Nemi El-Hassan soll „Quarks“ moderierenIslamismus-Vorwurf gegen WDR-Moderatorin

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Nemi El-Hassan

Köln – Weil Mai Thi Nguyen-Kim den WDR Richtung ZDF verließ, hat der Kölner Sender vor wenigen Tagen verkündet, wer die Nachfolge der promovierten Chemikerin beim Wissenschaftsmagazin „Quarks“ antritt: Florence Randrianarisoa und Nemi El-Hassan sollen künftig neben Ralph Caspers moderieren.

Doch diese Personalie sorgte am Montag für einigen Wirbel. Die „Bild“-Zeitung sprach von einem „Islamismus-Skandal beim WDR“ und warf dem Sender vor, mit Nemi El-Hassan beschäftige er eine Journalistin, die islamistische Gewalt relativiere und Seite an Seite mit Antisemiten demonstriert habe.

Beitrag über Dschihad sorgt für Wirbel

Als Beleg zitiert die Zeitung aus einem rund sechseinhalb minütigen Beitrag für die Bundeszentrale für politische Bildung, in dem die Medizinerin erläutert, wofür „Dschihad historisch gesehen steht“ und wie der Begriff heute verwendet wird. Er werde oft missbraucht. Für sie sei der Dschihad eine Vision. „Dschihad heißt, menschlich zu sein und zu bleiben und die eigenen Geister fortzutreiben.“ Als Reaktion zitiert die „Bild“ den Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi: „Das ist eine absolute Relativierung.“

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Die WDR-Redaktion verfolge die Diskussion auf Twitter zu dem aus dem Kontext gerissenen Ausschnitt des sechs Jahre alten Videos, sagte eine Sprecherin am Montag dieser Zeitung. „In dem vollständigen Beitrag kann sie keine Relativierung erkennen.“ Die 27 Jahre alte El-Hassan sei dem WDR als engagierte Journalistin bei Funk und ZDF aufgefallen. Aufgrund ihrer Tätigkeit als Medizinjournalistin habe man ihr die Moderation von Quarks angeboten.

Zudem wird im Internet kritisiert, dass Nemi El-Hassan 2014 an einer Al-Quds-Demonstration in Berlin teilnahm. Bei diesen Demonstrationen waren in der Vergangenheit Mitglieder der inzwischen verbotenen Hisbollah federführend, dort wurden sehr häufig Hassparolen gegen Israel gerufen.

Teilnahme an Demo "ein Fehler"

In diesem Jahr wurde der Marsch in Berlin abgesagt. „Eine der widerlichsten antisemitischen Veranstaltungen bleibt uns allen erspart“, kommentierte Innensenator Andreas Geisel (SPD) die Entscheidung.

Der WDR bestätigte am Montag El-Hassans Teilnahme. „Sie hat den WDR jetzt über ihre Teilnahme an der Al-Quds-Demonstration im Jahr 2014 informiert“, so die Sprecherin. „In einem persönlichen Statement distanziert sie sich nachdrücklich und bezeichnet die Teilnahme als Fehler.“ Man sei mit Nemi El-Hassan weiter im Austausch.   

Elio Adler, Vorsitzender der Werte Initiative – jüdisch-deutsche Positionen e.V., schrieb am Montag in einem Offenen Brief an den WDR, den die "Welt" veröffentlichte, diese Personalentscheidung sei nicht tragbar und müsse transparent aufgearbeitet werden. 

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