So war der „Tatort“Ärger über die läppische und abstruse Polizeiarbeit

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Luna Bannert (Lilo Scharf) und Mia Bannert (Julie Engelbrecht)

Im „Tatort: Warum“ aus Nürnberg ging es um Mord und Selbstjustiz.

Der Fall

Ein junger Mann wird brutal ermordet. Die Eltern sind verzweifelt, die Kommissare ratlos und die Freundin des Toten weiß vor Angst nicht ein noch aus. Wie gebannt hört sie eine Drohnachricht auf ihrem Telefon ab, und am nächsten Tag bringt der Paketbote, oh Graus, ein Päckchen mit geköpften Puppen. Davon ahnen die Nürnberger Kommissare allerdings nichts, weshalb sie nach einem Serienmörder suchen. Als sie glauben, ihn gefunden zu haben, erhängt sich der Verdächtige gerade noch rechtzeitig in seiner Zelle, bevor sich sein Alibi als stichhaltig erweist. Der leicht aufbrausende Voss (Fabian Hinrichs) will deswegen den Job hinschmeißen, lässt sich aber von seiner Kollegin Ringelhahn (Dagmar Manzel) zum Weitermachen überreden. Währenddessen ermitteln die Eltern des Toten auf eigene Faust und kommen den wahren Tätern auf die Spur.

Die Auflösung

Lukas Keller (Caspar Schuchmann) arbeitet als argloser IT-Spezialist in einer Transport- und Logistikfirma, die kräftig an den schmutzigen Geschäften der bulgarischen Mafia mitverdient. Als ihm aufgeht, dass mit seiner Hilfe gefälschte Medikamente in alle Welt verschickt werden, ruft er allerdings nicht die Polizei, sondern sucht das klärende Gespräch mit seinem eigentlich doch so supernetten Chef. Der dankt es ihm mit einem bulgarischen Auftragsmörder.

Für „Tatort“-Fans

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Bei den gestressten „Tatort“-Kommissaren dauert es ein wenig, bis der Groschen fällt. Aber die wissen ja auch nicht, dass niemand einen ehemaligen James-Bond-Schergen besetzt, um ihn dann an eine unbedeutende Nebenrolle zu verschwenden. Es war also abzusehen, dass Götz Ottos biederer Unternehmer im Laufe der Handlung noch prominent in Erscheinung treten und dabei seine wahre Natur zum Vorschein kommen würde. Otto spielt diese Verwandlung gar nicht mal schlecht für einen normannischen Kleiderschrank. Wie er den Kommissaren bei der Verhaftung die Visitenkarten seiner sicherlich sündhaft teuren Rechtsanwälte überreicht, hat wirklich Stil.

Die bessere Polizei

Über die teils läppischen, teils abstrusen und stets wirklichkeitsfernen Methoden der „Tatort“-Kommissare muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Im Nürnberger Polizeibunker wird keinesfalls schlechter ermittelt als anderswo, aber die Arbeit zieht sich leider überdurchschnittlich dröge hin. Insofern sind die Eltern gleich in doppelter Hinsicht die bessere Polizei: Sie machen den Täter schneller dingfest, und die dunklen Seiten ihrer Charaktere wirken weniger aufgesetzt. Für sie ist der Fall schließlich auch sehr persönlich. Wenn es Voss so richtig mitnimmt, wünscht man ihm vor allem etwas mehr professionelle Distanz.

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Fazit

Das Drama der Eltern war nicht nur das heimliche Herz dieser „Tatort“-Folge. Wie Valentina Sauca und Karl Markovics ihre Figuren vor Traurigkeit geradezu versteinern lassen, ist eindrucksvoll gespielt. Man versteht, wie sie der geteilte Schmerz zu etwas treibt, das sie sich niemals zugetraut hätten und zu Menschen macht, die sie nie werden wollten.

Leider läuft das Ganze dann auf die aus Film und Fernsehen sattsam bekannte Rachefantasie hinaus. Wobei der Vater den Schuldigen anscheinend gar nicht töten, sondern nur erschrecken wollte. Was hätten die Eltern eigentlich getan, wäre die Polizei nicht pünktlich nach Drehbuch eingetroffen?

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