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Umstrittene Fotos für die „Vogue“Darf sich Olena Selenska so zeigen?

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Olena Selenska, Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, spricht vor US-Kongressmitgliedern.   

Kiew – Olena Selenska sitzt an einem blank polierten Intarsientisch. Sie trägt eine  halboffene, cremeweiße  Bluse mit Fransen. Den rechten Unterarm hat sie auf den Holztisch  gelehnt, kleinen Finger und Ringfinger ihrer rechten Hand ausgestreckt, so dass der Betrachter ihren goldenen Ehering sehen kann. 

Die linke Hand hat ihr Mann ergriffen,  der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, auch er zeigt seinen Ehering, trägt, wie stets seit dem Angriff Russlands, T-Shirt und Cargo-Hose in Olivgrün.

Auf einer anderen Fotografie sieht man die Selenska am oberen Ende einer Marmortreppe sitzen, vor einer Säule, sie trägt noch die gleiche Bluse zu schwarzer Hose.  Links hinter ihr liegen eng aufeinander gepackt Sandsäcke gegen Luftschutzangriffe, recht führt ein blauer Läufer den Blick zu einem an der Säule stehenden Mann. Ist es der Präsident?   Wir wissen es nicht, er hat sich von der Kamera abgewendet. Auffällig ist der mit allerhand Taschen und  Tornister behängte Gurt, den er trägt. 

Alles zum Thema Wolodymyr Selenskyj

Ein drittes Bild zeigt die First Lady der Ukraine vor den Trümmern eines Flugzeugs. Links und rechts von ihr stehen Soldatinnen und Soldaten in voller Kampfmontur. Olena Selenska allerdings trägt einen eleganten dunkelblauen Mantel, den sie am Kragen zuhält. Der Wind hat ihr die Haare auf attraktive Weise aus dem Gesicht geweht.

Die New Yorker Star-Fotografin Annie Leibovitz hat diese Bilder für die „Vogue“ geschossen, die Präsidentengattin ziert auch das Titelbild des Modemagazins.

Prompt ist eine Debatte darüber entbrannt, ob es sich für die Repräsentantin eines vom Krieg verwüsteten Landes schickt, als Protagonistin einer glamourösen Fotostrecke zu posieren? Ob es nicht vielmehr einen Gipfelpunkt der Instinktlosigkeit darstellt, ähnlich mancher Selbstinszenierungen Melania Trumps? 

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Schaut man noch einmal hin, sind es Leibovitz’ Bilder selbst, die diese Fragestellung aufwerfen, Marmortreppen mit Sandsäcken brechen, Modeposen mit Militärpräsenz, Machtanspruch mit Verzweiflung. Ein statusbewusstes Leben – es muss nicht jeder so bescheiden auftreten wie Frau Merkel oder Herr Scholz – aber eines unter Kriegsbedingungen.

Warum Verzweiflung? Weil es auch ein Schrei nach Aufmerksamkeit ist innerhalb der zunehmend apathischen Medienlandschaft des Westens.

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