Listig, lustig, liebenswertUnser liebsten Hasen und Kaninchen

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So richtig nett ist Kaninchen leider nur sehr selten zu Pu.

Hasen und Kaninchen spielen auch abseits von Ostern und Eiersuche eine wichtige Rolle in vielen Geschichten – wir haben einige der wichtigsten aus Kunst, Film und Literatur zusammengetragen.

Kaninchen in „Pu der Bär“

Nein, so richtig sympathisch ist dieses Kaninchen wirklich nicht. Das Beste, das man über diesen Charakter aus A.A. Milnes Kinderbuch-Klassiker „Pu der Bär“ sagen kann ist, dass Kaninchen Pu ab und zu Honig serviert – wenn auch recht widerwillig. Außerdem rettet Kaninchen das Känguru-Kind vorm Ertrinken, während alle anderen kopflos und hektisch herumlaufen. Denn Kaninchen ist Stratege, liebt es zu organisieren und vor allem zu kommandieren.

So denkt es sich auch immer wieder perfide Pläne aus, für die es den gutgläubigen Pu und das naive Ferkel einspannt. Zum Beispiel in der Geschichte, als Kaninchen die Neuzugänge Känga und Klein-Ruh aus dem Wald vertreiben will. Hier outet sich das Kaninchen als Fremdenfeind: „Wir finden ein fremdes Tier zwischen uns. Ein Tier, von dem wir früher nie gehört haben. Ein Tier, das seine Familie mit sich in der Tasche herumträgt!“

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Zum Glück geht Kaninchens Plan nicht auf – und er und Klein-Ruh freunden sich am Ende sogar an. Trotzdem lernt es nicht dazu. Als Tiger neu in den Wald kommt, ist er dem ordnungsliebenden Kaninchen viel zu ungestüm. Und schon schmiedet es neue fiese Pläne, um Tiger „gestüm“ zu machen. „Kaninchen ist schlau“, sagt Pu einmal: „Und es hat Verstand. Ich glaube, deshalb versteht es auch nie was.“ (mm)

Judy Hopps in „Zoomania“

Judy Hopps heißt die fröhliche und mutige Häsin in dem Animationsfilm „Zoomania“. Ehrgeizig verfolgt sie ihr Ziel, Polizistin zu werden; und das, obwohl noch nie ein Hase vor ihr bei der Polizei gearbeitet hat – das ist schließlich eher was für die großen Tiere wie Elefant, Bulle, Nashorn etc.

So folgen der Film und Judy Hopps dem Motto: Du kannst alles werden, was du willst – genetische Veranlagerungen spielen keine Rolle. Judy Hopps (im Deutschen gesprochen von Josefine Preuß) räumt also auf mit den Vorurteilen und kämpft für eine bessere Welt, die vielfältiger und bunter ist. Das sollte auch einen jeden von uns daran erinnern,  diesen Kampf täglich zu bestreiten. (hen)

Albrecht Dürers „Feldhase“

Wenn man genau hinschaut, kann man im Auge von Albrecht Dürers  berühmten „Feldhasen“ (1502) das Spiegelbild eines Fensterkreuzes sehen. Dieser malerische Trick war zu Dürers Zeiten eigentlich der Darstellung bedeutender oder zahlungskräftiger Menschen  vorbehalten, und der Hase gehörte nun eindeutig in keine dieser Kategorien. Trotzdem hielt ihn Dürer mit geradezu sachlicher Neugier fest.

Offenbar ging es dem Maler nicht mehr um die symbolische Bedeutung des Tieres, sondern um dessen reines, im Grunde banales Sein –  und damit um ein Verständnis der Natur um ihrer selbst willen. Dass der „Feldhase“ auf diesem Umweg doch wieder zu einer symbolische Figur wurde (nämlich für den mit ihm verbundenen Blickwechsel in der  Kunstgeschichte), ist von feiner, dem sanften Tier angemessener Ironie.

Heute ist das  Original des unzählige Male nachgeahmten  Aquarells übrigens so kostbar, dass es das Wiener Museum Albertina in einem Safe aufbewahrt und dem Starhoppler nur alle Jahre Auslauf gewährt. Für den Alltag sitzt ein Stellvertreter im Museum in Positur, was auch deswegen ganz wunderbar zur Geschichte des „Feldhasen“ passt, weil sich dieser schon kurz nach dem Tod des Künstlers wie ein Karnickel zu vermehren begann. (KoM)

Das weiße Kaninchen und der Märzhase in „Alice im Wunderland“

Das weiße Kaninchen, durch dessen Bau kriechend Alice ihren schier endlosen Fall ins Wunderland antritt, ist das genaue Gegenteil eines zwielichtigen Verführers. Es ist immer in Eile, es hat keine Zeit, beziehungsweise Angst zu spät zu kommen, und starrt roten Auges auf seine Westentaschenuhr.

Jedenfalls kann man es sich unmöglich jene Pillen und Pilze verhökernd vorstellen, von denen Jefferson Airplane, direkt aus dem LSD-getränkten San Francisco der Mittsechziger berichtend, in „White Rabbit“ singen. Und doch führt das weiße Kaninchen eine gelangweilte Siebenjährige in ein psychedelisches Zauberreich, in dem die Gesetze der Logik weniger aufgehoben, als vielmehr konsequent zu Ende gedacht sind.

Hier trifft Alice schließlich auf einen echten Feldhasen, den verrückten Märzhasen, in manchen Übersetzungen auch Faselhase genannt. Der hat immer Zeit, und zwar immer die gleiche Zeit: „tea time“.

Als in der Disney-Version von „Alice im Wunderland“ das weiße Kaninchen zur Teegesellschaft dazu stößt, erklären ihm der Märzhase und der verrückte Hutmacher, dass seine Uhr nachgehe, nämlich um genau zwei Tage. Es ist eben Ansichtssache, was das Ziffernblatt zeigt: Entweder man hoppelt den Zeigern hinterher, oder man erkennt, dass sie sich sowieso nur im Kreis drehen. (cbo)

Klopfer in „Bambi“

Besonders nett ist der vorwitzige Klopfer nicht, als er Bambi, den jungen Prinz des Waldes, zum ersten Mal sieht. Der sei ja noch reichlich wackelig auf den Beinen, kommentiert das Kaninchen, als das Jungtier über seine langen Beine stolpert.

Doch das lässt Klopfers Mutter nicht durchgehen und erinnert ihn – wie sehr häufig in diesem frühen Disney-Meisterwerk – an die mahnenden Worte des Vaters. Der hat nämlich für jede Lebenslage eine Weisheit parat, so auch hier: „Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten.“ Und das ist doch ein Ratschlag, den sich gerade in Zeiten von hasserfüllten Debatten in den Sozialen Netzwerken viele vor Augen führen sollten.

Auch sonst tut sich Klopfer schwer, die Erwartungen seiner Eltern zu erfüllen. Blüten schmecken eben besser als das doofe Grünzeug. Und wer will schon mit seinen anstrengenden Schwestern spielen? Aber viel wichtiger ist, dass er und Bambi nach ihrem etwas holperigen Start dann doch noch die allerbesten Freunde werden. (amb) 

Bugs Bunny

Eigentlich ist der Trickfilmhase Bugs Bunny nur ein freundlicher, nichts Böses ahnender Zeitgenosse, den Jäger und andere finsteren Gesellen in seiner wohlverdienten Ruhe stören. Allerdings zahlt es Bugs seinen Plagegeistern dann mit einer Hingabe heim, die von Heimtücke kaum zu unterscheiden ist. Niemand genießt es so sehr, seine Feinde in deren eigene Fallen tappen zu sehen – kein Wunder, dass die Warner Bros. ihren 1940 erstmals als sein wahres Selbst aufgetretenen Star auch in den Weltkrieg gegen Hitler schickten. Allen kleinen und großen Fieslingen sollte der haarsträubende Hase ein warnendes Beispiel sein: Leg dich nicht mit Schwächeren an, denn die könnten schlauer sein als du. (KoM)

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