „Reise zu Lena“, der auch ins Englische übersetzt wurde. Im Archivbestand finden sich aber auch die Originalurkunden zur Verleihung der Kölner Ehrenbürgerschaft 2001, des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen 1986 sowie des Großen Verdienstkreuzes mit Stern der Bundesrepublik Deutschland 1988, letztere unterzeichnet vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.

Hedwig und Isabella Neven DuMont berichteten von zahlreichen Treffen mit Politikern im Haus der Familie – und von der stets spürbaren Bedeutung der Publizistik. „Zu jedem Essen bei uns zuhause gab es zwei Extrastühle, einer für den Verlag und einer für den »Kölner Stadt-Anzeiger«“, erzählte Isabella Neven DuMont, die ihrem Vater in seinen Funktionen nachgefolgt ist.

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Das vielleicht älteste Dokument aus Alfred Neven DuMonts Nachlass stammt übrigens von seinem Urgroßvater August Neven DuMont (1832 bis 1896): Dieser stellte 1883 einem Reporter der „Kölnischen Zeitung“ eine Bescheinigung für die Berichterstattung von der Einweihung des Niederwalddenkmals bei Rüdesheim am Rhein aus, den Vorläufer des heutigen Presseausweises.

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