Stefan Raab live in KölnEin Abend, der nicht wusste, was er sein wollte

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Raab Köln

Stefan Raab bei seinem Comeback als Entertainer auf der Bühne in der Lanxess Arena in Köln.

Köln – Den Anfang machte nicht Stefan Raab, sondern sein ehemaliger Showpraktikant Elton. Der durfte den früheren Chef in der Lanxess-Arena zum Beginn der Liveshow ankündigen. Und dieser sang erstmal seinen Eurovision- Song „Wadde hadde dude da?“, begleitet von seiner früheren „TV total“-Showband Heavytones.

Nach dem ersten Opening gab es dann noch eine zweite Eröffnung in alter „TV total“-Abfolge. Eine Zuschauerin las das Programm von einer Karte vor. Raab kam auf die Bühne. Bloß eine Showtreppe gab es nicht. Damit war dann die erste halbe Stunde des Abends schon mal rum. Raab hatte nämlich alle Zeit der Welt.

Und das Kölner Publikum bewies gleich zu Beginn, dass Mitklatschen immer geht. Nach dem Klatschen gab es dann erst mal ein paar alberne Witze. Das Publikum, das zum Teil sogar aus Berlin und Hamburg angereist war, hatte Raab, der im dunklen Anzug erschien, am Anfang fest im Griff. Bei Sprüchen wie „Sie sind nicht nur das Beste, sondern auch das schönste Publikum, das wir je hatten“ kein Wunder.

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Geheimniskrämerei vor der Rückkehr

Vor drei Jahren hatte Raab sich vom Bildschirm verabschiedet. Nach 16 Jahren war Schluss mit „TV total“ und allen anderen Formaten wie „Schlag den Raab“. Nun also die Rückkehr.

Im Vorfeld der Show hatten die Macher sich als große Geheimniskrämer präsentiert. Als die „Bild“-Zeitung angebliche Gäste und den angeblich geplanten Ablauf veröffentlichte, wurde das vom Management umgehend dementiert. Über den Inhalt der Show war nur zu erfahren, dass Raab mit „Musik, Spitzenwitzen und spektakulären Gästen“ auf die Bühne zurückkehre.

Und die Erste, die ihn dann besuchte, war Carolin Kebekus. Die Kölnerin, die ihren Hass auf Helene Fischers „Atemlos“ ja schon zigmal bekannt hatte, kam dann zu eben diesem Song auf die Bühne. „Ich habe nix gegen die. Ich kenn' die ja nicht. Die ist ja bestimmt voll nett, die Schlampe." Sprach's und weg war sie wieder. Danach machte der 51-jährige Raab erst mal ein bisschen Blödsinn mit den Musikern seiner Band. Und schon war eine knappe Stunde rum bei diesem Kindergeburtstag für Erwachsene. Eigentlich erstaunlich, dass man mit so wenig so viele Leute bei Laune halten kann. Die Stimmung hatte zwar im Laufe des Abends ein paar Durchhänger. Aber die Fans blieben Raab bis zum Ende treu.

Ein Abend zwischen Konzert und Comedyprogramm

Zwischendrin sang Stefanie Heinzmann, einst von Raab entdeckt, „Respect“. Der Meister spielte dazu Schlagzeug. Sido schaute noch vorbei. Max Mutzke sang „Can't wait until tonight“. Eindeutig ein Highlight des Abends. Und Luke Mockridge und Tedros Teclebrhan versuchten sich als Musical-Stars. Und selbst „Die Toten Hosen“ hatten nach Ende ihrer Tournee Zeit für ein kurzes Kölner Auswärtsspiel.

Zwischendrin textete Raab „Wir kiffen“ um. Das war dann aber auch schon das höchste der Gefühle, was Neues anging an einem Abend, der nicht wusste, ob er Konzert oder Comedyprogramm sein wollte.

Kein TV-Comeback angekündigt

Irgendwie wirkte die ganze Show, als hätte Raab sich das Konzept am Nachmittag in einer halben Stunde überlegt. Oder gar nicht. Er spielte ein paar Songs, begrüßte Gäste, erzählte zwischendrin ein paar Witze und Anekdoten aus seinem Leben. Etwa, dass er am Anfang seiner Karriere die Idee hatte, als Musikproduzent Geld zu verdienen und bei der Bank mit einer deutschen Version von MC Hammer um einen Kredit zu werben. Titel des Projekts „MC Behämmert“.

„Manchmal erzählt man schon Scheiße“, meinte Raab irgendwann. Als schien er sich selbst zu fragen, was er da eigentlich machte.

Irgendwie wartete man den ganzen Abend darauf, dass es jetzt endlich losgeht. Und dann war die Show nach knapp drei Stunden auch schon vorbei. Raab hatte die Rückkehr auf die Bühne sichtlich Spaß gemacht. „Ich muss immer Quatsch machen“, bekannte er. Das von vielen erhoffte TV-Comeback kündigte er dennoch nicht an.

Und immerhin eine Verbesserungsidee für den nächsten Auftritt im November hatte Raab dann doch. Er will als Merchandising Wurst mit seinem Gesicht drauf verkaufen. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen. 

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