Pornoführer durch MuseenWarum so prüde, liebe Direktoren?

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Auch Tizians Venus von Urbino wird von Pornhub eindeutig gedeutet

Auch Tizians Venus von Urbino wird von Pornhub eindeutig gedeutet

Köln – Zu den sozialen Netzwerken haben die großen und kleinen Museen ein eher zwiespältiges Verhältnis. Einerseits sind Instagram, Facebook oder Youtube für die Häuser unschätzbare Werbemedien, andererseits legen die US-Unternehmen schon mal puritanische Moralvorstellungen an die altehrwürdige und dabei oft ziemlich freizügige Kunstgeschichte an. Schnell steht man dann als Museumsdirektor unter akutem Pornografieverdacht.

Auch Cicciolina wirbt für Pornhubs spezielle Kunstgeschichte

Solcherlei Prüderie wird man der Streaming-Plattform Pornhub sicher nicht vorwerfen können. Hier laufen mehr explizite Inhalte, als sich selbst römische Orgienkaiser träumen ließen, und seit neuestem auch eine kleine Serie, in der ein einschlägig bekanntes Pärchen in offiziellem Firmenauftrag bedeutende Kunstwerke nachstellt. In einem Film essen Adam und Eva etwa besonders delikate verbotene Früchte; derweil posiert die Aktrice Cicciolina in einer Werbebotschaft als Botticellis Venus in der Muschel.

Mit dieser Kampagne soll angeblich ein Audioführer durch die großen Museen lanciert werden, der die Besucher im Louvre oder in den Uffizien zielsicher an den Bibelschinken vorbei zu den Schweinereien lotst. Auf diese Weise, behauptet Pornhub in aller Unschuld, wolle man die in Coronazeiten abgekühlte Liebe der Menschen zur Kunst und zu den Museen neu entfachen. „Einige der besten Pornos aller Zeiten“, gurrt Cicciolina, „gibt es nicht auf Pornhub. Man findet sie in den Museen.“

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Dagegen lässt sich im Grunde wenig sagen. Die Kunstgeschichte ist voller Erotik, die allerdings in den seltensten Fällen zum Äußersten geht. Trotzdem zeigen sich von der ganzen Sache bislang vor allem die Rechtsanwälte der betroffenen Museen erregt. Sie klagen auf Urheberrechtsverletzungen, vielleicht auch, um klarzustellen, dass sie nicht mit den cleveren Pornohubern kooperieren. Zu weit sollten es die Museen, immerhin die Hüter der Kunstfreiheit, damit aber auch nicht treiben. Sonst stehen zur Abwechslung mal sie als Puritaner da.

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