Neue Abba-SongsMit zeitgenössischer Popmusik hat das nichts mehr zu tun

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Abba in Tokio 1980 

London – Ich vertraue Dir noch, singt Anni-Frid und beschwört den alten, fast magischen Bund, den Abba mit ihren Fans eingegangen waren, vor so langer Zeit. 40 Jahre ist es her, dass mit „The Visitors“ das bislang letzte Album des Quartetts erschien. 

Wo ihre Lieder einst die Unbekümmertheit schwedischer Landpomeranzen beim sommerlichen  Discobesuch ausstrahlten, klangen sie jetzt nach der Reue des Herbstes, nach Entliebten, die allein sind und es lange bleiben werden.

Klugerweise wiesen Abba in den folgenden Jahren Milliardenangebote für ein Comeback zurück. Die beiden Paare waren geschieden, die Dynamik der Gruppe gab es nicht mehr.

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Da war es schon ein ziemlicher Schock, als Björn und Benny am Donnerstagabend in London verkündeten, dass am 5. November ein neue Abba-Album namens „Voyage“ erscheinen würde.  Sogleich gab es zwei neue Songs zu hören: Die oben zitierte Ballade „I Still Have Faith In You“, die sich langsam, aber stetig in jene erhabenen Höhen schraubt, die der anfangs eingeblendete Publikumsjubel bereits andeutet. Und die Uptempo-Klage „Don’t Shut me Down“, in der Agnetha ebenfalls die alten Hörer anzusprechen  scheint –  „Du siehst verwirrt aus/ Und du fragst dich, warum ich heute hier bin“ – und dessen Synthie-Bass immerhin die Frage beantwortet, wie  Abba wohl Mitte der 1980er geklungen hätten. 

Denn mit zeitgenössischer Popmusik haben diese Stücke nichts am Hut. Wie auch, die Abbas sind Mitte 70 und hatte Benny nicht bereits auf der Pressekonferenz vorsorglich erklärt, dass er nicht vorhabe, mit Drake zu konkurrieren (dessen große Zeit ja auch schon länger vorbei ist)? Es ist alles gut so und wenn die neuen Lieder wie Synthesen aus den frühen enthusiastischen und den späteren wehmütigen Abba-Stücken klingen, dann landet man eben beim Heiter-Besinnlichen, jener Koppel-Zuschreibung, mit der Unterhaltungsprodukte für Best Ager so oft beschrieben werden.

Sorgen machen uns eher die „Abbatare“, mit Hilfe des Motion-Capture-Verfahrens erschaffene digitale Doubles der Musiker, die fortan an ihrer Stelle auftreten sollen. Diesen ewig jungen Scheinbildern möchte man kein Vertrauen schenken.

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