Theaterstück zur AfDRechter Kulturkampf mit Strategie dahinter

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Unterstützer der AfD mit Partei- und Deutschlandfahnen

Unterstützer der AfD mit Partei- und Deutschlandfahnen

  • Unter dem Titel „Furcht und Normalität in Zeiten der AfD“ arbeitet das Kölner nö Theater den Kulturbegriff der politischen Rechten auf.
  • Regisseur Janosch Roloff spricht über seine Inszenierung, über den Umgang der AfD mit Kritikern und über die Nähe der Partei zu rechtsradikalen Inhalten im Netz.
  • Die Inszensierung wird im Rahmen des Sommerblut-Festivals kostenlos gestreamt.

Herr Roloff, ihr aktuelles Projekt über die AfD und deren Kulturkampf von rechts sollte als dokumentarisches Theaterprojekt aufgeführt werden. Dann kam Corona.

Wir mussten auf die Situation reagieren, in der Proben mit den Schauspielenden unmöglich wurden. Ein Theaterstück unter diesen Voraussetzungen zu gestalten, machte für uns keinen Sinn, selbst wenn wir das fertige Stück dann im Live-Stream als abgefilmte Vorführung dem Publikum gezeigt hätten. Wir haben uns dann dazu entschieden, aus dem Theaterstück ein multimediales Projekt zu machen, in dessen Mittelpunkt die Erstellung einer Website steht.

 Janosch Roloff

 Janosch Roloff

Was erwartet die Zuschauer in „Furcht und Normalität in Zeiten der AfD“?

Wir haben das Projekt auf vier Formate und inhaltliche Themenfelder aufgeteilt. Im ersten Teil gibt es ein Live-Hörspiel, das auf die aktuelle Situation der AfD eingeht. Wir versuchen, aktuelle Entwicklungen innerhalb der AfD aufzugreifen, wie die internen Machtkämpfe um den Parteiausschluss von Andreas Kalbitz. Im zweiten Teil wird streng dokumentarisch eine Chronik der Aktivitäten der AfD gegen Kulturschaffende in den letzten drei Jahren erstellt.

Wie sieht dieses zweite Format aus?

Wir haben vor zwei Wochen im Casamax Theater eine Lesung aufgezeichnet, in der wir Berichte von Kulturschaffenden wiedergeben, in welcher Art und Weise die AfD und ihr Umfeld gegen ihre Arbeiten vorgegangen sind. Das reicht von gezielten Störaktionen von Theateraufführungen bis zu Aktivitäten der AfD in den Parlamenten. Hier versucht sie mit dem Argument des Neutralitätsgebotes, künstlerische Arbeiten, die sich kritisch mit der Partei oder ihrem Weltbild auseinandersetzen, zu unterbinden. Die Auflistung der Fälle belegt, dass eine Strategie dahintersteht.

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Was weiter?

Wir setzen uns mit rechten Kulturinhalten im Netz auseinander. Rechtsradikale Musik gibt es ja schon länger im Netz. Wir haben aber den Fokus auf die vielen YouTube-Kanäle gelegt, die gerade in den letzten Wochen mit ihren Beiträgen zur Mobilisierung des rechten Lagers in der Corona-Krise maßgeblich beigetragen haben. Die erste Idee, hier besonders eklatante Beiträge aufzulisten und zu zeigen, haben wir wieder verworfen. Wir wollen nicht noch zur Reproduktion von rechtsradikalen Inhalten beitragen. Stattdessen zeigt der Kurzfilm, den wir gedreht haben, die Geschichte einer fiktiven Gruppe, die solche Inhalte konsumiert und mit eigenen Beiträgen befeuert. Erzählt wird, wie sich anfänglich unpolitische Personen im Zuge der Corona-Proteste radikalisieren.

Werden die Inhalte auf der Website bleiben?

Die Website wird im Laufe der nächsten Wochen von uns aktualisiert. Das Live-Hörspiel kommt dann in einer überarbeiteten Fassung, die mehr auf das reine Hörerlebnis abzielt, auf die Seite. Unser vierter Schwerpunkt wird wohl am ehesten einer „klassischen Website“ gerecht. Hier gibt es in einem Sound-Archiv rund 60 Zitate und Statements von über 30 AfD-Politikern zu ihren kulturellen Vorstellungen und Zielen. Hört man das Dokument im Ganzen, kristallisieren sich hier Methodik und Strategie einer rechtsradikalen Kultur-Politik heraus.

Termin: 22. Mai, 18.15 Uhr, nö theater, kostenloser Live-Stream auf www.sommerblut.de

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