So war der erste „Tatort“ im neuen JahrFast komplett gegen die Wand gefahren

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War sie es? Szene mit Richy Müller, Ursina Lardi und Felix Klare (v.l.)

Köln – Über den Neujahrs-„Tatort“ aus Stuttgart („Videobeweis“; Buch: Rudi Gaul und Katharina Adler; Regie: Rudi Gaul) lässt sich eher sagen, was er alles nicht war, als was dem Zuschauer da „positiv“ geboten wurde. Also: Weder war die Geschichte um einen toten Firmenangestellten, der da nach einer Weihnachtsfeier offensichtlich von der Balustrade ins Foyer gestürzt worden war, sonderlich spannend, noch wurde hier nach beliebter Machart ein irgendwie relevantes Sozialthema mit verhandelt. Und der Appeal der Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) kam auch diesmal über die gewohnt grau-solide Durchschnittlichkeit nicht hinaus.

Wenn man will, könnte man von einem „philosophischen“ „Tatort“ sprechen: Die Dinge sind halt nicht so, wie sie zunächst scheinen. Die vom späteren Opfer zwecks Erpressung in einem Video festgehaltene Sexszene – war sie einvernehmlich, oder wurde da eine Vergewaltigung dokumentiert? Hier verlangte die Schlüsselfrage nach dem Motiv eine Antwort, die aber vorderhand so leicht nicht zu bekommen war – und von den Beteiligten, dem Abteilungsleiter Jansen (Oliver Wnuk) und der Mitarbeiterin Tramell (Ursina Lardi) schon gar nicht.

Was ist die Wahrheit, wer ist der Täter? Diese Frage, die sich bekanntlich in jedem realen oder fiktiven Mordfall stellt, wuchs diesmal nicht zuletzt durch die bedeutungsschweren Einlassungen der Akteure in die Dimensionen eines erkenntnistheoretischen Grundproblems. Es mag ja sein, dass sich Krimi und Philosophie zuweilen vertragen. Hier taten sie es indes nicht, weil die Proportionen zwischen Fall und Metaebene nicht stimmten. Bezeichnenderweise kam die Auflösung aufgesetzt und drangehängt wie Kai aus der Kiste – und als dringend benötigter Ausweg aus einer auch dramaturgischen Sackgasse: Weil das Häufchen trotz vorangegangener Frostnacht weich war, musste jemand den Waufi des Ermordeten noch am Morgen nach der Tötung – und im Wissen um sie – in den Garten gelassen haben. Das konnte logischerweise nur der Täter, in diesem Fall: die Täterin, gewesen sein.

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Wenn etwas diesen gedankenschweren „Tatort“ nicht vollends gegen die Wand fahren ließ, dann war es die eindringliche Schauspielerleistung Ursina Lardis. Ihr verwirrendes Changieren zwischen berechnender Coolness und Verletzlichkeit hatte Klasse – und half über etliche Untiefen hinweg.  

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