So war der „Polizeiruf 110“Ein misslungener Cocktail aus Weltlichem und Geistlichem

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Polizeiruf Vorschau

Jonas Fleischauer (Tom Gronau, r) muss sich regelmäßig von Pater Anselm (Maciej Robakiewicz, l) exorzieren lassen.

Frankfurt/Oder – Trist und grau. So erscheint das Grund-Setting der neuen Polizeiruf 110-Folge von der deutsch-polnischen Grenze. Olga Lenski (Maria Simon) und Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) ermitteln diesmal in konservativ-katholischen Familienkreisen und müssen sich mit den Themen Unbefleckte Empfängnis und Exorzismus auseinander setzen. Außerdem tritt plötzlich Raczeks Mutter (Malgorzata Zajaczkowska) in das Leben des Kommissars und lässt ihn so auch seine ganz persönliche Geschichte durchlaufen.

Der Fall

Ein junger Mann, der sich Elias nennt (nach dem Propheten in Flammen), aber Jonas heißt (Tom Gronau), rettet zu Beginn der Folge ein junges Mädchen vor dem Suizid. Einen Zeitsprung später schneidet er genau diesem Mädchen in einem Kreißsaal ihr Kind aus dem Bauch, welches abgetrieben werden sollte. Lenski und Raczek nehmen nach dieser schrecklichen Tat die Verfolgung nach dem selbsternannten Propheten auf, sind gefühlt jedoch immer einen Schritt zu langsam. So kann Jonas weiter durch die Gegend wandern, man erfährt, dass seine streng-katholische Mutter ihren Sohn regelmäßig zu einem polnischen Pater schickt, um ihm den Teufel austreiben zu lassen.

Die Auflösung

Um mal aus der Bibel zu zitieren: „Er aber sprach: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“ So ähnlich verhält es sich auch mit der aktuellen Polizeiruf-Folge. Richtige Antworten bleiben aus, Jonas‘ Propheten-Wahn wird nur in einem Nebensatz erklärt und der Zuschauer muss schon viele Kompromisse eingehen, was die Glaubwürdigkeit angeht. Die finale Verbindung des Falles um Jonas und eines Brandanschlags einer volltätowierten Frau erschließt sich in keiner Weise. Antworten bleiben aus.

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Fazit

Die weit hergeholten Zusammenhänge wären am Ende des Tages ja durchaus zu verkraften gewesen. Dann hätte aber wenigstens die Inszenierung passen müssen – doch Regisseur Rainer Kaufmann traut seinen Zuschauern wohl nicht zu, restlos mit ihnen auf eine mystisch-spirituelle Entdeckungstour zu gehen. Der Versuch, Weltliches mit Geistlichem zu vermischen, misslingt deswegen auf ganzer Linie.

Zumindest die Nebenhandlung um Raczek und seine Mutter ist gefühlvoll und klar erzählt. Der Konflikt birgt eine Menge Potenzial für weitere interessante Erzählsequezen. Doch insgesamt kann die neue Polizeiruf-Folge leider nicht überzeugen.

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