Tom Buhrow verteidigt Queen-Berichterstattung„Die ARD war sehr schlank aufgestellt“

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Tom Buhrow

Köln – Welches Signal will der Rundfunkrat des WDR in die Öffentlichkeit senden, und wie groß darf der Einfluss sein, den Parteien in der Aufsicht über die größte ARD-Anstalt ausüben? Diese Frage war am Mittwochnachmittag Thema der jüngsten Sitzung des Gremiums.

Anlass war die Wahl des Vorsitzes sowie des stellvertretenden Vorsitzes des Programmausschusses. Die bisherigen Amtsinhaber Petra Kammerevert und Florian Braun kandidierten erneut. Kammerevert sitzt für die SPD im Europaparlament, Braun für die CDU im NRW-Landtag. Und daran stören sich diverse unabhängige Mitglieder des Rundfunkrats.

Störgefühle über Kandidaturen von Politikern

Gerhart Baum hatte dieser Zeitung in einem Interview, das auch während der Sitzung diskutiert wurde, zu dem Thema gesagt: „Das wird ein Lackmustest für die Parteiferne des Rundfunkrats werden.“

Ein Antrag, die Wahl zu verschieben, da sich einige Mitglieder nicht ausreichend informiert fühlten, wurde abgelehnt. Nicole Grünewald von der IHK äußerte ein Störgefühl über die Kandidaturen der Politiker. Friederike van Duiven, die vom Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e.V., Landesverband NRW entsandt wurde, entschloss sich spontan, für den Stellvertreterposten zu kandidieren. Bei einer ersten Bewerbung war sie gescheitert.

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Man habe ihr klar gemacht, dass sie „aus arithmetischen Gründen keine Aussicht auf Erfolg“ gehabt hätte. Unwürdig sei diese Situation gewesen. „Im öffentlichen Ansehen ist es wichtig, dass dort keine solche Dominanz herrscht“, begründete van Duiven ihre Kandidatur.

Florian Braun betonte, er kandidiere nicht erneut für das Amt, um politisch Einfluss zu nehmen, er sehe sich vielmehr als Organisator und Kommunikator. Am Ende setzte er sich im zweiten Wahlgang mit einer Stimme mehr gegen van Duiven durch. Petra Kammerevert hingegen verpasste die nötige Mehrheit, diese Wahl wurde in die nächste Sitzung vertagt.

WDR-Intendant Tom Buhrow blieb in seinem Bericht seiner Linie treu: Das Versprechen größtmöglicher Transparenz bei gleichzeitigem Verweis darauf, dass die Krise der ARD keine Krise des WDR sei.

Kritik aus unlauteren Gründen?

Und die, die Kritik üben, tun das aus Buhrows Sicht teilweise aus unlauteren Gründen. Zumindest legte er das nahe, als er sagte, kritische Berichte in diversen Zeitungen seien auch davon beeinflusst, dass öffentlich-rechtliche und private Anbieter im „Konfliktfeld Internet“ Kontrahenten seien, da gehe es auch um eigene Interessen. „Aber wir wollen uns Vorwürfen und Kritik nicht entziehen. Wir stellen uns jeder Diskussion und sind auch bereit, nachzubessern“, so Buhrow.

„Es ist legitim, die Frage zu stellen, was die Gesellschaft vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk will und was nicht.“ Aber die Debatte werde nicht dadurch gelöst, nur auf Teilaspekte zu blicken. Man müsse aufs große Ganze schauen. „Wir müssen uns dem stellen, wenn das Epizentrum auch in Berlin sein mag.“

Zu den Ereignissen beim NDR könne er sich nicht äußern. Er sehe aber, dass bei vielen Kritikern auch in den Sendern die Schlussfolgerung sei, dass nicht Einzelverfehlungen und strukturelle Webfehler das Problem seien, sondern ein generelles „Die da oben, wir da unten im Programm“. Das sei gefährlich und nicht zutreffend.

ARD griff auf das BBC-Signal zurück

Zur Kritik an der parallelen Berichterstattung von ARD und ZDF vom Begräbnis der Queen in London sagte Buhrow, es gebe eine Vereinbarung, dass ARD und ZDF abwechselnd von Royal-Ereignissen berichten. „Eine Ausnahme ist der Tod der Queen.“ Die ARD sei aber sehr schlank aufgestellt gewesen. „Wir haben nur zehn Leute geschickt. Es gab keinen eigenen Ü-Wagen. Wir haben auf das BBC-Weltsignal zurückgegriffen. Was die ARD angeht, kann ich mit Zufriedenheit auf die Synergien verweisen.“

Jörg Schönenborn, Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung, hob die geschichtliche Einmaligkeit des Ereignissen hervor und sagte. „Jede Live-Übertragung ist günstiger als normales Programm. Wenn man ein Sparprogramm für Öffentlich-Rechtliche fordert, bräuchte man mehr Königshäuser.“

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