TV-Tipp „Operation Abnehmen“Lucas' Kampf gegen 230 Kilo

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Lucas kämpft gegen seine Fettsucht an. Bisher ohne Erfolg.

Lucas kämpft gegen seine Fettsucht an. Bisher ohne Erfolg.

Mit zwei Jahren hat er den anderen Kindern aus der Spielgruppe die Butterbrote weggegessen. Im Alter von zehn hat er erstmals Geld geklaut, um sich Süßigkeiten zu kaufen. Als der Filmemacher Christian Pietscher seine Reportage „Operation Abnehmen“ (WDR, 22.30 Uhr) startet, ist Lucas aus Bergisch Gladbach 13 Jahre alt, wiegt 230 Kilo und kann sich nicht mal mehr alleine die Socken anziehen, weil er nicht an seine Füße kommt. Die Familie leidet unter seiner Fettsucht, sie ist das bestimmende Thema, und alles, was Lucas auf Initiative seiner Mutter bisher gegen seine Adipositas unternommen hat, war nicht von Erfolg gekrönt.

Ohne Häme, mit Realismus

Ernährungsberatung, eine Langzeitkur und Psychotherapie hat Lucas hinter sich, und wie es überhaupt so weit mit ihm und seinem Gewicht kommen konnte (unter einem Gen-Defekt leidet er nicht), weiß keiner aus dem familiären Umfeld. Und Lucas selbst ist eben so reflektiert, wie man mit 13 sein kann: „Die Sucht zu essen ist zu groß, um nein zu sagen“, erklärt er, und weil er sich selbst gar nicht normalgewichtig kennt, ist ihm sein Aussehen auch nicht peinlich. Ohne Häme (wie es im Privatfernsehen gang und gäbe ist), aber mit dem nötigen Realismus begleitet „Operation Abnehmen“ Lucas über den Zeitraum von zwei Jahren. Eine Ethik-Kommission der Uni-Klinik Hamburg entscheidet, bei Lucas trotz seines jugendlichen Alters eine Magenbypass-OP vorzunehmen, ein Arzt verspricht eine Gewichtsreduktion von 70 Kilo innerhalb eines Jahres nach der OP.

Die OP gelingt, aber der Schalter in Lucas’ Kopf legt sich nicht um, und seine Mutter hilft ihm auch da, wo Hilfe kontraproduktiv ist. Lucas isst weiter Süßigkeiten, und weil ihm die 20 Minuten Fußweg von der Bushaltestelle nach Hause zu sehr anstrengen, chauffiert ihn seine Mutter tagtäglich mit dem Auto. Nach zwei Jahren schafft es Lucas mit Ach und Krach, sein Gewicht auf 200 Kilo zu reduzieren, mit Mühe kann er wieder Fahrradfahren, aber weil Chips, Cola und Süßigkeiten immer noch ein großes Thema sind, sind Familie, Freunde, Ärzte, Ernährungsberater und Psychologen am Ende alle ratlos. Und Lucas? Hat immer noch nicht begriffen, dass er sein Leben extrem verkürzt, wenn er so weitermacht. Was sein größter Wunsch ist, will Filmemacher Pietscher zum Ende der Reportage wissen. Lucas’ Antwort: „Dass das Fahrrad nicht kaputtgeht.“ Eine Doku, die so ist, wie das Leben eben manchmal ist: trostlos.

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