Kommentar zu Shitstorm gegen BaerbockDas ideologische Ping-Pong-Spiel ist ermüdend

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Annalena Baerbock 

Ein Shitstorm bricht im Netz oft schneller aus als man „Soziale Medien“ buchstabieren kann. Wenn dann noch Annalena Baerbock beteiligt ist, kommt man noch nicht mal bis zum „o“. 

„Prinzipienlos und selbstgefällig“ und „rassistisch“ ist noch der freundlichere Teil der Vorwürfe, die die Kanzlerkandidatin der Grünen gerade bei Twitter über sich ergehen lassen muss.

Was ist passiert? Annalena Baerbock hatte in einem Interview mit dem Zentralrat der Juden von dem Sohn einer Bekannten erzählt. Der hatte sich in der Schule geweigert, ein Aufgabenblatt zu bearbeiten, auf dem das N-Wort stand.

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Das Problem: Annalena Baerbock sagte eben nicht „N-Wort“, sondern sprach das Wort aus. Ziemlich blöd in einem Gespräch, in dem es ausgerechnet um „Antisemitismus und Rassismus“ geht – denn rassistisch diskriminierende Wörter muss niemand ohne Not auch noch wiederholen.

Das weiß Annalena Baerbock natürlich auch, weswegen sie sich jetzt ausführlich auf Twitter dafür entschuldigte.

Wunderbar, Text zu Ende – dann ist ja jetzt alles wieder in Ordnung. Leider nein: Denn auch der Entschuldigungs-Tweet der Grünen-Bundesvorsitzenden sorgte wiederum für einen Sturm der Empörung.

Für Baerbock, gegen Baerbock, für die Verwendung des N-Worts und dagegen – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und wer genauso viel Zeit hat, wie offenbar all die Leute, die diese Kommentare schreiben, der hat jetzt bei Twitter jede Menge zu lesen.

Die Ironie an dieser Geschichte: Nicht nur der Hashtag „N-Wort“ trendet gerade. Sondern viele nutzen die Gelegenheit, um das Wort auf Twitter in Gänze genüsslich auszuschreiben und breitzutreten, als Hashtag oder einfach so.

Darunter auch BILD-Redakteurin Judith Sevenic Basad: „Irre, eine Kanzlerkandidatin erstellt einen neunteiligen Entschuldigungs-Thread, weil sie das Wort „(hier steht das ausgeschriebene N-Wort)“ – um Rassismus an Schulen zu beschreiben – genauso aussprach und nicht das „N-Wort“ verwendete.“

Ein ideologisches Ping-Pong-Spiel – geradezu exemplarisch für die Mechanismen der Sozialen Medien. Aufgeheizt, aufgeregt, beleidigend, um sich selbst kreisend und sehr, sehr oft unsachlich. Das ist sinnlos und ermüdend. Aber immerhin: Wer sich fragt, wie es um unsere digitale Debattenkultur steht, findet hier die Antwort.

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