Unendliche MöglichkeitenDie Jazz-Highlights in Köln im Juni

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Denis_Gäbel_Foto_Frank Sackenheim

Dennis Gäbel

Köln – 40 Jahre ist es her, dass der Krimi „Wahl der Waffen“ mit Yves Montand, Catherine Deneuve und Gérard Depardieu in die Kinos kam. Regisseur Alain Corneau überließ die Gefühle der tragischen Liebes- und Rachegeschichte weitgehend seinem Komponisten Philippe Sarde, der auf symphonische Streicherklänge und zwei versierte Jazz-Bassisten baute: Ron Carter und Buster Williams variierten subtil die einprägsame Melodie. Vor gut einem Monat feierte Buster Williams seinen 80. Geburtstag – und kommt nun nach Köln.

Fünf Highlights des Monats

Buster Williams: Gleich zwei Sets spielt Williams im King Georg (14.6.) mit dem Quartett Something More, zu dem Steve Wilson (Saxofon), George Colligan (Piano) und Jazz-Rock-Schlagzeug-Legende Lenny White gehören. Das Doppelkonzert ist das zweite von fünf Konzerten, die jährlich in Kooperation mit dem Kölner Magazin „Jazz thing“ stattfinden.

Noch eine Legende besucht das King Georg: Mit Straight-Ahead-Tenorsaxofonist Don Menza (geb. 1936) spielen Heavyweights wie der US-amerikanische Trompeter Joe Magnarelli und Pianist Martin Sasse.

Alles zum Thema Konzerte in Köln

Denis Gäbel: Am 22.4. wurde der 100. Geburtstag des Bassisten Charles Mingus gefeiert, jetzt nimmt das Jubiläum auch in Köln Fahrt auf. Tenorsaxofonist Denis Gäbel spielt im Filmhaus (19.6.) „Celebrating Charles Mingus“ mit dem „Very Special Quintet“ Johan Hörlen (Altsaxofon), Norbert Scholly (Gitarre), Caris Hemres (Bass) und Silvio Morger (Schlagzeug).

Auch im Heimathirsch heißt es „Happy Birthday Charles Mingus!” (13.6.) mit sechs Jazzstudenten der Musikhochschulen Mainz und Mannheim, darunter die Saxofonisten Oliver Wetzl und Jonas Neubauer. Zuvor bestreitet das zweite Monatskonzert im Filmhaus (5.6.) die vorzügliche Trompeterin Heidi Bayer mit Johannes Ludwig (Altsaxofon), Lisa Wulff (Bass) und Karl F. Degenhart (Schlagzeug).

Fuchsthone Orchestra: Im Juni nimmt die grandios besetzte Big Band von Christina Fuchs und Caroline Thon im Deutschlandfunk ihre Debüt-CD auf, danach bereichert sie die Romanische Nacht in St. Maria im Kapitol mit einer Uraufführung (24.6.): Der Romanische Sommer hat die Leiterinnen mit einem Kompositionsauftrag ausgestattet, für das Programm „Echo Chambers“ firmiert die Big Band unter Fuchsthone Chamber Orchestra. Eingeleitet wird die Romanische Nacht mit dem Konzert „Mainly Sacred“ des Jazzchors Freiburg.

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The 3 Cohens: Die in New York lebenden Geschwister Avishai Cohen (Trompete), Anat Cohen (Klarinette) und Yuval Cohen (Saxofon) haben nicht nur als Solisten klangvolle Namen, seit 1997 feiern sie auch gemeinsam als „The 3 Cohens“ Erfolge. Ihrer Heimat Israel bleiben sie musikalisch stets treu, in der Philharmonie (16.6.) begleitet sie die WDR Big Band unter Leitung von Oded Lev-Ari.

Meteors/States of Play: Bassist Sebastian Gramss leistet sich mit dem Tentett States of Play ein Ensemble, das grandios die Klänge dekonstruiert und zu neuen Klangformen verfugt. Die Meteors sind ein Destillat daraus, Premiere feiern sie im Loft (20.6.) mit Gramss, Shannon Barnett, Hayden Chisholm, Dominik Mahnig sowie den Keyboardern Christian Lorenzen und Philip Zoubek.

Das Loft wartet im Juni mit noch mehr Highlights als ohnehin üblich auf. Reza Askaris Band ROAR spielt mit Vibrafonist Christopher Dell (9.6.), das Quartett des Gitarristen Linus Eppinger mit den phänomenalen Rhythmus-Duo Doug Weiss und Jorgy Rossy (13.6.), das italienische Ensemble Totem des Bassisten Ferdinando Romano (15.6.) kommt ebenso wie Laia Genc (Piano, Stimme) mit Markus Braun (Bass) und Jens Düppe als Liaison Tonique (25.6.). Namioto, was in Japan für das Geräusch von Wellen steht, ist ein Projekt des französischen Pianisten und Elektroklangtüftlers Yves Arques, der auf Juliette Meyer (Stimme), Felix Mayer (Posaune) und die mit dem Jazzpreis der Stadt Köln ausgezeichnete Saxofonistin Luise Volkmann trifft (26.6.).

Noch mehr Außergewöhnliches

Nicht minder geballt folgt im Stadtgarten und JAKI ein Event aufs nächste. Paul Heller lädt einmal mehr Julian und Roman Wasserfuhr ein (5.6.), ebenso spielen Matthias Schwengler Soulcrane (18.6.), Structucture von Bassist Roger Kintopf (19.6.) und das Axel Fischbacher Quartett. Glanzlichter setzen Kit Downes, Petter Eldh und James Maddren als Trio Enemy (21.6.). Schlagzeuger Jonas Burgwinkel lädt Saxofonist Seamus Blake in ein tolles Quartett mit Pianistin Johanna Summer und Schlagzeuger Daniel Oetz-Salcines (16.6.) ein, und das Organ Trio mit Mike Churilov (Gitarre), Mike Roelofs (Hammond) und Tony Lakatos (Saxofon) begrüßt niemand Geringeren als Ra Kalam Bob Moses (13.6.).

Eine der eindringlichsten Lehren des Schlagzeugers und spirituellen Lehrmeisters besagt, dass es besser sei, die unendlichen Möglichkeiten in einer einzigen Idee zu finden, als alle zehn Sekunden die Idee zu wechseln. Zu solcher Einsicht mag auch kommen, wer Matthias Schriefl ins Kino folgt. Ab 16.6. ist er im Filmhaus im Dokumentarfilm „Auf Tour Z’Fuaß“ zu erleben: Gemeinsam mit Freund und Mitmusiker Johannes Bär wandert er musizierend durch die Vorarlberger, Tiroler und Allgäuer Alpen – meditative Regeneration nach dem Corona-Sommer 2020.  

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