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Unhöfliche Nazi-ErbenWas Ai Weiwei über seine Zeit in Deutschland denkt

Lesezeit 2 Minuten
Ai Weiwei

  • Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat von 2015 bis 2019 in Berlin gelebt.
  • Im Interview mit dem „Guardian“ wirft er den Deutschen Fremdenfeindlichkeit vor.
  • Was ist dran an seiner Aussage? Ein Kommentar.

Cambridge  – Nachdem er in seiner chinesischen Heimat heftigen Repressalien ausgesetzt, monatelang wegen fadenscheiniger Gründe inhaftiert und anschließend für mehrere Jahre am Verlassen des Landes gehindert worden war, emigrierte der Künstler Ai Weiwei nach Berlin. Knapp drei Jahren darauf verließ Ai Weiwei die deutsche Hauptstadt in Richtung Cambridge, bitterlich enttäuscht von seinem ersten Gastland.

Nun hat der 62-Jährige gegenüber dem britischen „Guardian“ seine Vorwürfe gegen Deutschland bekräftigt. Die Deutschen seien nicht nur unhöflich, sagt Ai Weiwei, der Fremdenhass sei bei ihnen tief verankert. Obrigkeitshörig seien sie, liebten die Bequemlichkeit, unterdrückt zu werden, genauso wie die Chinesen. Das Erbe des Nazismus existiere im deutschen Alltagsleben.

Ai Weiweis Erfahrungen mit Berliner Taxifahrern

Woraufhin Ai Weiwei noch einmal von seinen desaströsen Erfahrungen mit Berliner Taxifahrern erzählt. Als er eben das vor ein paar Monaten in der „Welt“ getan hatte, spottete der russische Schriftsteller Vladimir Sorokin (mit Wohnsitz in Berlin), dass es doch eine zweifelhafte Sache sei, ein Land nach seinen Taxifahrern zu beurteilen (zumal Berliner Taxifahrern).

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Selbstredend sind Ai Weiweis Nazi-Vorwürfe völlig überzogen. Doch mit der Erfahrung, dass man als erkennbar Nicht-Deutscher hierzulande häufiger schlecht behandelt wird, ist der chinesische Künstler leider beileibe nicht allein. Statt nun also wutschnaubend von „Undankbarkeit“ zu sprechen, sollten wir Ai Weiweis Außensicht durchaus ernst nehmen. Gerade weil wir – als „Biodeutsche“ – seine Erfahrungen nicht teilen.

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